Low-Code und KI: Schlüssel zur Beschleunigung der Digitalen Transformation in der EU

Die Ergebnisse des zweiten Berichts der Europäischen Kommission zum Stand der Digitalen Dekade deuten darauf hin, dass die EU die gesteckten Ziele bei der Digitalen Transformation nicht erreichen wird. Und das obwohl die Digitale Transformation höchste Priorität für CIOs in Unternehmen hat. Das wirft die Frage auf, warum Strategie und Umsetzung so weit auseinanderklaffen.
Von   Hans de Visser   |  Chief Product Officer   |  Mendix, ein Unternehmen von Siemens
31. Oktober 2024

Low-Code und KI: Schlüssel zur Beschleunigung der Digitalen Transformation in der EU

 

CIOs verkünden gerne, dass nichts auf der Welt sicher ist, außer dem Tod, den Steuern und der Digitalen Transformation. Und doch deuten die Ergebnisse des zweiten Berichts der Europäischen Kommission zum Stand der Digitalen Dekade darauf hin, dass die EU die gesteckten Ziele bei der Digitalen Transformation nicht erreicht. Das wirft die Frage auf, warum Strategie und Umsetzung so weit auseinanderklaffen.

Im Jahr 2023 haben europäische Unternehmen das Ziel der Digitalen Dekade von 75 Prozent für den Einsatz von KI, Cloud und Big Data nicht erreicht. Bis 2030 werden voraussichtlich nur 64 Prozent der Unternehmen Cloud, 50 Prozent Big Data und 17 Prozent KI nutzen. Als Reaktion darauf will die EU unter anderem Anreize für Unternehmen schaffen, diese Technologien schneller zu adaptieren, was entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit in den Bereichen datengestützte Innovation, Effizienz und Wachstum sein wird.

 

Faktoren für eine erfolgreiche Digitale Transformation

 

Dass die hochgesteckten Ziele zur Digitalen Transformation von Unternehmen nicht einfach so erreicht werden, mag alarmieren. Tatsächlich werden sich die weltweiten Ausgaben für Technologien und Dienstleistungen zur Digitalen Transformation bis 2027 auf 3,9 Billionen US-Dollar belaufen, was darauf hindeutet, dass ein Mangel an Investitionen bei weitem nicht das Problem ist. Doch trotz dieses Engagements erreichen 70 Prozent der Digitalisierungsprojekte ihre Ziele nicht. Diese Statistiken zeigen, dass zwar die Notwendigkeit einer konsequenten Innovation erkannt wird, die Pläne aber nicht effektiv umgesetzt werden können.

Unternehmen, die an der Digitalen Transformation scheitern, betrachten diese oft als eine reine IT-Aufgabe, die in wenigen Quartalen erledigt werden kann. Diese Sichtweise ist jedoch falsch: eine erfolgreiche Digitale Transformation ist eine fortlaufende Entwicklung, die von den richtigen Mitarbeitenden mit den richtigen Fähigkeiten, den richtigen Plattformen und vor allem von der richtigen Change-Management-Strategie abhängt. Wie können es also Unternehmen vermeiden, Teil der 70-prozentigen Misserfolgsquote zu werden, und gleichzeitig das Ziel von Europas Digitaler Dekade zu erreichen?

 

Taktischer Ansatz für den Wandel

 

Projekte zur Digitalen Transformation scheitern häufig an einer fehlenden Change-Management-Strategie. Bei der Umsetzung der Digitalen Transformation benötigen Unternehmen einen strukturierten Ansatz, der speziell darauf ausgerichtet ist, den Mitarbeitenden zu helfen, die geschäftlichen Veränderungen zu verstehen und anzunehmen.

Unternehmen, die eine Change-Management-Strategie anwenden, erreichen ihre Ziele mit sechsmal höherer Wahrscheinlichkeit. Leider beginnen viele Projekte auf dem falschen Fuß, weil sie entweder überhaupt keine Strategie haben oder die Digitale Transformation als reine IT-Aufgabe betrachten.

Erfolgreiche digitale Transformationen erfordern die Bildung funktionsübergreifender Teams, die Probleme ganzheitlich angehen und die Verbindung zwischen Menschen, Portfolios, Prozessen und Plattformen berücksichtigen. Ein umfassender Ansatz von funktionsübergreifenden Teams hilft, kostspielige Investitionen in disparate Technologien zu vermeiden. Dadurch wird sichergestellt, dass die Projekte mit den allgemeinen Unternehmenszielen übereinstimmen, was die Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich erhöht.

