Mit voranschreitender Digitalisierung stellen sich Unternehmen die Frage: Daten lokal speichern oder doch lieber in die Cloud migrieren? Obwohl viele Unternehmen ‚Cloud-first‘ anstreben, scheinen sie oft überfordert, den Übergang von On-Prem hin zur Cloud zu vollziehen. So scheuen sie vor allem hohe Kosten, Aufwand und potenzielle Risiken. Eine Hybrid-Cloud-Architektur schafft jedoch Abhilfe: Daten in die Cloud migrieren und gleichzeitig die bestehende Infrastruktur bewahren. Doch beide Seiten müssen effizient miteinander kommunizieren. Kai Wähner, Field CTO bei Confluent, verrät, welche Rolle Daten-Streaming in einer hybriden Umgebung spielt.
Viele Unternehmen sehen es als Herausforderung, ihre IT-Strukturen zu modernisieren. Sie glauben, dass sie sich sofort von ihrer alten Software-Architektur verabschieden und unverzüglich alle Daten, Anwendungen und Prozesse in die Cloud verlagern müssen. Nur so sei eine erfolgreiche digitale Transformation zu erreichen und man selbst bleibt wettbewerbsfähig.
Doch Rip-and-Replace-Projekte scheitern in den meisten Fällen. Oft erfüllen Cloud-basierte Systeme nicht auf Anhieb die gleichen Kriterien für einen reibungslosen Betrieb wie das bisherige On-Prem-System. Folglich zielen viele Unternehmen auf eine Schritt-für-Schritt-Modernisierung ihrer IT-Umgebung ab: Kritische Prozesse bauen weiterhin auf der bewährten Legacy-Architektur auf, wohingegen andere Prozesse über die Cloud umgesetzt werden. Mithilfe eines solchen Hybrid-Cloud-Ansatzes können sie den Betrieb solange aufrechterhalten bis der vollständige Wechsel – falls gewollt – zur Cloud vollzogen ist, um IT-Infrastruktur und damit verbundene Prozesse noch agiler und effizienter zu machen.
Raus mit dem Alten, rein mit dem Neuen?
Die Modernisierung von Legacy-Systemen ist ein Dauerthema in der Digitalisierungsdebatte. Aufgrund der Innovationskraft in der IT und den Erwartungshaltungen der Kunden verändern sich die Anforderungen an IT-Infrastrukturen laufend. So steigt das Risiko, dass sich neue Systeme oder Anwendungen bereits nach kurzer Zeit nicht mehr auf dem neusten Stand befinden oder nicht schnell genug in neue Prozesse integriert werden können. Es entsteht ein heiloses Durcheinander von Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, die oft nur nich schwer nachzuvollziehen sind und ein immenses Risikopotenzial beherbergen.
Doch nicht nur technische Unsicherheiten und Ausfallrisiken machen die Modernisierung veralteter IT-Infrastrukturen zu einer Herausforderung. Sobald Mitarbeiter:innen mit Legacy-IT-Expertise das Unternehmen verlassen, geht in den meisten Fällen das notwendige Wissen verloren, um bestehende Systeme zu verwalten oder zu erweitern. Der weiterhin bestehende IT-Fachkräftemangel erschwert es Unternehmen dann, für „Know-how-Nachschub“ zu sorgen.
Ein Beispiel dafür sind Kernbankensysteme: Es gibt Millionen von undokumentierten Codezeilen, aber oft gibt es keine Entwickler:innen mehr, die sie noch verstehen. Zusätzlich sind die Systeme oft zu teuer, zu aufwändig und zu individualisiert, als dass sie sich schnell an aktuelle Situationen anpassen könnte, aber dabei trotzdem konstant, konsequent und schnell effizient Ergebnisse liefern würde. Monolithische Mainframe-Anwendungen, die sich zum Teil über Jahrzehnte entwickelt haben, werden zum Problem, wenn ändernde Markt- und Geschäftsanforderungen nicht mehr transparent sind. Kritisch wird es dann zum Beispiel, wenn Teile der Lösung so veraltet sind, dass Sicherheitsrisiken drohen, und gleichzeitig niemand im Unternehmen versteht, wie das Altsystem aufgebaut ist. Deshalb ist es wichtig, jeden Anwendungsfall einzeln zu betrachten und sich immer vor Augen zu halten, warum man modernisieren will.
Bedeutet Modernisierung direkt Cloud-only?
