Future-Ready Banking – Wie Bank- und Kapitalmarktinstitute zu zukunftsfähigen, modernen Organisationen werden können

Von   Thomas Gassenbauer   |  Country Manager Switzerland & Head of BFSI Central Europe, Cognizant   |  Cognizant
23. Januar 2023

In einer Welt, die mit einer Kombination von Krisen in so unterschiedlichen Bereichen wie dem Klimawandel und rasant steigenden Preisen konfrontiert ist, ist es kaum verwunderlich, dass sich Unternehmen mit zahlreichen Herausforderungen auseinandersetzen müssen: von der Umsetzung des permanenten, beschleunigten technologischen Wandels über die Suche nach Talenten bis hin zur Erfüllung der ESG-Aufgaben, die ihre eigenen Mitarbeitenden, Kund:innen, die Gesellschaft und zunehmend auch die Regulierungsbehörden von ihnen verlangen.

Die von Cognizant in Auftrag gegebene Studie Future Ready Business von Economist Impact untersucht, wie Unternehmen sich darauf vorbereitet können, in diesem Umfeld erfolgreich zu sein. Die Studie zeigt, dass die Banken- und Kapitalmarktbranche bei der Zukunftsfähigkeit an fünfter von acht Stellen steht. Banken, Vermögensverwaltungsunternehmen und Finanzintermediäre müssen die Modernisierung und die Personalisierung vorantreiben und ihre Betriebsmodelle überdenken.

Zusätzlich zu dem Druck, den Organisationen in der gesamten Wirtschaft verspüren, sehen sich die Finanzdienstleister:innen mit einer strengeren Regulierung ihrer Aktivitäten und einem anhaltenden Reputationsschaden konfrontiert, den Auswirkungen der Finanzkrise von 2008-2009 sowie dem zunehmenden Wettbewerb durch technikaffine, kundenorientierte FinTechs. Und obwohl führende Akteur:innen in Schlüsselbereichen wie der Modernisierung ihres Kerngeschäfts, der Personalisierung ihrer Dienstleistungen und der Entwicklung verbesserter Betriebsmodelle bemerkenswerte Fortschritte erzielt haben, muss die Banken- und Kapitalmarktbranche auf diesen ersten Erfolgen aufbauen, um effizienter und umweltfreundlicher zu werden.

Banken- und Kapitalmarktindustrie mit langsamen Fortschritten

Banken, Vermögensverwaltungen und Finanzintermediäre sind sich der verschiedenen Aspekte bewusst, die einem modernen Unternehmen zugrunde liegen. So stufen 93 Prozent die Fähigkeit zur Anpassung an ein sich veränderndes Geschäftsumfeld als „etwas“ oder „sehr“ wichtig ein. Allerdings sind nur 41 Prozent der Befragten aus der Branche der Meinung, dass Modernisierungsbemühungen von der obersten Führungsebene nachdrücklich unterstützt werden. Führungskräfte müssen ihre Einstellungen überdenken, wenn ihre Organisation in den kommenden Jahrzehnten florieren sollen.

Technologie

Während der Pandemie waren viele Banken und Finanzdienstleister:innen mit ihrem Digitalisierungsdefiziten konfrontiert. Eine persönliche Beratung, wie sie viele der etablierten Banken in Deutschland seit Jahren praktizieren, war nicht mehr möglich. Digitale und dezentrale Lösungen mussten schnell implementiert werden und die internen Abläufe erwiesen sich als weniger reibungslos als gewünscht.

Digitale Lösungen sind der Schlüssel für die Modernisierung der deutschen Banken. Ein Beispiel dafür ist Cloud-Technologie, bei der erhebliche Fortschritte erzielt wurden. Obwohl die Cloud-Migration ein komplexes Unterfangen sein kann, das maßgeschneiderte Lösungen erfordert, profitieren Banken, die sie durchgeführt haben, von betrieblicher Effizienz, Kostensenkungen, KI-Befähigung, besserer Mitarbeitererfahrung und integrierten Automatisierungsfunktionen, die zu einer kürzeren Markteinführungszeit führen.

