Einführung der NIS-2-Richtlinie: Die entscheidende Rolle der Domain-Sicherheit

Von   Christian Dallmayer   |  General Manager   |  united-domains GmbH
10. September 2024

Einführung der NIS-2-Richtlinie: Die entscheidende Rolle der Domain-Sicherheit

 

Die EU möchte die Cybersicherheit in Europa erhöhen. Deshalb muss die NIS-2-Richtlinie der EU in deutsches Recht überführt werden. Die zweite Erweiterung der Richtlinie bringt umfassende Neuerungen mit und fordert von Unternehmen mehr für die Cybersicherheit zu tun. Betroffen sind Unternehmen und öffentliche Stellen, die als Betreiber kritischer Infrastrukturen gelten. Mit knapp 30.000 betroffenen Organisationen und einer klaren Unterscheidung zwischen „wichtigen“ und „besonders wichtigen“ Einrichtungen setzt die NIS-2-Richtlinie einen neuen Standard für die Cybersicherheit in Europa. Unternehmen müssen sich jetzt auf verschärfte Meldepflichten einstellen: Erhebliche Sicherheitsvorfälle sind spätestens 24 Stunden nach ihrem Auftreten zu melden. Eine Aktualisierung muss nach 72 Stunden erfolgen. Diese hohen Anforderungen spiegeln die gestiegene Bedeutung der Cybersicherheit wider. Zudem haftet die Geschäftsleitung persönlich für die Einhaltung der Sicherheitsvorgaben und muss regelmäßige Schulungen durchlaufen, um sicherzustellen, dass die Sicherheitsprozesse auf höchster Ebene verankert sind. Die EU-Mitgliedstaaten haben bis zum 17. Oktober 2024 Zeit, die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen.

 

Bedeutung der Domain-Sicherheit 

Wie hängen Domains und die NIS-2-Richtlinie zusammen? Domains spielen eine zentrale Rolle in der Netzwerk- und Informationssicherheit. Sie sind nicht nur digitale Adressen, sondern auch wesentliche Bestandteile der Unternehmensidentität und -kommunikation. Ein Angriff auf eine Domain kann daher weitreichende Konsequenzen haben, vom Datenverlust bis hin zu langfristigen Schäden der Markenreputation. Cyberkriminelle nutzen Domains häufig als Angriffsvektoren, um Zugang zu Netzwerken und sensible Daten zu erlangen. Phishing-Angriffe, bei denen gefälschte Domains verwendet werden, um Benutzer zur Preisgabe vertraulicher Informationen zu verleiten, sind besonders verbreitet. Darüber hinaus können Angreifer durch Domain-Spoofing ähnlich klingende Domains registrieren, um Nutzer zu täuschen und etwa Malware zu verbreiten. Die NIS-2-Richtlinie legt einen verstärkten Schwerpunkt auf die Domain-Inhaberschaft und unterstreicht damit die entscheidende Bedeutung einer präzisen Zuordnung von Domains für die Netzwerk- und Informationssicherheit. Daher gilt es nun, die Domain-Sicherheit umfassend in die IT-Sicherheitskonzepte zu implementieren.

 

Konkrete Verpflichtungen für Unternehmen

Die neue Version der „Network and Information Systems“-Richtlinie verpflichtet Unternehmen, umfassende Risikomanagementprozesse zu implementieren, die die Sicherheit der Domains einschließen. Das umfasst regelmäßige Sicherheitsaudits, es müssen Incident-Response-Pläne etabliert und Sicherheitsvorkehrungen kontinuierlich überwacht und bewertet werden. Ein zentraler Aspekt, um Risiken in Bezug auf Domain-Missbräuche zu minimieren, ist das Domain Monitoring. Dieses ermöglicht die Echtzeitüberwachung neu registrierter Domains, die dem Markennamen des Unternehmens ähneln. Durch diese Überwachung können Unternehmen frühzeitig Phishing-Angriffe oder Markenmissbrauch erkennen und verhindern. Wenn beispielsweise eine Domain registriert wird, die dem Unternehmensnamen ähnlich sieht, wird dies sofort gemeldet, sodass Maßnahmen ergriffen werden können, bevor Schaden entsteht. Das Domain Monitoring ist somit ein entscheidendes Werkzeug zur Aufrechterhaltung der Integrität und Sicherheit der digitalen Präsenz von Unternehmen.

