Digitalisierung: So finden Unternehmen geeignete IT-Fachkräfte

Von   Arne Hosemann   |  Managing Director & Co-Founder   |  expertlead
27. November 2019

Die voranschreitende Digitalisierung hat in Unternehmen aller Branchen zu einem erhöhten Bedarf an IT-Fachkräften geführt. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Während Personalabteilungen in Deutschland mitunter Monate brauchen, um vakante Stellen zu besetzen, freuen sich IT-Experten über die steigende Nachfrage. Unternehmen, die im Kampf um Talente als Sieger hervorgehen möchten, müssen neue Wege gehen.

Unbesetzte Stellen bremsen den digitalen Wandel

Softwareentwickler, Projektmanager, UI/UX-Designer, Data Scientists, IT-Security-Experten: In annähernd jedem Betätigungsfeld der IT herrscht akute Personalnot. Für Unternehmen stellt diese Situation nicht nur einen erhöhten zeitlichen und finanziellen Aufwand in der Personalbeschaffung dar. Sie birgt sogar das hohe Risiko, in der Digitalisierung den Anschluss zu verlieren. Im Extremfall kann dies existenzbedrohende Folgen nach sich ziehen. Mindestens ist jedoch davon auszugehen, dass jede offene Stelle eine Bremse für Innovation und Wertschöpfung darstellt. Doch was ist zu tun, um trotz der widrigen Umstände passende Kandidaten zu rekrutieren?

Neue Bedürfnisse erfordern moderne Arbeitsmethoden

Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt grundlegend. Aus technologischer Sicht bietet sie hervorragende Möglichkeiten für die räumliche und zeitliche Flexibilisierung von Arbeitsabläufen. Bereits diese grundlegende Erkenntnis scheint bei den meisten Unternehmen jedoch noch nicht angekommen zu sein, sie beharren auf altbewährten Strukturen. Neben eigenen Entscheidungsspielräumen zur Arbeitsgestaltung wünschen sich IT-Fachkräfte zudem flache Hierarchien, Innovationsoffenheit, Abwechslung, anspruchsvolle Aufgaben und eine ungezwungene, vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre. Dieser Wunsch nach flexiblen Formen der Arbeitsorganisation wird weiter steigen: In den kommenden Jahren strömt die nächste Generation ITler auf den Arbeitsmarkt. Sie gehören der sogenannten Generation Z an und wünschen sich ein noch höheres Maß an Freiheit. All diese Faktoren erfordern insbesondere von Unternehmen mit gewachsenen Strukturen ein radikales Umdenken.

IT-Fachkräfte machen sich zunehmend selbstständig

Die zuvor genannten Rahmenbedingungen finden erfahrene IT-Experten derzeit vorwiegend bei führenden Tech-Unternehmen vor. Diese haben im War for Talents also noch am ehesten die Chance, ITler für eine Festanstellung zu gewinnen. Die meisten ITler legen jedoch zunehmend mehr Wert auf Flexibilität und entscheiden sich aus diesem Grund vermehrt für eine Laufbahn als Freelancer. Sie erreichen auf diese Weise ihre vorrangigen Ziele: die freie Auswahl und Bearbeitung anspruchsvoller Projekte bei flexibler Zeiteinteilung. Ein Großteil der Arbeit kann in diesem Setting zudem aus dem Home Office oder remote erledigt werden.

HR-Abteilungen haben verschiedene Möglichkeiten, um auf diese Entwicklung zu reagieren: Sie können versuchen, die Unternehmenskultur und die Arbeitsbedingungen an die neuen Anforderungen anzupassen. Zusätzlich können sie den global wachsenden Talent-Pool von erfahrenen Freelancern nutzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und digitale Projekte innerhalb einer angemessenen Zeit umzusetzen. Essenziell ist es hierbei jedoch, dass IT-Freelancer und Unternehmen zueinander passen.

Rahmenbedingungen und Chemie müssen stimmen

Um IT-Freelancer erfolgreich in Projekte zu integrieren, sollten die Rahmenbedingungen stimmen. Das Ziel muss es sein, dass sich die selbstständigen Experten schnell in bestehende Teams einfügen. Hilfreich ist hierbei ein klar definierter Ansprechpartner, der dem externen ITler die Projektziele, die Meilensteine und den aktuellen Status näherbringt. Weiterhin trägt es zum Verständnis bei, wenn dem externen Mitarbeiter das Geschäftsmodell und das Produkt ausführlich genug vorgestellt werden.

Neben der gezielten Einarbeitung sollten die technischen Voraussetzungen stimmen. So ist es beispielsweise empfehlenswert, die relevanten Zugangsberechtigungen zu Systemen und Tools rechtzeitig einzurichten.

Im weiteren Projektverlauf ist ein regelmäßiges Feedback zwischen Auftraggeber und Freelancer sinnvoll. Auf diese Weise lässt sich sicherstellen, dass Prozesse optimal ablaufen und bei Bedarf korrigiert werden können. Im Übrigen kann gerade das Feedback eines Freelancers nicht nur wertvolle fachliche Impulse geben. Selbstständige IT-Experten verfügen aufgrund vielfältiger Projekteinsätze über einen gewaltigen Erfahrungsschatz. Sie kennen gängige Arbeitsmethoden im Markt, können Best Practices teilen und wertvolle Verbesserungsvorschläge einbringen.

Um in vollem Umfang von den Potenzialen eines IT-Freelancers zu profitieren, muss die Zusammenarbeit auch auf der persönlichen Ebene einigen Ansprüchen genügen. Trotz zeitlich begrenztem Projekteinsatz sollten die Selbstständigen im Team willkommen geheißen werden. Offenheit und regelmäßige Feedbacks auf Augenhöhe verbessern die Beziehung zusätzlich. Dennoch sollten Unternehmen sich stets der Tatsache bewusst sein, dass Freelancer selbständig und keine internen Mitarbeiter sind, für die Zusammenarbeit gelten dementsprechend andere Regeln.

Fazit: Freelancer als Mittel gegen den Fachkräftemangel

 Am IT-Fachkräftemangel in Deutschland wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Unternehmen müssen sich in Zukunft darauf einstellen, aktiv an Talente heranzutreten und gezielt in Marketing- und Employer Branding-Kampagnen zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zudem ist es notwendig ein offenes Verhältnis gegenüber modernen Arbeitsmethoden zu entwickeln. Home Office und Remote Work sind bereits jetzt bewährte Modelle, auf welche junge Arbeitnehmer, insbesondere die begehrten IT-Fachkräfte, nicht mehr verzichten wollen. Eine weitere zielführende Lösung für Unternehmen, die in puncto Digitalisierung Schritt halten möchten, ist die Zusammenarbeit mit Freelancern. Werden dabei einige Spielregeln befolgt, kann dieses Modell am Ende nicht nur Lücken schließen, sondern auch für den Transfer von wertvollem Know-how in das Unternehmen sorgen. Denn so ergibt sich die Möglichkeit aus globalen – und somit erheblich größeren und heterogenen – Talent-Pools zu schöpfen.

Arne Hosemann ist Managing Director Co-Founder bei Expertlead. Hosemann studierte an der Stockholm School of Economics und der Universität Mannheim bevor er als Unternehmensberater bei Bain & Company begann. Dort arbeitete er primär an digitalen Strategie- und Private Equity- Projekten in Europa.

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