Wie Unternehmen Nachhaltigkeitsziele erreichen

Im Jahr 2022 gaben 80 % der weltweit befragten CEOs an, dass Nachhaltigkeit der drittwichtigste Faktor für Investitionen in Produkte und Dienstleistungen im Jahr 2023 sein wird. Nachhaltigkeit und Umweltschutz stehen nach wie vor weit oben auf der globalen Agenda – und die Transformation der deutschen Wirtschaft ist in vollem Gange. So auch in der IT-Branche: Bereits 74 % der Unternehmen erfassen Nachhaltigkeitsdaten.
Von   Jerome Goulard   |  Chief Sustainability Officer   |  Orange Business
13. Juni 2024

Im Jahr 2022 gaben 80 % der weltweit befragten CEOs an, dass Nachhaltigkeit der drittwichtigste Faktor für Investitionen in Produkte und Dienstleistungen im Jahr 2023 sein wird. Nachhaltigkeit und Umweltschutz stehen nach wie vor weit oben auf der globalen Agenda – und die Transformation der deutschen Wirtschaft ist in vollem Gange. So auch in der IT-Branche: Bereits 74 % der Unternehmen erfassen Nachhaltigkeitsdaten.

Auch Orange Business hat sich zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 in allen Bereichen um 45 % (Scope 1,2 und 3) zu reduzieren und bis 2040 die Netto-Null zu erreichen. Nachhaltigkeit spielt keine untergeordnete Rolle mehr, sondern ist eine wichtige strategische Säule. Bei der Bewertung von Ausschreibungen messen immer mehr Unternehmen ESG-Kriterien (Environmental, Social and Governance) den gleichen Stellenwert bei wie technischen Leistungen oder dem Preis, wobei durchschnittlich 20 % der Bewertungspunkte in den Ausschreibungen auf Nachhaltigkeit entfallen.

Darüber hinaus haben viele Unternehmen sogar eigene Nachhaltigkeitsmanager ernannt, um während der Vertragsausführung relevante KPIs zu überwachen. Ein effektives Datenmanagement ist für Unternehmen unerlässlich, um ESG-Kriterien zu erfüllen, Transparenz zu gewährleisten, die europäische CSRD (Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen) einzuhalten und Chancen wie Wettbewerbsvorteile, Kosteneinsparungen, positive Marketingkommunikation und Positionierung als attraktiver Arbeitgeber zu nutzen.

Obwohl dieser verstärkte Fokus eine gute Nachricht für den Planeten, ist die Integration von Nachhaltigkeit in ein Unternehmen nicht immer einfach zu erreichen – eine Rolle spielt hierbei ineffektives Datenmanagement. So sind Daten auf verschiedene Systeme und Abteilungen verteilt und oft nicht in der gewünschten Qualität und Konsistenz verfügbar. Die Vielfalt der Datenquellen, unterschiedliche Datentypen und -formate sowie Definitionen und Messmethoden von Nachhaltigkeits-KPIs erhöhen den Integrationsaufwand. Eine mangelnde Automatisierung stellt eine weitere Herausforderung dar.

Ein schrittweiser Ansatz kann helfen, indem Organisationen Nachhaltigkeitsstrategien entwerfen, die es ihnen ermöglichen, sich auf Investitionen und Leistungsförderung zu konzentrieren sowie interne und externe Stakeholder einzubinden.

 

Schritt 1: Bestimmen Sie Ihre langfristige Vision und Ihre Nachhaltigkeitsziele

 