Zusätzlich spielt DNSSEC (Domain Name System Security Extensions) eine wichtige Rolle bei der Erhöhung der Sicherheit des Domain Name Systems. DNSSEC gewährleistet die Authentizität der DNS-Antworten und schützt vor DNS-Spoofing und Cache Poisoning, zwei häufige Angriffsmethoden, bei denen Cyberkriminelle den Netzwerkverkehr umleiten und Nutzer auf schädliche Websites führen. Durch die Implementierung von DNSSEC können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Domains vor solchen Angriffen geschützt sind. Auf diese Weise wird nicht nur die allgemeine Sicherheit der Unternehmensinfrastruktur verbessert, sondern auch sichergestellt, dass Kunden und Geschäftspartner darauf vertrauen können, dass ihre Verbindungen zu den Unternehmensdiensten sicher sind.

 

Risiken bei Vernachlässigung der Domain-Sicherheit

Unternehmen, die die Sicherheit ihrer Domains vernachlässigen, laufen Gefahr, Opfer von Phishing- und DDoS-Angriffen zu werden. Solche Angriffe können zu erheblichen Datenverlusten, Beeinträchtigungen der Geschäftskontinuität oder langfristigen Schäden an der Markenreputation führen. Domain-Spoofing, bei dem Kunden unwissentlich sensible Informationen auf betrügerischen Websites preisgeben, kann das Vertrauen in Unternehmen nachhaltig schädigen. Darüber hinaus können ungesicherte Domains als Einstiegspunkt für weitreichende Cyberangriffe dienen, bei denen Angreifer tiefere Schichten der Unternehmensnetzwerke kompromittieren. Das kann nicht nur den internen Betrieb stören, sondern auch zu finanziellen Verlusten durch Betrug und Erpressung führen. Der Wiederaufbau des Vertrauens der Kunden und Geschäftspartner nach einem solchen Vorfall erfordert erfahrungsgemäß eine Menge Zeit und Ressourcen. Langfristig können Unternehmen, die ihre Domain-Sicherheit vernachlässigen, auch rechtliche Konsequenzen und hohe Strafen riskieren, wenn sie gegen regulatorische Vorgaben der NIS-2-Richtlinie verstoßen. Die mangelnde Sicherung von Domains kann somit das gesamte Geschäftsumfeld und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens erheblich beeinträchtigen.

 

Integration der Domain-Sicherheit in die Cybersicherheitsstrategie

Die NIS-2-Richtlinie fordert von Unternehmen, dass sie angemessene technische und organisatorische Maßnahmen zum Schutz ihrer Systeme treffen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen IT-Sicherheitsteams und Domain-Administratoren sowie regelmäßige Schulungen und den Austausch von Best Practices. Führungskräfte müssen daher sicherstellen, dass die Domain-Sicherheit als Priorität betrachtet und nahtlos in alle Aspekte der IT-Sicherheitspraktiken eingebunden wird.

Eine effektive Integration der Domain-Sicherheit beginnt mit einer umfassenden Risikobewertung, bei der potenzielle Bedrohungen und Schwachstellen in der Domain-Infrastruktur identifiziert werden. Regelmäßige Schulungen sind wichtig, um alle Mitarbeiter über die neuesten Bedrohungen und Abwehrmechanismen zu informieren. Klare Kommunikationskanäle und regelmäßige Meetings zwischen IT-Sicherheitsteams und Domain-Administratoren fördern die schnelle Identifizierung und Lösung von Sicherheitsproblemen. Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung einer starken Sicherheitskultur und der Bereitstellung ausreichender Ressourcen. Robuste Sicherheitsprotokolle, regelmäßige Überprüfungen und Aktualisierungen von Domain-Registrierungsdetails, die Implementierung von DNSSEC und umfassende Incident-Response-Pläne sind einfach unerlässlich.

 

Fazit

Angesichts der weltweit zunehmenden Bedrohungen durch Cyberangriffe ist es für Unternehmen unverzichtbar, Domain-Sicherheit als integralen Bestandteil ihrer Cybersicherheitsstrategie zu betrachten. Durch die Implementierung umfassender Sicherheitsmaßnahmen und die enge Zusammenarbeit zwischen IT- und Domain-Teams können Unternehmen den Anforderungen der NIS-2-Richtlinie gerecht werden. Die neuen gesetzlichen EU-Vorgaben und die erweiterten Verantwortlichkeiten unterstreichen die Notwendigkeit einer proaktiven und umfassenden Sicherheitsstrategie, um den wachsenden Cyberbedrohungen effektiv zu begegnen.

Christian Dallmayer verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Web-, Technologie- und E-Commerce-Bereich, darunter bei der Q&A-Plattform gutefrage.net, dem Softwareunternehmen equinux AG und dem Shopping-Anbieter 1-2-3.tv. Er hat einen Abschluss als Diplom-Politologe (Univ.) mit Schwerpunkt Politikwissenschaft, Marketing, Methoden der empirischen Sozialforschung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2022 ist er als General Manager bei der united-domains GmbH für die Bereiche B2B und B2C verantwortlich.

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