Wie Generative KI & das Metaverse die Industrie verändern

Von   Max Morwind   |  Vice President Manufacturing Consulting and Solutions   |  SoftServe
8. November 2023

Der zunehmende Einsatz des Industrial Metaverse wird nicht nur die Art und Weise, wie Unternehmen produzieren, verändern, sondern auch wie sie planen und Produktionsprozesse umsetzen. In der aktuellen Ära der Industrie 4.0 steht neben dem Industrial Metaverse noch eine weitere Technologie im Mittelpunkt des Wandels: Generative Künstliche Intelligenz.

Die Anwendung von Generativer KI im Industrial Metaverse kann Einfluss darauf nehmen, wie Produkte entwickelt, produziert und optimiert werden. Diese Technologie, die auf komplexen Algorithmen und maschinellem Lernen basiert, ermöglicht es Unternehmen, in virtuellen Welten zu arbeiten, Ideen umzusetzen, Produkte zu simulieren und zu optimieren sowie innovative Lösungen zu entwickelt werden, noch bevor das erste physische Teil tatsächlich in Produktion geht. Um den Anschluss nicht zu verlieren und auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es für Fertigungsunternehmen daher essentiell, sich eingehend mit diesen Technologien sowie ihre Einsatzmöglichkeiten und Vorteilen zu beschäftigen.

Von der automatisierten Produktentwicklung über die Simulation komplexer Industrieanlagen bis hin zur personalisierten Kundeninteraktion – die Anwendungsfelder Generativer KI und des Industrial Metaverse sind zahlreich. Einer der prominentesten Einsatzbereiche liegt in der automatisierten Produktentwicklung. Generative KI kann auf Grundlage vorgegebener Parameter und Anforderungen komplexe Produktideen generieren, was den Designprozess beschleunigt und innovative Lösungen ermöglicht. Ein weiteres Schlüsselgebiet ist die Verbesserung von Simulationen und Prototypen. Durch generative Modelle können realistische Simulationen von Industrieanlagen erstellt werden. Diese Simulationen sind nicht nur hilfreich für das Testen unterschiedlicher Szenarien, sondern auch für die Optimierung von Prototypen, bevor sie physisch hergestellt werden. Dies spart Zeit und Ressourcen.

 

Anwendungsbereiche Generativer KI 

 

Generative KI kann verwendet werden, um Produktmodelle zu generieren, die bestimmte Designkriterien erfüllen. Beispielsweise kann sie optimierte Formen für Bauteile erstellen, die leichter und dennoch belastbarer sind und im Endeffekt zu effizienteren Produkten führen. Um Fertigungsprozesse zu optimieren, werden Produktionsparameter analysiert und automatisch angepasst, um die Effizienz zu verbessern. Das Ergebnis: geringerer Ausschuss und niedrigere Produktionskosten. Im Bereich der Bildverarbeitungssysteme kann Generative KI eingesetzt werden, um Defekte oder Qualitätsprobleme in Echtzeit zu erkennen. Zudem ist es möglich, optimale Inspektionsverfahren zu entwickeln und so die Produktqualität zu verbessern. Auch im Bereich Supply-Chain-Optimierung kann der Einsatz von Generativer KI dazu beitragen, die Effizienz zu steigern. Durch die Analyse großer Datenmengen ist es möglich, Lieferketten zu optimieren, indem die KI Nachfrageprognosen erstellt, Lagerbestände verwaltet und Lieferzeiten minimiert. Um die personalisierte Fertigung zu optimieren, nutzen Unternehmen Generative KI zudem, um ihre Produkte den individuellen Anforderungen der Kund:innen anzupassen. Dies ist besonders in Branchen wie dem 3D-Druck von Bedeutung, wo maßgeschneiderte Produkte gefragt sind. Beim Einsatz von generativen KI-Lösungen zur Messung und Regulierung des Energieverbrauchs in Fertigungsanlagen werden noch zusätzliche Kosten gesenkt sowie die Umweltauswirkungen reduziert.

 

Industrial Metaverse in der Praxis

 

In der Fertigungsindustrie ermöglicht das Industrial Metaverse eine Veränderung von Produktentwicklung und -design. Virtuelle Prototypen können in Echtzeit getestet und analysiert werden, was zu schnelleren Entwicklungszyklen und neuartigen Produkten führt.

Durch die Erstellung von virtuellen Schulungsumgebungen sind Mitarbeitende in der Lage, komplexe Fertigungsanlagen und -prozesse interaktiv erkunden und trainieren, ohne physische Anlagen zu betreten. Dies ermöglicht eine sichere und effiziente Schulung für neue Mitarbeitende und erleichtert die Weiterbildung für bestehende Angestellte.

Im Bereich der Wartung und Instandhaltung ermöglicht das Industrial Metaverse die Implementierung von Augmented-Reality-(AR-)Lösungen. Mithilfe von AR-Brillen oder mobilen Geräten tauchen Techniker:innen in eine virtuelle Welt ein, die mit Echtzeitdaten aus den physischen Anlagen verknüpft ist. Störungen werden frühzeitig erkannt. Anleitungen zur Fehlerbehebung knüpfen unmittelbar an, um komplexe Reparaturen durchführen zu können, während die Techniker:innen von virtuellen Assistenten unterstützt werden.

