Von der Idee zum Geschäftserfolg – das Fundament jedes Online-Business bildet die Plattform. Dabei geht es um Performance, Effizienz, Nutzerfreundlichkeit, Flexibilität, Verlässlichkeit, Standard- oder Individual-Lösung … kurz: es geht um die beste Technologie. Schließlich nutzen das überzeugendste Angebot und der beste Service nichts, wenn sich die Webseite nicht komfortabel und nutzerfreundlich bedienen lässt. Häufig schießen die Ambitionen beim Programmieren aber auch über das Ziel hinaus und der Entwicklungsprozess verfängt sich in Komplexität und Kleinteiligkeit. Dann können die folgenden sechs Tipps weiterhelfen:
Mut zur Lücke
Deutschland ist bekanntlich das Land der Ingenieure – und entsprechend planungsgetrieben und detailverliebt. Dies gilt auch häufig für IT-Entwicklungen mit der Konsequenz, Dinge vom Start weg 100-prozentig machen zu wollen. Die Folge: Entweder gehen wir dann gar nicht an den Start oder zu spät oder wir starten mit einem Angebot, das aufgrund seiner hochgradigen Ausgefeiltheit am Bedarf schlichtweg vorbeigeht.
Hier gilt: Mut zur Lücke. Oder: 80 Prozent reichen auch erst mal. Lieber mit wenigen Funktionen starten, auf dieser Basis das Feedback von objektiven Nutzern einholen und dann schrittweise die Funktionalitäten bedarfsorientiert weiter ausbauen. Die Zauberformel heißt Agilität, um bei der Entwicklung von Internetplattformen am besten und schnellsten ans Ziel zu kommen.
Make it short & simple
Am Anfang steht die alles entscheidende Frage nach der besten Technologie. Die Antwort findet man natürlich leichter im Team, denn jeder bringt seine spezifischen Erfahrungen mit, die dann auch den Entscheidungsprozess hin zur technologischen Lösung maßgeblich prägen können. Zu empfehlen ist, die Technologie aus dem Stack auszuwählen, die man bereits am besten einschätzen kann. Dabei kann Time-To-Market eine höhere Priorität haben, als latest, greatest and hippest. Warum? Weil je greater and hipper, desto schneller overdone. Besonders wichtig: Stabile Frameworks. Natürlich werden regelmäßig neue Werkzeuge und Komponenten auf den Markt gebracht. In der Entwicklung sollte man aber auch immer Wert auf Kontinuität legen. Daher ist es oft zielführender, wenn möglichst erprobte, aber trotzdem aktuelle Komponenten eingesetzt werden, die das Entwicklerteam individuell in die Plattform einbaut und aktuell hält.
Fallstricke gibt es während der Entwicklungsphase natürlich haufenweise. Einer der häufigsten und zugleich größten Fehler ist der Ehrgeiz, eine möglichst komplexe Architektur zu bauen – getrieben von der Vision, dass dies mittelfristig, also in ungefähr fünf Jahren, womöglich erforderlich werden könnte. Auch hier gilt: 80 Prozent reichen zum Start.
Think big, think international
Das Internet kennt keine Grenzen und Zielgruppen sprechen heute mehrere Sprachen. Deshalb sollte auch die Plattform-Entwicklung idealerweise gleich von Anfang an mehrsprachig sein. Das bedeutet zunächst zwar einen höheren Aufwand, erweist sich längerfristig aber als deutlich effizienter. Da Plattformen heute auch oft mit mehreren Teams in verschiedenen europäischen Ländern dezentral entwickelt werden, empfiehlt sich zudem die Dokumentation in Englisch zu halten. Das ist zwar mehr Aufwand, erlaubt aber, schneller weitere Teams in die Entwicklung mit einzubinden.
Test (not only) the best
Testen gilt als probates Werkzeug der Risikominimierung. Testen ist auch wichtig, nur eben mit Augenmaß. Denn irgendwann gilt dann auch mal: no risk, no fun! Gerade bei Entwicklungen für den B2C-Bereich ist es gar nicht möglich, alle Nutzer und ihre Vorlieben persönlich kennen zu können. Deshalb ist das Testen der Grundfunktionalität wichtig sowie bei Fehlermeldungen zum Ausprobieren, ob die Fehlerbehebung reibungslos funktioniert. Aber: Alle Varianten zu 100% zu testen ist auch akademisch und führt letztendlich zu einer späteren Auslieferung. Die Devise sollte deshalb sein: Lieber als Erster ins Ziel gekämpft als eleganter Zweiter mit gut sitzender Frisur. Für das Schicksal eines Plattform-Entwicklers bedeutet das: Entwickeln, Nutzern zeigen, blutige Nase abholen, abwischen, Lösung verbessern, Nutzern zeigen …
Die Zielgruppe bin ich
Was muss ich tun, um das Angebot so nutzerfreundlich wie möglich zu gestalten? Idealerweise ist man gleich selbst Teil der Zielgruppe und will die Plattform auch für die eigenen Bedürfnisse bauen. Involviert werden kann dabei auch das persönliche Umfeld. Ob Ehepartner, Freundin, Bruder, Tochter, Freund… als Probant des Feldversuches werden sie am Rechner sitzend beobachtet und analysiert … wie sie klicken, suchen, lesen, sich fragen, die Augen verdrehen, stöhnen, verzweifeln …. Nach dieser manchmal besonders schmerzlichen „blutigen Nase“ heißt es erneut, Feedback verarbeiten und den Nutzern Rückmeldung geben.
Gerade letzteres wird oft vernachlässigt – und zwar nicht nur im persönlichen Umfeld, sondern auch bei den Testläufen im Markt. Natürlich sollte man nach einer festen Roadmap arbeiten, diese aber auch genug Freiraum für nötige Anpassungen ermöglichen. Um beides zu kombinieren, ist Agilität angesagt – beispielsweise mit Release-Zyklen von höchstens einer Woche.
Was Plattform-Entwickler sonst noch wissen sollten …
Wichtig, aber längst nicht selbstverständlich, sind Learnings, die über die fachliche Programmierkompetenz hinausgehen. So sollte ein guter Entwickler auch wissen, dass…
o Antwortzeiten der Plattform von mehr als 0,5 Sekunden schon als zu lang empfunden werden,
o die Daten der Nutzer natürlich nach hohen Sicherheitsstandards verschlüsselt gespeichert werden,
o die Plattform selbst auf eine dynamisch wachsende oder abnehmende Anzahl von Servern verteilt werden muss. Dies gilt ganz besonders bei B2C- Zielgruppen, was viele gleichzeitige Nutzer mit besonderen Spitzenlasten in einzelnen Zeitschienen bedeuten kann. Deswegen ist eine skalierbare Anwendungsarchitektur von Anfang an wichtig – idealerweise bei einem Cloudanbieter, der innerhalb von Minuten neue Ressourcen (Server) zur Verfügung stellen und auch wieder entfernen kann.
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