Lieferantenportale als Einfallstor für Hacker

Von   Alexander Koch   |  VP Sales EMEA   |  Yubico
2. Juli 2025

Lieferantenportale als Einfallstor für Hacker

 

 

Die Anfälligkeit großer Organisationen für Ransomware und andere Cyberangriffe ist nach wie vor ein großes Problem. Gerade Unternehmen der Automobilbranche – vom Zulieferer bis zum Händler – stehen immer mehr unter Beschuss, unter anderem der Angriff auf ein international tätigen Automobilkonzern mit Sitz in Offenbach am Main zeigte. Angriffe wie dieser zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, die gesamte Lieferkette sowie die Lieferantenportale umfassend abzusichern – insbesondere im Hinblick auf eine starke Authentifizierung und ein effektives Identitätsmanagement, indem sichergestellt wird, dass nicht nur jede Organisation, sondern auch jeder Mitarbeiter oder Nutzer individuell geschützt ist.

Der Einsatz von Lieferantenportalen bietet Unternehmen eine Vielzahl an Vorteilen: Sie ermöglichen zunächst einmal die Auswahl idealer Lieferanten auf Basis differenzierter Kriterien, wie Referenzen oder Preisgestaltung, und erlauben die Verwaltung der personalisierten Daten. Darüber hinaus unterstützen die Portale die Automatisierung der Bestellprozesse, von der Angebotsübermittlung bis hin zur Zahlungsabwicklung und dem Mahnwesen. Selbst das gesamte Vertragsmanagement lässt sich hierüber abwickeln. Auf diese Weise sorgen Lieferantenportale für Effizienzsteigerungen und für eine höhere Transparenz in der Lieferkette.

Für Hacker sind Lieferantenportale äußerst attraktive Ziele, da dort wertvolle Informationen wie Preise, Bestellungsdetails oder Produktspezifikationen sowie Erfahrungsberichte und personenbezogene Daten zu den Zulieferern gespeichert sind, welche zum Zwecke der Industriespionage oder zur Erpressung missbraucht werden könnten. Deshalb stehen oftmals die Zulieferer in der Pflicht, die Sicherheit ihrer eigenen Systeme, Zugänge und sensiblen Daten zu gewährleisten, während der Betreiber des Portals die Sicherheitsrichtlinien und -standards festlegen und regelmäßige Sicherheitsaudits durchführen muss.

 

Die Cybersecurity-Risiken von Lieferantenportalen

Jeder Zugriffspunkt auf das Lieferantenportal von außen gewährt Zugang zu internen Ressourcen, sodass sich die potenzielle Angriffsfläche für Cyberkriminelle vergrößert. Da einzelne Lieferanten unterschiedliche Zugriffsrechte benötigen und Lieferantenportale oftmals mit anderen internen Systemen, wie ERP oder CRM, verbunden sind, erhöht sich gleichzeitig die Komplexität. Zudem können Fehlkonfigurationen Sicherheitslücken schaffen, die Angreifern in die Hände spielen. Nicht zu vergessen ist außerdem, dass das Schutzniveau eines Lieferantenportals auch von der Cybersicherheit der angebundenen Zulieferer abhängt. Unzureichend sichere Authentifizierungsmechanismen, wie schwache Passwörter, erleichtern die Zugriffsversuche unerwünschter Dritter. Social Engineering und Phishing stellen weitere Gefahren dar. So könnten sich Hacker als legitime Lieferanten ausgeben, um an Zugangsdaten zu gelangen. Um diese Risiken zu minimieren, müssen Unternehmen strenge Sicherheitsmaßnahmen einführen, die sich auf die Sicherheit der einzelnen Benutzer selbst konzentrieren.

 

Die Automobilbranche im Fokus:
Gut jedes zweite Unternehmen von Phishing betroffen

Die Automobilbranche steht bei der Nutzung von Lieferportalen vor besonderen Herausforderungen. Die komplexen Lieferketten mit zahlreichen Zulieferern und Just-in-Time-Produktionsabläufen erfordern eine hochsichere und gleichzeitig effiziente Authentifizierung der Nutzer. Sensible Daten wie Konstruktionspläne, Produktionszahlen und Liefertermine müssen zuverlässig vor unbefugtem Zugriff geschützt werden. Gleichzeitig darf der Authentifizierungsprozess die schnelle und reibungslose Kommunikation zwischen den Partnern nicht behindern.

