NFTs: Chancen und Risiken für Künstler und Kreative

Von   Jenny John   |  Associate Product Manager, Digital Arts   |  Corel
4. Juni 2022

Kryptokunst verkaufen: Die Basics

Fotos, Illustrationen, Cartoons oder digitale Kunstwerke – der Markt für NFTs (Non-Fungible Tokens) ist im vergangenen Jahr explodiert. Einige Stücke wurden sogar für mehrere Millionen Dollar verkauft. Doch die wenigsten Künstler werden durch NFTs über Nacht zum Millionär. Für die meisten Künstler kann Kryptokunst eine weitere Möglichkeit sein, ihre digitalen Werke zu Geld zu machen, aber es gibt einige Dinge zu beachten. Obwohl NFTs noch in den Kinderschuhen stecken, hat sich der Markt zu einer Multimilliarden-Dollar-Industrie entwickelt, die es wert ist, beachtet zu werden.

NFTs bieten digitalen Kunstwerken die Möglichkeit, ihre Seltenheit und Originalität über die Blockchain zu belegen und ihnen auf diese Weise einen Wert zuzuschreiben, was zuvor schlichtweg nicht möglich war. So können nun auch Künstler von digitalen Werken ihre Kunst in wichtige Investitionsgüter verwandeln und als Originale handeln. Der Käufer eines NFT-Kunstwerks nimmt jedoch kein physisches Gemälde oder Foto mit nach Hause, sondern kauft eine verschlüsselte Datei mit einem eindeutigen, verfolgbaren Token.

Auch für Grafikdesigner können NFTs eine unmittelbare Möglichkeit und eine Gelegenheit sein, zusätzliches Einkommen zu generieren und sich einen Namen zu machen; schließlich ermöglichen NFT-Plattformen einen direkten Zugang zu einem weltweiten Publikum. Nicht nur mit dem reinen Verkauf, auch über Tantiemen beim Weiterverkauf können Künstler Geld mit NFTs verdienen und so langfristig profitieren.

NFTs und der Kunstmarkt

Weltweite Aufmerksamkeit haben NFTs 2021 erhalten, als die digitale Collage „Everydays“ des Künstlers Beeple für 69 Millionen Dollar bei Christie’s in New York versteigert wurde. Damit ist es das teuerste je verkaufte NFT. Spätestens dadurch wurde deutlich, dass NFTs den Kunstmarkt völlig verändern werden – einige sprechen sogar von einer Revolution. Während Käufer solche Summen bislang eher für ein Gemälde von Picasso ausgeben, können nun auch bislang unbekannte Künstler von digitalen Werken durch NFTs in kürzester Zeit berühmt werden und Millionen verdienen. Doch ganz so einfach geht es dann doch meistens nicht: In einem Bericht aus der Fachzeitschrift „Nature“ geht hervor, dass gerade einmal ein Prozent aller NFTs bis April 2021 Preise von über 1590 Dollar erzielten.

Prinzipiell kann jeder ein NFT erstellen – eine spezielle Software oder App ist dafür nicht erforderlich. Voraussetzung für den Verkauf ist, dass die Eigentumsrechte an dem Kunstwerk beim Verkäufer liegen. Künstler brauchen außerdem eine Krypto-Wallet, um Kryptowährungen als Bezahlung zu erhalten. Und auch einige Coins sind für die Verkaufsgebühren notwendig. Da die meisten NFTs auf der Blockchain Ethereum basieren, empfiehlt es sich, Ether zu kaufen – die dazugehörige Währung. Möglich ist dies beispielsweise über eine Plattform wie Coinbase. Als nächsten Schritt benötigen Künstler Zugang zu einer entsprechenden Handelsplattform. Zu den bekanntesten Marktplätzen gehören unter anderem Opensea, Rarible, Mintable und Super Rare. Beim Verkauf des NFTs fallen dann noch Service-Gebühren an, diese sind je nach Plattform unterschiedlich hoch.

