Warum Unternehmen jetzt einen AI-First-Ansatz verfolgen müssen

Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich gerade zum strategischen Kern digitaler Interaktionen. Unternehmen, die frühzeitig auf einen AI-First-Ansatz setzen, schaffen optimierte Nutzererlebnisse und sichern sich entscheidende Wettbewerbsvorteile. Vier zukunftsweisende Trends und Ansätze spielen dabei eine wichtige Rolle.
Von   Thorben Fasching   |  Executive Partner   |  Reply Deutschland SE
  Steffen Hueck   |  Senior Principal   |  TD Reply
16. Juni 2025

Warum Unternehmen jetzt einen AI-First-Ansatz verfolgen müssen

 

Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich gerade zum strategischen Kern digitaler Interaktionen. Unternehmen, die frühzeitig auf einen AI-First-Ansatz setzen, schaffen optimierte Nutzererlebnisse und sichern sich entscheidende Wettbewerbsvorteile. Vier zukunftsweisende Trends und Ansätze spielen dabei eine wichtige Rolle.

 

 

KI ist längst mehr als nur ein Werkzeug zur Effizienzsteigerung – KI treibt Innovationen voran und gestaltet die Marktdynamik sowie die Wettbewerbslandschaft neu. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Organisationen KI gezielt in ihre Entscheidungsprozesse integrieren. Ob eine KI-Strategie zu den gewünschten Ergebnissen führt, hängt zum einen davon ab, ob es Unternehmen gelingt, interne und externe Daten intelligent zu verknüpfen, Silos aufzubrechen sowie KI-gestützte Echtzeitlösungen umzusetzen. Zum anderen sind verschiedene technologische Entwicklungen erfolgskritisch. Vier zukunftsweisende Trends stehen – laut aktuellem Digital Experience Trends Report von Reply – dabei im Mittelpunkt: Agentic AI, Adaptive Interfaces, Emotional AI und AI-powered Search.

 

Agentic AI: Die Zukunft autonomer Interaktionen

KI-Systeme wandeln sich gerade rasant: Sie sind nicht mehr nur reaktive Helfer, sondern werden zu proaktiven Akteuren. Ein führendes Unternehmen im Bereich Internetsuche und Cloudlösungen beispielsweise, experimentiert mit KI-Agenten, die im Browser selbstständig komplexe Aufgaben wie die automatische Buchung von Flügen oder die Abwicklung von Online-Einkäufen übernehmen. Dieses Beispiel belegt eindrücklich, wie agentenbasierte KI-Systeme – sogenannte Agentic AI – für autonome, kontextabhängige Entscheidungen und Interaktionen sorgen. Mit diesen intelligenten Agenten lassen sich etwa Prozesse automatisieren, Kunden individuell ansprechen und digitale Erlebnisse radikal verbessern. Das Düsseldorfer KI-Startup und Spezialist in der Entwicklung von Chat- und Voicebots, der Anbieter für Conversational AI verkürzt beispielsweise mit KI-gestützten Kundendienstmitarbeitern die Wartezeiten in Callcentern durch vorausschauende Problemlösung. Dazu analysiert das Unternehmen Interaktionsdaten, auf Basis derer KI-Agenten häufige Probleme frühzeitig erkennen und automatisierte Antworten liefern. Auch ein Anbieter für Inbound-Marketing- und CRM-Software setzt auf KI-Agenten, die Vertriebsprozesse optimieren, indem sie automatisch relevante Leads identifizieren und personalisierte Angebote generieren.

Ein international tätiges Forschungs- und Beratungsunternehmen, das sich auf Marktanalysen, Technologietrends und strategische Empfehlungen für Führungskräfte spezialisiert hat, prognostizierte in den „Top 10 Strategic Technology Trends for 2025“, dass bis 2028 etwa ein Drittel aller Unternehmenssoftware auf Agentic AI basieren wird. Dies markiert einen Paradigmenwechsel: Unternehmen reagieren nicht mehr nur auf Nutzeranfragen, sondern KI-Systeme initiieren und optimieren aktiv Interaktionen. Die praktischen Anwendungsfälle gehen dabei weit über klassische Chatbots hinaus. Agentenbasierte KI-Systeme können beispielsweise als E-Commerce-Assistenten agieren, die in Echtzeit Einkaufsvorschläge auf Basis individueller Vorlieben und Trends generieren. Oder als autonome Support-Agenten, die Fragen beantworten, proaktiv Probleme erkennen und Lösungen vorschlagen. Ebenfalls denkbar und bereits im Einsatz sind KI-gestützte Vertriebsagenten, die Leads automatisch analysieren und gezielte Angebote erstellen.