Und in der Automobilbranche ist das Phishing-Risiko hoch: Der aktuellen Kaspersky-Studie „Cybersicherheit in der Automobilbranche“ zufolge waren 54 Prozent der Automobil-, Transport- und Logistikunternehmen in Deutschland im Jahr 2023 von Phishing-Angriffen betroffen.

 

Die Schlüsselrolle der Multifaktor-Authentifizierung in der Sicherheit von Lieferantenportalen

Die Multifaktor-Authentifizierung (MFA) spielt eine zentrale Rolle in der Sicherheitsarchitektur von Lieferantenportalen. Sie bildet die erste Verteidigungslinie gegen unbefugten Zugriff und stellt sicher, dass ausschließlich autorisierte Benutzer Zugang zu sensiblen Daten und kritischen Funktionen erhalten. Die Implementierung von MFA reduziert nachweislich das Risiko erfolgreicher Angriffe um bis zu 99 Prozent. Besonders in vernetzten Umgebungen wie der Automobilindustrie, wo Datendiebstahl gravierende Folgen für die gesamte Produktionskette haben kann, ist der Einsatz moderner Authentifizierungsmethoden nicht mehr optional, sondern unerlässlich für den Geschäftsfortbestand. In einer Zeit, in der Cyberangriffe immer raffinierter werden, reichen klassische Authentifizierungsmethoden wie einfache Passwörter längst nicht mehr aus, um ein angemessenes Sicherheitsniveau zu gewährleisten.

Hier kommen fortschrittliche Authentifizierungstechnologien wie FIDO2-Hardware Sicherheitsschlüssel ins Spiel. Bei FIDO2 (Fast Identity Online 2) handelt es sich um einen offenen Authentifizierungsstandard, der eine starke, passwortlose Authentifizierung ermöglicht. Hardware-Sicherheitsschlüssel sind physische Geräte, die als zweiter Faktor oder sogar als alleiniges Authentifizierungsmittel dienen können und mehrere entscheidende Vorteile für die Sicherheit von Lieferantenportalen bieten: Zunächst einmal eliminieren sie die Schwachstellen, die mit „einfachen“ oder wiederverwendeten Passwörtern verbunden sind. Stattdessen verwenden sie kryptografische Schlüsselpaare, wobei der private Schlüssel sicher im Token gespeichert und niemals übertragen wird. Dies macht sie resistent gegen Phishing-Angriffe, da selbst wenn ein Benutzer auf eine gefälschte Website gelockt wird, der Token die Authentifizierung verweigert.

Die Verwendung von FIDO2-Sicherheitsschlüsseln reduziert das Phishing-Risiko auch deshalb erheblich, da die Authentifizierung gerätegebunden ist und nicht über manipulierte Webseiten abgefangen werden kann. Dies ist besonders wichtig in einer Branche wie der Automobilindustrie, in der Wirtschaftsspionage eine reale Bedrohung darstellt. Zudem ermöglichen die Sicherheitsschlüssel eine nahtlose und sichere Authentifizierung über verschiedene Systeme und Plattformen hinweg, was in der stark vernetzten Automobilindustrie von großem Vorteil ist.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, Zugriffsrechte granular zu steuern und bei Bedarf schnell zu ändern. So können beispielsweise temporäre Zugriffe für Projektpartner einfach gewährt und wieder entzogen werden, ohne dass dafür komplexe Passwortänderungen nötig sind. Dies erhöht die Flexibilität in dynamischen Projektumgebungen.

Die Implementierung von Hardware-Sicherheitsschlüsseln in Lieferantenportalen kann auch zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen beitragen. Viele Datenschutzgesetze und Industriestandards fordern starke Authentifizierungsmechanismen, insbesondere für den Zugriff auf sensible Daten. Hardware-Sicherheitsschlüssel erfüllen diese Anforderungen und können somit zur Compliance beitragen.

 

 

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