Der Verbindung zwischen ESG-Initiativen und ihrem positiven Einfluss auf den Geschäftserfolg und die Kapitalrendite wurde nachgewiesen. Es ist aber weiterhin wichtig zu erkennen, dass ein großer Teil dieser Ergebnisse nur mittel- oder langfristig erzielt werden. Dies kann es für Unternehmen, die Nachhaltigkeitsstrategien verfolgen, schwieriger machen, den geschäftlichen Nutzen nachzuweisen. Das wird besonders dann deutlich, wenn die Konkurrenz einen Vorteil zu haben scheint, obwohl sie nicht das gleiche Nachhaltigkeitsengagement zeigen. Dennoch ist jeder scheinbare Vorteil, Nachhaltigkeit nicht zu priorisieren, trügerisch, und Unternehmen, die dies vernachlässigen, riskieren langfristig an Unternehmenswert, Markenreputation, Attraktivität und Effizienz zu verlieren. Die Tatsache, dass Finanzierungsinstrumente nun ESG-Kriterien berücksichtigen und Unternehmen ohne ausgeprägte Nachhaltigkeitsambitionen den Zugang zu Mitteln einschränken, verdeutlicht, dass das Ignorieren von ESG keine kluge Strategie für langfristigen Geschäftserfolg darstellt.

Die Festlegung von Zielen ist ein entscheidender erster Schritt, um sicherzustellen, dass eine Nachhaltigkeitsstrategie die gewünschten Ergebnisse erzielt. Unternehmen müssen gewährleisten, dass ihre Ziele die Kerngeschäftsprozesse widerspiegeln; dazu kann die Neubewertung der Lieferquellen, des Energieverbrauchs oder der Recyclingprozesse zählen. Eines der wichtigsten Ziele, die Orange Business bis 2025 erreichen will, ist beispielsweise die Reduzierung ihrer Emissionen gemäß den Scopes des Greenhouse Gas Protocol, die die Grundlage für die obligatorische Berichterstattung über Treibhausgase in Deutschland bilden. Das Ziel des GHG-Protokolls besteht darin, eine einheitliche Methode zur Messung von Treibhausgasemissionen zu schaffen, die international anerkannt ist und als Leitfaden für die Berichterstattung über Treibhausgase dient. Um sämtliche Einflüsse von Institutionen zu erfassen, folgt das GHG-Protokoll einem umfassenden Ansatz, der sowohl direkte als auch indirekte Emissionen berücksichtigt. Dabei werden die Emissionen in drei verschiedene Bereiche unterteilt, umfassend als Scopes bezeichnet. Diese kategorisieren die verschiedenen Arten von Kohlenstoffemissionen, die ein Unternehmen im Rahmen seiner eigenen Geschäftstätigkeit und in seiner weiteren Wertschöpfungskette verursacht. Scope 1 umfasst direkte Unternehmensemissionen wie lokale Verbrennungs- und Heizungsanlagen sowie Fahrzeugemissionen, während Scope 2 die indirekten Emissionen von Lieferanten abdeckt, insbesondere den Energiebezug, was zu Vorschlägen wie Solarenergie oder Blockheizkraftwerken für Unternehmen führt, um klimafreundlichere Optionen zu erwägen. Scope 1 und Scope 2 beziehen sich also meist auf Faktoren, die im unternehmenseigenen Einflussbereich liegen. Scope 3 bezieht sich dagegen auf die Emissionen, die von Zulieferern vor- und von den Kunden nachgelagert erzeugt werden, was ihn zu einer der größten Herausforderungen macht. Dazu zählen u.a. Geschäftsreisen, Kapitalgüter und die Nutzung verkaufter Güter. Um im Scope 3 erfolgreich zu sein, müssen Lieferantenvereinbarungen vorhanden sein, die eine transparente Datenweitergabe über bestehende Abläufe ermöglichen. Zudem müssen Messgrößen in die Prozesse integriert werden, um die verschiedenen Nachhaltigkeitsauswirkungen zu erfassen.

