Status quo der digitalen Transformation von Unternehmen: Ist sie zum Scheitern verurteilt?
Immer mehr Unternehmen berichten von fehlgeschlagenen Transformationsprojekten und nicht erreichten Zielen. Viele sagen sogar, die Investitionen in solche Projekte hätten sich nicht gelohnt. Initiativen ganz aufzugeben wäre der absolut falsche Ansatz, meint Toby Dixon, Geschäftsführer von Endava Deutschland. Denn davon würde nur die Konkurrenz profitieren. Er erklärt, was zu tun ist, damit es gar nicht erst zu Zweifeln kommen kann.
Veränderungen sind immer eine Herausforderung. Dies wird besonders deutlich für Unternehmen und Organisationen, die gerade ihre digitale Transformation starten oder vorantreiben wollen. Sie stehen vor Hindernissen wie Datensilos, komplexen Prozessen und mangelndem Engagement. Diesen Herausforderungen müssen sie sich nun stellen.
In dem neuen Report Leveraging the Human Advantage for Business Transformation von Endava und IDC untersuchen diese, auf welche Hindernisse Unternehmen während ihrer digitalen Transformation treffen. Dabei zeigt sich, dass neun von zehn der befragten Unternehmen weltweit im letzten Jahr bei der Hälfte der Transformationsprojekte ihre Ziele erreicht haben. Etwa ein Zehntel der Unternehmen war demnach bei der digitalen Transformation wirklich erfolgreich. 59 Prozent der Befragten fragen sich, ob sich die bisher gemachten Investitionen langfristig wirklich lohnen werden. Diese Zweifel sind nachvollziehbar, aber es gibt keinen Grund zur Sorge. Noch ist genügend Spielraum, um gegen ein potenzielles Scheitern vorzugehen.
Innovation braucht immer auch Investition
Für viele mag es angesichts dieser Ergebnisse zunächst als logischer Schritt scheinen, die Investitionen in die digitale Transformation zurückzuschrauben. Doch auf lange Sicht wäre das fatal. Wir stehen gerade an einem Scheideweg, was echte Digitalisierung angeht. Unternehmen, denen in den nächsten Jahren die Transformation nicht gelingt, werden zusehends Marktanteile an die Champions verlieren, die bei der digitalen Transformation erfolgreich sind und so immer weiterwachsen können.
Unternehmen haben noch immer die Möglichkeit, durch konsequente Priorisierung einer effizienten und effektiven Transformation den Anschluss zu schaffen. Um diese Herausforderungen zu meistern und den Digitalisierungsprozess möglichst reibungslos zu gestalten, müssen Unternehmen zunächst klar definieren, welches konkrete Ziel sie erreichen wollen. Dabei stehen sie oft vor einer strategischen Entscheidung: Sollen sie den Vertrieb stärken, um das Umsatzvolumen zu erhöhen? Die betriebliche Effizienz verbessern, um Ausgaben zu senken? Oder Produkte und Services optimieren, um die Rentabilität zu steigern? Der strategische Sweet Spot eines Unternehmens bestimmt maßgeblich den weiteren Verlauf des Digitalisierungsprozesses.
Historisch gesehen erforderten digitale Transformationen oft groß angelegte „Big-Bang“-Projekte, die Millioneninvestitionen und erhebliche Reputationsrisiken für wichtige Stakeholder mit sich brachten. Moderne Ansätze wie Agile-Liefermethoden und architektonische Methoden wie die monolithische Zersetzung bieten Unternehmen jedoch eine flexiblere Möglichkeit, diese Risiken zu minimieren. Unternehmen können schrittweise beginnen und das Vertrauen in den Prozess nach und nach stärken. Diese schrittweise Transformation reduziert Kosten und Sichtbarkeit, während kritische Probleme zuerst angegangen werden. Diese neuen Ansätze machen den Transformationsprozess also deutlich weniger abschreckend als in der Vergangenheit.