Darüber hinaus ist für eine vollständige Modernisierung der Wechsel von „monolithischen“ Systemen, die alle Kernfunktionen der Branche bedienen, zu flexibleren, cloud-basierten Infrastrukturen nötig, da die alten Systeme Funktionen wie Kundenstammdatenmanagement, Liquiditätsmanagement sowie Zahlungsauslösung und -ausführung separat abgewickeln. Dieser Wandel ist hochkomplex, und erfordert eine starke, langfristige Unterstützung durch die Führungsebene und eine tiefgreifende Abstimmung im gesamten Unternehmen – etwas, das häufig fehlt. Nur 43,6 Prozent der befragten leitenden Angestellten im Bank- und Kapitalmarktbereich sind der Meinung, dass die Führungsebene in ihrem Unternehmen die Modernisierung nachdrücklich unterstützt.

ESG

Die direkten Auswirkungen von Banken und Finanzdienstleister:innen auf das Klima sind relativ bescheiden. Jedoch bedeutet ihr Einfluss durch ihr umfangreiches Anlage- und/oder Kreditportfolio, dass ihre Verantwortung weit über die durch ihren Bürobetrieb, die Nutzung von Rechenzentren und Geschäftsreisen verursachten Emissionen hinausgeht.

Dem Future Ready Business Benchmark zufolge halten über 87 Prozent der Banken und Kapitalmarktunternehmen ökologische Nachhaltigkeit für „einigermaßen“ oder „sehr wichtig“ für eine moderne Firma. Doch der Ehrgeiz bleibt manchmal auf der Strecke: Nur ein Drittel der Banken verfügt über engagierte Mitarbeitende und Ressourcen, und weniger als die Hälfte führt entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen durch.

Von der Bewertung der Nachhaltigkeitsauswirkungen ihrer Kredite und Investitionen bis hin zu Anreizen für ihre Kund:innen, umweltfreundlichere Produkte anzunehmen, etwa durch vergünstigte Kreditzinsen – Unternehmen der Finanzbranche können und müssen in diesen Bereichen mehr tun.

Human Resources

Organisationen haben branchenübergreifend Schwierigkeiten, die von ihnen benötigten Arbeitskräfte zu finden. Da die Attraktivität von Banken, Vermögensverwaltungsunternehmen und Finanzintermediäre für hochqualifizierte Fachkräfte immer noch unter den Reputationsschäden der Finanzkrise leidet, stellen die Gewinnung und Bindung von Talenten eine enorme Herausforderung für den Sektor dar. Die Branche sollte ihre Defizite in Bezug auf ihre Umweltauswirkungen sowie auf Vielfalt und Integration angehen. Das würde dazu beitragen, ihre Attraktivität für jüngere Talente zu erhöhen, aber das ist nur der erste Schritt.

Engagierte, motivierte und zufriedene Mitarbeitende sind der Schlüssel, um ein Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Führungskräfte haben die Möglichkeit, auf die Mitarbeitenden einzuwirken, indem sie deren tatsächlichen Wert für die Organisation anerkennen. Zudem sollten sie mittels geeigneter Technologie das Arbeitsumfeld verbessern um die User Experience der Mitarbeiter:innen zu steigern. Viele Bank- und Kapitalmarktinstitute haben dies erkannt und entsprechend gehandelt. 54 Prozent der Befragten gaben an, dass die Bemühungen ihres Unternehmens zur Modernisierung der Technologie im vergangenen Jahr einen signifikanten positiven Einfluss auf die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden hatten. Letztendlich gibt es keinen geschäftlichen Erfolg ohne motiviertes Personal.

Der Weg nach vorne

Banken, Vermögensverwaltungsunternehmen und Finanzintermediäre haben bemerkenswerte Stärken. Ihre bestehenden Prozesse sind effizient und widerstandsfähig. Mehr als neun von zehn Befragten aus der Branche sind der Meinung, dass ihr Unternehmen die Geschäftskontinuität im Falle erheblicher IT-Störungen aufrechterhalten kann – ein wichtiger Punkt angesichts des regulatorischen Drucks auf eine Branche, die nicht offline gehen darf. Betriebsmodelle, die Firmen bei der Umsetzung von Veränderungen bremsen, eine schwache Innovationsbilanz und mangelnde Bemühungen zur Modernisierung des Kerngeschäfts spiegeln jedoch die Defizite in den entscheidenden Bereichen Technologie, ESG und Human Ressources wider und verstärken diese. Fortschritte an all diesen Fronten sind notwendig, um sicherzustellen, dass die Branche auf alle Eventualitäten vorbereitet ist.

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