Des Weiteren verbessert das Industrial Metaverse die Zusammenarbeit in global verteilten Teams. Mitarbeiter:innen aus verschiedenen Standorten treffen sich in einer virtuellen Umgebung, um Ideen auszutauschen, Konzepte zu besprechen und gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Dies ermöglicht eine nahtlose Zusammenarbeit unabhängig von geografischen Standorten.

Im Bereich Supply Chain und Logistik erstellen Unternehmen virtuelle Simulationen, um Lieferketten zu optimieren, Lagerbestände zu verwalten und Transportrouten zu planen. Durch die Analyse von Daten in einer virtuellen Umgebung treffen Unternehmen fundierte Entscheidungen, um Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern.

Diese Lösungs- und Anwendungsbereiche optimieren die Art und Weise, wie Unternehmen in der Fertigungsindustrie arbeiten, tragen dazu bei, Prozesse zu optimieren, Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit signifikant zu steigern.

 

Best Practices und erste Ansätze

 

Derzeit stehen IT-Entscheider:innen noch vor der Herausforderung, Technologien wie Generative KI und das Industrial Metaverse strategisch sinnvoll und effektiv zu implementieren, um ihr Potential voll ausschöpfen zu können. Der erste Schritt auf diesem Weg ist eine gründliche Weiterbildung, um ein tiefgehendes Verständnis der eigenen Mitarbeitenden für die Generative KI aufzubauen. Durch Schulungen, Workshops und den Austausch mit Expert:innen können IT-Entscheider:innen die grundlegenden Konzepte und Potenziale dieser Technologie erfassen. Ein weiterer wichtiger Schritt besteht darin, die spezifischen Geschäftsziele zu klären, die mit dem Einsatz von Generativer KI erreicht werden sollen. Beispiele sind die Beschleunigung der Produktentwicklung, die Optimierung von Produktionsprozessen, die Reduzierung von Ausfallzeiten oder die Verbesserung der Kundenerfahrung. Klare, messbare Ziele helfen nicht nur dabei, den Fokus zu behalten, sondern dienen auch als Bewertungsgrundlage für den Erfolg der Implementierung.

Nachdem die Ziele klar definiert sind, ist eine umfassende Evaluierung der vorhandenen Datenquellen und Infrastruktur erforderlich. Diese ermöglicht eine realistische Einschätzung, wie Generative KI in die bestehenden Systeme integriert werden kann. Dabei müssen auch Fragen der Datensicherheit und -integrität berücksichtigt werden, um den Schutz sensibler Unternehmensdaten zu gewährleisten.

Parallel dazu sollten IT-Entscheider:innen sich intensiv mit den verschiedenen Anbietern und Plattformen für Generative KI auseinandersetzen. Ein gründlicher Vergleich der verfügbaren Lösungen hinsichtlich ihrer Funktionalität, Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit an die spezifischen Anforderungen des eigenen Betriebs ist unerlässlich. Dabei ist auch eine Bewertung des Kundensupports und der zukünftigen Entwicklungspläne der Anbieter von großer Bedeutung, um langfristige Partnerschaften zu gewährleisten.

 

Herausforderungen des strategischen Einsatzes

 

Der Einsatz von Generativer KI und des Industrial Metaverse birgt jedoch Hürden und Komplikationen, bevor ein effizienter und sicherer Betrieb gewährleistet werden kann. Ein zentrales Problem ist die Gewährleistung von Datenschutz und Datensicherheit. Generative KI-Modelle werden oft mit großen Datenmengen trainiert, die sensible Unternehmensdaten einschließen. Es ist daher entscheidend, robuste Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren, um unbefugten Zugriff auf diese Daten zu verhindern und die Privatsphäre der Nutzer zu schützen. Die Interoperabilität zwischen verschiedenen Plattformen und Systemen im Industrial Metaverse stellt ebenfalls eine Herausforderung dar. Dies erfordert eine Standardisierung und gemeinsame Entwicklungsanstrengungen, um Kompatibilitätsprobleme zu überwinden. Es bedarf daher klarer Richtlinien und Standards für den Einsatz von Generativer KI oder die Nutzung des Industrial Metaverse. Zusätzlich dazu ist die kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung der generativen KI-Modelle entscheidend.  Insgesamt erfordern der Einsatz Generativer KI und des Industrial Metaverse ganzheitliche Herangehensweisen. Durch die gezielte Bewältigung dieser Herausforderungen können Unternehmen die Vorteile Generativer KI und des Industrial Metaverse voll ausschöpfen und so ihre industriellen Prozesse optimieren.

Max Morwind ist Manufacturing Industry Leader EMEA und Vice President of Solutions and Consulting bei SoftServe. Er verfügt über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung in den Bereichen IoT, Digitalisierung, Geschäftsentwicklung und Technologielösungen für Fertigungsunternehmen. Sein Fokus liegt darauf, die Time-to-Value seiner Kund:innen zu optimieren, um die technologische Transformation voranzutreiben. Dabei kombiniert er seine Begeisterung für Spitzentechnologie mit einem Schwerpunkt auf Geschäftsgrundlagen und ROI. Vor seiner Tätigkeit bei SoftServe hat Max Morwind über elf Jahre für Microsoft gearbeitet. Neben seiner Tätigkeit bei SoftServe engagiert er sich als Mentor für Start-ups und Nachwuchsunternehmer:innen bei Initiativen wie Netzwerk Chancen sowie an der Universität Bayreuth.

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