Remote Arbeitskulturen etablieren – so geht’s

Die Herausforderungen der letzten Jahre führten zu einem Umbruch in der Arbeitswelt: Flexible Arbeitszeiten und Ortsunabhängigkeit gewannen mit der Pandemie an Bedeutung und werden auch weiterhin von Arbeitnehmern geschätzt und zunehmend gefordert. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich deshalb, eine Remote-Arbeitskultur einzuführen, um auf dem internationalen Arbeitsmarkt mitzuhalten. Die Umstellung ist mit einigen Hürden verbunden, bringt aber auch entscheidende Vorteile mit sich.
Von   Caterina Kremp   |  Editorial Managerin   |  Remote
2. März 2023

Arbeitsprozesse neu denken

Moderne Arbeitsprozesse wie die flexible Gestaltung von Arbeitszeit und -ort sind die Zukunft des Arbeitens. Das geht aus einer internationalen Befragung hervor: So ist für etwa drei Viertel der Befragten eine flexible Arbeitszeiteneinteilung eine der wichtigsten Zusatzleistungen bei der Jobsuche. Auch Teilzeitmodelle wie die 4-Tage-Woche gelten für 63 % der Befragten als wesentlicher Faktor bei der Entscheidung für einen Job[1]. Dass an Freitagen bereits früher als nach acht Stunden Arbeit das Wochenende beginnt, ist sogar für zwei von drei Arbeitnehmer:innen ein wichtiger Benefit.[2]
Um diese Wünsche von Arbeitskräften zu erfüllen und den Aufbau einer modernen Unternehmenskultur voranzutreiben, bietet sich die Etablierung einer Remote-Arbeitskultur an. Daraus ergeben sich Vorteile wie eine gesteigerte Produktivität der Mitarbeiter:innen, Kosteneinsparungen für die Instandhaltung der Büroräume sowie die weltweite Rekrutierung von Talenten.

Asynchrones Arbeiten ist das Zauberwort

Bei einen remoten Arbeitskultur funktioniert das auf Synchronität ausgerichtete „9-to-5-Modell“ nicht. Vielmehr bedarf es einem asynchronen Arbeitsmodell, um die Arbeitsabläufe auch über verschiedene Länder und Zeitzonen hinweg zu koordinieren. Dabei sind eine präzise Planung und eine durchdachte Strategie notwendig, um Prozesse anzupassen und gleichzeitig einen effizienten Workflow zu gewährleisten.

Bei einem asynchronen Arbeitsmodell fallen zum Beispiel Kernarbeitszeiten weg, da diese aufgrund der unterschiedlichen Zeitzonen nicht einhaltbar sind. Mitarbeiter:innen können so ihre Zeiteinteilung nach ihren individuellen Bedürfnissen vornehmen. Besonders wichtig ist dabei eine optimale technische Voraussetzung, denn technische Probleme oder fehlende Zugänge zu Arbeitsmaterialien behindern laufende Prozesse. Deshalb ist es für Unternehmen mit einer remoten Arbeitskultur unbedingt erforderlich, in geeignete Technologie zu investieren, damit eine reibungslose Zusammenarbeit stattfinden kann.

Teambuilding trotz Distanz – Entfernungen überwinden

Ob sich Mitarbeiter:innen dem Team zugehörig und sowohl von Kolleg:innen als auch von Vorgesetzten wertgeschätzt fühlen, hat erhebliche Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden und ihre Leistungen. In einer remoten Arbeitskultur gestaltetet sich die Umsetzung aufgrund der Entfernung zwischen den Teammitgliedern oftmals schwieriger als in traditionellen Arbeitsumgebungen.