 

Schritt 2: Die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft miteinbeziehen

 

Wenn die traditionellen linearen „Take, Make, Waste“ Produktionsmodelle fortgesetzt werden, würde sich die weltweite Ressourcennachfrage bis 2050 fast verdreifachen und die Ressourcen des Planeten um über 400 % verbrauchen. Dies meint ein Wirtschaftssystem, in dem natürliche Ressourcen entnommen (take), für die Produktion genutzt (make) und anschließend als Abfall entsorgt (waste) werden, ohne größere Anstrengungen zur Wiederverwendung oder Recycling zu unternehmen. Eine Kreislaufwirtschaft versucht proaktiv, Abfälle und Umweltverschmutzung aus der Produktion herauszuhalten und Produkte und Materialien so lange wie möglich in Gebrauch zu halten. Sie zielt darauf ab, natürliche Systeme zu regenerieren, die Verwendung nicht erneuerbarer Ressourcen zu vermeiden und die Nutzung grüner Energien im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen zu unterstützen.

Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums (WEF) beläuft sich der wirtschaftliche Nutzen der Materialeinsparungen durch die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft auf 1 Billion US-Dollar. Für viele große Unternehmen wird die Einführung kreislaufwirtschaftlicher Prinzipien durch die Digitalisierung erleichtert, da Nachhaltigkeit, Transparenz und ein umfassendes Verständnis der Auswirkungen auf das Geschäfts erfordert. Hierfür braucht es eine Datenerfassung und -analyse sowie den Einsatz von Technologien wie IoT, Blockchain, KI und maschinellem Lernen, um Produkt- und Materialflüsse zu verfolgen. Plattformen und Apps spielen auch eine wichtige Rolle, um Produzenten und Käufer zu verbinden und den Austausch zu fördern und gleichzeitig die Reduzierung von Abfällen zu ermöglichen.

Es gibt keinen universellen Ansatz für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaftsgrundsätze, da verschiedene Unternehmen unterschiedliche Bedürfnisse und sich unterschiedliche Ziele gesetzt haben. Technische und kulturelle Barrieren sowie institutionelle Einschränkungen können die Durchführung behindern. Die Erfahrung hat Orange Business gezeigt, dass die Einführung der Kreislaufwirtschaft ein Umdenken im gesamten Unternehmen erfordert, angeführt von der Unternehmensspitze, um signifikante Ergebnisse zu erzielen, wie z. B. die Aufarbeitung von 50.000 von 130.000 neuen Netzwerkgeräten, was zu einer erheblichen Kosteneinsparung von 15 Millionen Euro führt. Es erfordert auch Veränderungen in der gesamten Wertschöpfungskette: neue Modelle zur Umsetzung mit Kunden durch verbesserte Überwachung der systematischen Geräterücknahme am Ende ihrer Nutzungsdauer, bei Wartungsende oder bei Konfigurationsänderungen. Ebenso benötigen die Gerätehersteller neue Modelle, die Aufbereitungsprozesse und die Verfügbarkeit von gebrauchten Geräten umfassen.

 

Schritt 3: Ziehen Sie Innovationspartner in Betracht!

 

Nachhaltigkeit ist ein Bereich, der sich ständig weiterentwickelt, wobei strengere und erweiterte Vorschriften erwartet werden – die europäische CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) beispielsweise wird ab 2024 gelten. Diese Richtlinie und die zugrundeliegenden Standards (ESRS) sollen Veränderungen im Geschäftsverhalten anregen, indem sie Führungskräfte dazu verpflichten, Nachhaltigkeitsthemen wie Klimawandel, Verlust der Biodiversität und Menschenrechte zu analysieren, klare Ziele zu setzen und transparente Messungen zur Zielerreichung durchzuführen. Die Einführung der CSRD erfolgt schrittweise: Ab dem Geschäftsjahr 2024 müssen Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitenden einen Bericht vorlegen. Im darauffolgenden Jahr sind alle anderen großen Unternehmen bilanzrechtlich zur Erstellung von ESG-Reports verpflichtet. Ab 2026 betrifft diese Berichtspflicht auch kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU).

Gleichzeitig hat sich Deutschland das Ziel gesetzt, bis 2045 eine klimaneutrale Wirtschaft zu erreichen. Die Bundesregierung erwartet von Unternehmen eine Senkung der CO2-Emissionen mit entsprechenden Nachweisen, die jährlich und vollständig vorgelegt werden müssen. Unternehmen sollten jedoch nicht nur über den Status quo berichten, sondern von Anfang an auf eine datenbasierte Nachhaltigkeitsstrategie setzen.