Durch die Förderung einer Kultur der Zusammenarbeit und der strategischen Ausrichtung können Unternehmen die Komplexität der Digitalen Transformation effektiv bewältigen und nachhaltige, sinnvolle Veränderungen erreichen. Doch egal wie gut eine Strategie ist, sie allein wird nicht die gewünschten Ergebnisse bringen. Unternehmen benötigen auch eine hervorragende Technologie, die ihnen hilft, die Ziellinie zu überqueren. Hier kommt Low-Code ins Spiel.

 

Vielseitige Vorteile von Low-Code

 

Low-Code-Plattformen erleichtern die Digitale Transformation erheblich. Sie beschleunigen nicht nur den Entwicklungsprozess der entscheidenden Endanwendungen für die Mitarbeitenden, sondern gewährleisten auch deren Zuverlässigkeit und Konsistenz. Laut einer Studie von 451 Research können Low-Code-Plattformen die Entwicklungszeit von Applikationen um 90 Prozent verkürzen und so die Digitale Transformation beschleunigen.

Da der Schwerpunkt von Low-Code auf der visuellen Modellierung liegt, ist der Entwicklungsprozess schnell. Anstatt jeden Schritt manuell zu programmieren, können Anwendungslogik und Arbeitsabläufe durch die visuelle Gestaltung von Prozess- und Anwendungsmodelle definiert werden. Diese Visualisierung erleichtert die Konzeptionierung komplexer Prozesse und die schnelle Iteration von Design-Entscheidungen. Dadurch werden die Zyklen der Digitalen Transformation erheblich verkürzt, und die Teams können schneller auf sich ändernde Geschäftsanforderungen reagieren.

Low-Code-Plattformen ermöglichen auch die Modernisierung von Legacy-Systemen, die Erstellung neuer Kernanwendungen und inkrementelle Updates. Sie ermöglichen die Entwicklung moderner Anwendungen auf der Grundlage bestehender Systeme, was reibungslosere Übergänge ermöglicht und den Bedarf an Ersatzlösungen verringert. Letztendlich machen Low-Code-Plattformen die Digitale Transformation leichter zugänglich und handhabbar, da sie eine flexible und effiziente Möglichkeit bieten, betriebliche Prozesse und Benutzererfahrungen zu verbessern.

Solange jedoch nicht alle Mitarbeitenden eines Unternehmens über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen, wird die Digitale Transformation ins Stocken geraten.

 

Weiterbildung von Mitarbeitenden

 

Während Unternehmen das KI-Zeitalter durchlaufen, ist ihr Engagement für eine Steigerung der Produktivität und Verbesserung der Developer Experience eine gute Basis, insbesondere im Hinblick auf digitale Transformationen.

Die Integration von KI in eine Enterprise-Low-Code-Plattform könnte sich für IT-Organisationen und -Teams als transformativ erweisen: Sie macht die Digitale Transformation nicht nur intelligenter und schneller, sondern unterstreicht auch die Notwendigkeit von Teamwork, die durch eine Change-Management-Strategie unterstützt wird. Sie ermöglicht es den Teams, sich auf die Lösung von Problemen mit sofort verfügbaren Tools zu konzentrieren, anstatt sich ständig in neue Technologien einzuarbeiten.

Nach Angaben von PwC wächst beispielsweise im Vereinigten Königreich die Zahl der offenen Stellen, die KI-Kenntnisse erfordern, 3,6-mal schneller. Führungskräfte müssen also überlegen, wie KI dazu beitragen kann, die Qualifikationslücke bei der Digitalen Transformation zu schließen. Unternehmen, die KI-Fachkräfte ausbilden, können wettbewerbsfähig bleiben, sich an veränderte Marktanforderungen anpassen und die Vorteile digitalen Transformationsprogramme voll ausschöpfen, indem sie eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und Fortschritts fördern.

 

Strategisch durch die Digitale Transformation

 

Die Digitale Transformation ist für moderne Unternehmen sowohl unvermeidlich als auch von entscheidender Bedeutung. Doch um erfolgreich zu sein, reicht es nicht aus, blindlings die neuesten Technologien auf dem Markt zu kaufen. Die Integration von KI in Low-Code-Plattformen und die Schulung von Mitarbeitenden sind zwar von zentraler Bedeutung – Unternehmen dürfen jedoch nicht vergessen, dass eine umfassende Change-Management-Strategie in Kombination mit einer funktionsübergreifenden Zusammenarbeit und den richtigen Plattformen die Chancen für das Erreichen der Transformationsziele deutlich erhöht. Durch den Einsatz von Low-Code-Lösungen und Investitionen in KI-Schulungen können Unternehmen die Komplexität der Digitalen Transformation bewältigen und sinnvolle, nachhaltige Veränderungen vorantreiben.

Hans de Visser ist Chief Product Officer bei Mendix, einem Unternehmen von Siemens. De Visser hat einen Master of Science in Business Administration, Management u. Operations von der Rotterdam School of Management/Erasmus Universität.

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