Vor allem Unternehmen mit einer hybriden Arbeitskultur müssen dafür sorgen, dass sich Remote-Mitarbeiter:innen gegenüber physisch anwesenden Kolleg:innen nicht benachteiligt fühlen. Das ist gar nicht so einfach: Laut einer Studie geben 56 % an, dass sie das Gefühl haben, dass sich die Meeting-Leiter:innen im Gespräch zu stark auf die physisch anwesenden Kolleg:innen fokussieren.[3] Hybridarbeit stellt Arbeitgeber:innen also vor weitere große Herausforderungen. Ein Unternehmen sollte allen Mitarbeiter:innen das Gefühl geben, vollwertiger Bestandteil des Teams zu sein und tiefgreifendes Vertrauen zu genießen. Denn das Zugehörigkeitsgefühl ist auch bei Teams, die aus der Ferne zusammenarbeiten, ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Auch den im Büro anwesenden Mitarbeiter:innen fällt es nicht immer leicht, zwischenmenschliche Beziehungen zu ihren Remote-Kolleg:innen herzustellen. Hauptverantwortlich dafür sind vordergründig soziale Aspekte wie weniger bis gar keine Face-to-Face-Gespräche und fehlender Smalltalk. Die Aufgabe von Unternehmen besteht also darin, Maßnahmen zu ergreifen, um trotz der räumlichen Entfernung ein Teamgefühl zu schaffen und sowohl für anwesende als auch für Remote-Mitarbeiter:innen eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu kreieren.

Wettbewerbsfähig bleiben und Diskriminierung im Recruiting vorbeugen

Der Kampf um die globalen Talente wird immer größer, weshalb Recruiter:innen es zunehmend schwieriger finden, qualifizierte Arbeitskräfte einzustellen. Zudem haben Bewerber:innen wachsende Erwartungen an die Work-Life-Balance. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, ergreifen Unternehmen zusehends Maßnahmen, wie die Einführung von attraktiven Benefits oder den Aufbau einer Remote-Arbeitskultur. Das erhöht die Chancen auf gut ausgebildete Arbeitskräfte, da viele Arbeitnehmer:innen bei ihrer Jobwahl einen großen Wert auf Gehalt und Benefits, gefolgt von Flexibilität und eine sinnvolle Arbeit legen.

Für das Recruiting von internationalen Spitzenkräften ist ein inklusiver Einstellungs- und Onboarding-Prozess besonders wichtig. Jedoch haben schon knapp 50 % der internationale Arbeitnehmer:innen laut eigener Aussage diskriminierende Erfahrung während der Jobsuche gemacht[4]. Durch Weiterbildungs- und Aufklärungsmaßnahmen sollten innerhalb des Teams Inklusivität und Diversität thematisiert und gegen unbewusste Voreingenommenheit sensibilisiert werden.

Den eigenen diversen und inklusiven Ansatz bereits im Recruiting-Prozess für Bewerber:innen klar erkennbar zu machen, macht Arbeitgeber:innen umso attraktiver.

Fazit – Challenge und Chance zugleich

Der Einsatz von früher noch undenkbaren Möglichkeiten wie der weltweiten Online-Rekrutierung von Arbeitskräften ist ein Schritt, Herausforderungen wie die Corona-Pandemie oder den Fachkräftemangel zu bewältigen. Die Einführung von asynchronen Arbeitsprozessen ist dabei aufgrund von unterschiedlichen Zeitzonen unerlässlich.

Der Aufbau eines starken Zugehörigkeitsgefühls innerhalb des global agierenden Teams ist nur eine Herausforderung, denen Unternehmen bei der Etablierung einer Remote-Arbeitskultur gegenüberstehen. Die Leitmotive lauten dabei: Flexibilität, Individualität, Benefits und Anpassungsfähigkeit. Die gebotenen Leistungen müssen mit den Anforderungen des globalen Branchenmarktes mithalten können, damit das Unternehmen weltweit wettbewerbsfähig bleibt.

Auch der Hiring- und Onboarding-Prozess muss inklusiv gestaltet sein. Weiterbildungs- und Aufklärungsmaßnahmen können innerhalb des Teams zur Sensibilisierung für das Thema Diversität beitragen.

Grundsätzlich ist die Umstellung auf eine Remote-Arbeitskultur mit Prozessveränderungen und einigen weiteren Herausforderungen verbunden. Am Ende bringt sie jedoch viele langfristige Vorteile für sowohl Arbeitgeber:innen als auch Arbeitnehmer:innen mit sich.

 

 

Quellen:

1, 2, 3, 4   https://remote.com/de-de/resources/challenges-remote-first-whitepaper

Caterina Kremp ist Editorial Managerin und arbeitet im Auftrag von Remote. Remote ist die globale Lösung für Gehaltsabrechnung, Steuern, HR und Compliance für weltweit verteilte Teams und ermöglicht es Unternehmen jeder Größe, Fachkräfte an jedem Ort der Welt in wenigen Minuten einzustellen. https://remote.com/de-de/resources/challenges-remote-first-whitepaper

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