Wir sehen also, dass noch eine Menge getan werden muss. Es ist daher nicht überraschend, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihre Nachhaltigkeitsziele allein zu erreichen, zumal sich die zugrundeliegenden Technologien und der Markt weiterentwickeln. Unternehmen haben bessere Chancen, ihre Nachhaltigkeitsziele erfolgreich zu erreichen, wenn sie sich auf ein Netz spezialisierter Partner mit robusten und vielfältigen Instrumenten verlassen können.

Unternehmen zielen mit einer Partnerschaft darauf ab, schnellere Fortschritte bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu erreichen. Eine Strategie der gemeinsamen Innovation, die auf kollaborativen Partnerschaften beruht, kann die Wirksamkeit von Nachhaltigkeitsbemühungen verbessern und zu positiveren Ergebnissen führen. Co-Innovation ermöglicht eine bessere Identifizierung skalierbarer neuer Technologien und verbessert die Entdeckung und Entwicklung der richtigen innovativen Lösungen für das gewünschte Ergebnis eines Unternehmens. Ein weiterer Fokus kann darauf liegen, gemeinsame Emissionspfade zu entwickeln und Daten auszutauschen, um langfristig Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Des Weiteren können sich Firmen für die Förderung von Kreislaufwirtschaftsprogrammen einsetzen und die Integration von ökologischen Designprinzipien in zukünftige Produkte und Lösungen anstreben. Durch diese partnerschaftliche Zusammenarbeit kann die Wirtschaft einen bedeutenden Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft leisten.

 

Worauf Sie achten sollten

 

Die Zusammenarbeit mit einem Partner, der bereits auf dem richtigen, nachhaltigen Weg ist und der bereits Fortschritte bei der Erreichung seiner Nachhaltigkeitsziele gemacht hat, kann Unternehmen dabei helfen, ihre Erfolgschancen zu maximieren. Unternehmen sollten nach einem Partner suchen, der die Scopes 1 und 2 im Griff hat und voraussichtlich für die hohen Anforderungen von Scope 3 gut gerüstet ist. Die beste Wahl ist ein Partner, der mehr als nur ein Systemintegrator ist – einer mit der Fähigkeit, eine End-to-End-Lösung einschließlich Konnektivität, Cloud und Sicherheit von Design bereitzustellen, angereichert durch Expertise in Daten und KI. Neben technischen und finanziellen Optimierungen sollte der ideale Partner auch fähig sein, den CO2-Fußabdruck jeder Lösung zu schätzen und einen klaren Plan zur Verbesserung während der Vertragslaufzeit vorzulegen.

Zusätzlich zu einer veränderten Denkweise sollte eine erfolgreiche Nachhaltigkeitstransformation nicht als Compliance-Übung oder Geschäftskosten betrachtet werden. Die Einführung eines ESG-Ansatzes beschleunigt auch die Fähigkeit von Unternehmen, ihre wirtschaftliche Leistung und ihre Verantwortung in Bezug auf nicht-finanzielle Nachhaltigkeitskriterien – Umwelt, Soziales, Governance – zu bewerten. Hier gehören Umweltkriterien zu den obersten Prioritäten. Durch die Entwicklung eines positiven Images in Bezug auf ESG-Verantwortung erzeugen Unternehmen nicht nur einen Mehrwert, sondern auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil, da Nachhaltigkeit weiterhin als unverzichtbare Säule für das Wohl der gesamten Gesellschaft betrachtet wird.

Jérôme Goulard ist Chief Sustainability Officer bei Orange Business. Er hat jahrelange Erfahrung im Management von P&L, Vertriebs- und Marketingteams, Entwicklung neuer Märkte und wichtiger Programme sowie Expertise im Bereich Customer Experience & Brand mit einem B2B Fokus. Seine Spezialgebiete sind neben Vertrieb und Marketing, auch Change und Ressourcen Management.

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