 

Adaptive Interfaces: Echtzeit-Anpassung an Nutzerbedürfnisse

Der zweite KI-Trend legt den Fokus auf den Nutzer. Schließlich erwarten Menschen heutzutage personalisierte und dynamische Interfaces. Entsprechend weichen klassische, statische Oberflächen immer mehr adaptiven Interfaces, die sich in Echtzeit an den Nutzer und seinen Kontext anpassen. Etwa wenn es darum geht, Inhalte zu personalisieren oder Benutzeroberflächen basierend auf Verhalten, Standort oder Gerätetyp intelligent zu modifizieren. Große Einzelhändler setzen auf KI-gesteuerte Content Decision Platforms, die für jeden Nutzer eine personalisierte Startseite generieren. Auch generative UI-Technologien, die automatisch und mit personalisierten, visuellen Elementen und Funktionen auf Nutzerinteraktionen reagieren, sowie echtzeit-optimierte Navigationen, die Nutzer durch komplexe digitale Angebote führen, gewinnen an Bedeutung.

Unternehmen, die auf adaptive digitale Erlebnisse setzen, erhöhen die Kundenzufriedenheit und sorgen – gerade im digitalen Handel – für gesteigerte Conversion-Rates.

 

Emotional AI: Technologie mit Empathie

Kundenservice-Systeme, die auf Frustration oder Unsicherheit reagieren und gezielt Unterstützung anbieten? Oder interaktive Sprachassistenten, die ihre Tonalität je nach Stimmung des Nutzers ändern? Möglich macht es Emotional AI. Technologien dieser Art analysieren Sprache, Mimik oder Nutzerverhalten, um emotionale Zustände zu erkennen und darauf zu reagieren. Ziel ist es, digitale Interaktionen menschlicher und empathischer zu gestalten. So nutzen etwa Unternehmen wie z.B. ein Technologieunternehmen, das generative KI nutzt, um datenbasierte Inhalte für B2B-Marketingprozesse effizienter und zielgerichteter zu gestalten oder ein Videoplattform im Bereich KI-basierter Emotionserkennung für interaktive Kampagnen bereits emotionale Signale, um Werbung kontextsensitiver auszuspielen oder das Nutzererlebnis durch adaptive Inhalte zu verbessern. Diese Einsatzszenarien machen deutlich, wie emotionale Interaktionen die Kundenbindung deutlich erhöhen und das Markenerlebnis intensivieren.

 

AI-powered Search: Von SEO zu GEO

Die Suchlandschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel durch KI-gestützte Suchmaschinen und Chatbots. Wenn Nutzer zunehmend direkte Antworten von KI-Chatbots mit Websuchfunktionen erhalten, anstatt eine Liste von Links durchsuchen zu müssen, werden sie seltener Webseiten besuchen.

Diese Entwicklung stellt eine erhebliche Bedrohung für den organischen Traffic von Marken dar. Ein international tätiges Forschungs- und Beratungsunternehmen, das sich auf Marktanalysen, Technologietrends und strategische Empfehlungen für Führungskräfte spezialisiert hat, prognostiziert in ihrem Bericht „How GenAI Will Reshape Tech Marketing“, dass der organische Suchverkehr von Marken bis 2028 um bis zu 50 Prozent sinken wird, da Verbraucher verstärkt auf generative KI-gesteuerte Suchen setzen.

In dieser neuen Realität werden ChatGPT, Fortschrittliche KI-Plattformen auf Basis großer Sprachmodelle – darunter spezialisierte Antwortmaschinen sowie KI-gestützte Zusammenfassungsfunktionen in Suchsystemen, zunehmend zur neuen Startseite des Internets. Unternehmen müssen daher verstehen, wie sichtbar sie in verschiedenen KI-Suchergebnissen sind und ihre SEO-Techniken zu GEO-Strategien (Generative Engine Optimization) weiterentwickeln, um Inhalte für KI-gestützte Antwortmaschinen zu optimieren. Dies erfordert auch ein Umdenken in Marketing und Suchoptimierung: Weg von rein statischer Keyword-Optimierung, hin zu Ansätzen, die Nutzerintention, Kontextverständnis und Multimodalität priorisieren.

 

Fazit: AI-first als Imperativ für Unternehmen

KI ist nicht mehr nur ein Werkzeug, sondern ein – wenn nicht sogar der –Treiber der digitalen Transformation. Entsprechend erfordert der Wandel von reaktiven zu proaktiven, intelligenten Systemen ein strategisches Umdenken: Unternehmen müssen KI als zentrales Element ihrer digitalen Strategie betrachten. Die Entwicklung zeigt auch, dass Trends wie Agentic AI, Adaptive Interfaces, Emotional AI und AI-powered Search und damit verbunden KI-gesteuerte digitale Erlebnisse die kommenden Jahre prägen werden. Unternehmen haben jetzt die Chance, diesen Wandel aktiv mitzugestalten – und damit ihre Zukunftsfähigkeit nachhaltig zu sichern.

 

 

Die Erkenntnisse aus diesem Beitrag basieren auf dem im Februar veröffentlichen Digital Experience Trendreport.

Thorben Fasching ist Executive Partner von Reply und verantwortet die Agenturen unter dem Cluster „Reply Digital Experience“ sowie die Start-ups innerhalb des Reply Netzwerks. Seit über 20 Jahren analysiert der ehemalige Vizepräsident des BVDW die Trends im digitalen Business und seit 2016 für Reply.

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