Eine umfassende Analyse ist erforderlich, um Schwachstellen und Engpässe in Prozessen und Systemen zu identifizieren und Verbesserungsbedarf aufzuzeigen. Unternehmen sollten diese Gelegenheit nutzen, um ihr Produkt- oder Serviceportfolio hinsichtlich des Digitalisierungspotenzials zu überprüfen. Eine ehrliche Analyse kann auch zeigen, dass manche Angebote in einer zunehmend digitalen Welt überflüssig geworden sind oder grundlegend neu konzipiert werden müssen. Bei der Digitalisierung lohnt es sich zu überlegen, ob einige Services zusammengefasst oder wie sie digital dargestellt werden können, ohne die Kunden durch übermäßige Komplexität zu überfordern.
Ein weiterer Aspekt der Analyse sollte die Frage sein, ob und welche Prozesse sich automatisieren lassen. Anstatt ausschließlich auf Robotic Process Automation (RPA) zu setzen, die oft als veraltet wahrgenommen wird, könnten moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) ebenfalls eine Rolle spielen [neue Ergänzung]. Beide Methoden können je nach Bedarf des Unternehmens zur Automatisierung von Routineaufgaben verwendet werden. Dieser flexiblere Ansatz bietet Unternehmen die Möglichkeit, sowohl RPA als auch KI einzusetzen, ohne sich zu sehr auf eine Technologie festzulegen..
Unternehmen müssen zudem ihre Datensilos aufbrechen und neue Datenmodelle entwickeln, die digitale Geschäftsmodelle und Angebote unterstützen. Es reicht nicht aus, unterschiedliche Datenquellen zu sammeln. Sie müssen so miteinander verbunden und bereitgestellt werden, dass sie leicht von den Mitarbeitern genutzt werden können, um relevante Erkenntnisse zu gewinnen. Unterschiedliche Datenmodelle auf Produktebene können riesige Ineffizienzen und neue Silos schaffen – dies gilt es zu vermeiden.
Der Faktor Zusammenarbeit
Bei allen Digitalisierungsbemühungen dürfen Unternehmen es keinesfalls versäumen, die interne Zusammenarbeit und Kommunikation zu stärken. Transformation und Veränderung bedeuten oft, dass etablierte Prozesse und Arbeitsweisen hinterfragt und angepasst werden müssen. Dabei ist es wichtig, dass alle Beteiligten im Unternehmen – von der Führungsebene bis hin zu den einzelnen Teams – in den Transformationsprozess einbezogen werden.
Der Report zeigt auf, dass Unternehmen häufig Schwierigkeiten haben, interne Skepsis zu überwinden. So gehen 39 Prozent der Führungskräfte davon aus, dass die mangelnde Akzeptanz unter Mitarbeitern einen negativen Einfluss auf Transformationsprojekte haben kann. Dies zeigt, wie wichtig es ist, eine Kultur der Offenheit und des Zusammenhalts zu fördern. Weitere genannte Gründe für das Scheitern digitaler Initiativen sind Meinungsverschiedenheiten zwischen Führungskräften (36 Prozent) sowie mangelnde interne Zusammenarbeit (33 Prozent). Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass ihre entsprechende Projekte gut koordiniert sind und alle Stakeholder eingebunden werden.
Fazit
Die digitale Transformation ist komplex und wird durch Hindernisse wie Datensilos, ineffiziente Prozesse und mangelndes Engagement erschwert. Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen klare Ziele definieren, eine umfassende Analyse ihrer Schwachstellen durchführen und ihr Produkt- und Serviceportfolio auf Digitalisierungspotenzial überprüfen. Moderne Ansätze, die schrittweise Umsetzung ermöglichen, sowie der flexible Einsatz von Automatisierungstechniken wie RPA und KI sind dabei wichtige Schritte.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Einbindung und Schulung der Mitarbeiter, da fehlende Akzeptanz und mangelnde interne Zusammenarbeit häufig zu Misserfolgen führen. Es ist entscheidend, die Belegschaft von Anfang an in den Transformationsprozess einzubinden, um Motivation und Engagement zu fördern.
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