Risiken und Probleme von Crypto Art

Die Blockchain ermöglicht es, Informationen so zu speichern, dass diese schwer zu hacken oder zu manipulieren sind. Die Struktur der Blockchain ermöglicht es, den ursprünglichen Besitzer und alle nachfolgenden Besitzer eines Kunstwerks zu ermitteln. Trotzdem gibt es in der NFT-Branche immer wieder Diebstahl, Betrug und Hackerangriffe. Mehrere Künstler haben berichtet, dass ihre Kunstwerke von Social-Media-Plattformen gestohlen und von anderen Personen oder von Bots als NFTs gelistet wurden.  Anfang dieses Jahres war beispielsweise OpenSea von einer Phishing-Kampagne betroffen, bei der über 250 NFT im Wert von 1,7 Mio. Dollar gestohlen wurden.  Und da es noch keine Rechtsvorschriften für Kryptokunst und Münzprägung und keine Protokolle gibt, ist es für Künstler schwierig, sich vor solchen Diebstählen zu schützen. Außerdem schwankt der Wert von NFTs sehr stark, da sie auf dem Wert der jeweiligen Kryptowährung verkauft werden. Fällt der Wert einer Kryptowährung, sinkt automatisch der Wert des Kunstwerkes.

 

Einige Künstler, die ihre Werke mit Software von Corel erstellen, haben feststellen müssen, dass es bei NFTs vieles zu beachten gibt. Sei es beim Erstellen, Verkauf oder den Gebühren, aber auch in Bezug auf Schutzmaßnahmen, damit die Crypto Art schwerer zu hacken ist. Hier mangelt es derzeit noch an Best Practices für digitale Künstler.

Umstritten ist außerdem der enorme Energieverbrauch, zu dem NFTs in einer gewissen Weise beitragen. Denn beim Crypto-Mining werden Hochleistungscomputer benutzt, die riesige Mengen an Energie verbrauchen. So entstehen bei einer einzelnen Transaktion durchschnittlich 35 Kilowattstunden – beziehungsweise ein Schadstoffausstoß von 14 Kilogramm Kohlendioxid (CO2). Umweltfreundlichere Alternativen befinden sich erst noch in der Entwicklung.

 

Fazit

 

Corel geht davon aus, dass Krypto-Kunst von immer mehr Künstlern angenommen wird. Der Markt wird bis 2022 weiter rasant wachsen und schließlich zu einem allgegenwärtigen Bestandteil des Portfolios von Digitalkünstlern reifen. Sie hat das Potenzial, das Leben von Millionen von Kreativen auf der ganzen Welt zu verändern, denn theoretisch kann jeder mit Zugang zu einem Computer und Internet ein NFT erstellen, das theoretisch erfolgreich werden kann. Doch während diese Branche wächst, müssen Künstler auf mögliche Gefahren achten. Gleichzeitig müssen die Handelsplattformen ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärken, um Kryptokunst zu schützen. Denn je erfolgreicher Crypto Art wird, desto häufiger und ausgefeilter werden auch Betrugsversuche. Daher sollten sich Künstler in Sachen NFT stets über den aktuellen Stand der Technologie und Security-Maßnahmen informieren.

With more than 15 years of professional experience in marketing and product management, Jenny leads the strategy and product evolution for Corel’s digital arts portfolio, most notably Corel Painter. She is passionate about understanding the latest trends in art and technology and is dedicated to building products that empower digital artists to be creative and do their best work.

Kommentare

  1. staufer@staufer.de

    Director bei Lorem Ipsum

    Dass es noch keine Rechtsvorschriften für Kryptokunst und Münzprägung geben soll, ist so nicht ganz richtig. Es gelten grundsätzlich die allgemeinen Rechtsvorschriften auch für CrptoArt. Lediglich bei der korrekten Anwendung der Rechtsvorschriften und deren technischen Umsetzung vor allem im internationalen Handel hapert es noch sehr. Ausführlich hierzu, auch zur Problematik der Widerrufsrechte bei Smart Contracts: Kirsch, CryptoArt – Verbraucherschutz im Handel mit NFT, erschienen bei Digital Native Law 2023.

    - 17. Oktober 2023 um 09:00

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