Der erste Schritt für eine erfolgreiche Legacy-Modernisierung ist Kenntnis darüber zu erlangen, welche Strukturen eine Modernisierung benötigen. Legacy-Anwendungen sind auf völlig unterschiedlichen Systemen aufgebaut, in denen sie interagieren. Entwickler:innen müssen die Interdependenzen der einzelnen Anwendungen verstehen, damit bestehende Fehler nicht in die neue Umgebung übertragen werden. So unterschiedlich die Altsysteme und ihre Komponenten sind, so unterschiedlich sind auch die Ansätze zur Modernisierung. In der Tat nutzen viele Unternehmen die Gelegenheit, im Rahmen einer Modernisierung von On-Premises-Lösungen auf eine Cloud-basierte Umgebung umzusteigen. Aber ist der komplette Wechsel in die Cloud immer ein erstrebenswertes Ziel?
Nicht immer muss alles in die Cloud verlagert werden – eine differenzierte Betrachtung ist wichtig. Wenn Teile des Systems gut funktionieren und dies auch in absehbarer Zukunft tun werden, spricht nichts dagegen, sie weiter zu betreiben. Allerdings sind nicht alle Systeme, die sich bewährt haben, zuverlässig. Jede Transformations- und Modernisierungsinitiative muss von Fall zu Fall betrachtet werden. Eine ruckartige Umstellung, die das gesamte System auf einen Schlag modernisiert, ist kein realistisches Szenario. Unternehmen haben immer komplexe Ökosysteme aus verschiedenen Anwendungen, die Stück für Stück aktualisiert werden müssen. Ziel muss es daher sein, die Systeme zunehmend voneinander zu entkoppeln, da alte und neue Techniken ständig parallel betrieben werden. Die Anwendungen müssen langfristig möglichst unabhängig voneinander laufen, damit die Modernisierung der einen Software nicht zu Problemen bei einer anderen führt.
Die Zukunft wird hybrid
Die hybride Cloud entstand aus der Notwendigkeit, Daten in die Cloud zu migrieren und gleichzeitig On-Premise-Infrastrukturen zu nutzen. Nur wenigen Anwender:innen ist bewusst, dass sie nicht mit einer einzigen Anwendung interagieren, sondern mit einem komplexen Netz von Anwendungen oder Microservices, die voneinander unabhängig sind, aber nahtlos miteinander kommunizieren und ineinander integriert werden können. Infolgedessen steigen die Datenanforderungen und stockende Prozesse sind hier fatal. Denn sie treiben den betrieblichen Aufwand und damit auch die Kosten in die Höhe.
Die Kombination von On-Premise- und Cloud-Anwendungen in der hybriden Cloud-Architektur ist ideal, um das System in Ordnung zu halten und Failover-Situationen zu bewältigen. Wenn beispielsweise eine Anwendung ausfällt und neu gestartet wird, macht sie dank dieses Systems einfach dort weiter, wo sie aufgehört hat. Der Vorteil an einer hybriden Lösung ist die Freiheit, die ideale Architektur und Infrastruktur für jeden individuellen Anwendungsfall zu wählen.
Deutlicher Mehrwert trotz Hindernissen
Aufgrund des komplexen Datenaustauschs zwischen On-Prem- und Cloud-Infrastrukturen lässt der Erfolg von Hybrid-Cloud-Ansätzen dennoch manchmal auf sich warten, obwohl es sich in der Theorie so einfach angehört hatte. Das größte Problem bei einem hybriden Cloud-Ansatz ist der ineffiziente Datenaustausch zwischen verschiedenen Systemen, sowohl hinsichtlich der Reaktionszeit als auch in der Skalierbarkeit des Datenaustauschs. Sobald ein Unternehmen zusätzlich Microservices einsetzt, wird der Einsatz einer Daten-Streaming-Plattform eigentlich unerlässlich. Denn wenn Daten nicht in Echtzeit ausgetauscht werden können, kann es vor allem bei hohem Datenaufkommen zum Datenverlust kommen. Diese Herausforderung kann beispielsweise mit dem gleichen Ansatz wie bei Mainframe-Systemen bewältigt werden. Also die Verbindung der Systeme, die über eine direkte Leitung miteinander kommunizieren müssen. Ähnlich funktioniert es bei einer Telefonanlage: eine überschaubare End-to-End-Lösung zwischen wenigen Verbindungen, aber unüberschaubar bei vielen, komplex gerouteten Verbindungen.
Ziel ist es also, eine optimale Verbindung zwischen Cloud und Legacy-Infrastruktur zu schaffen, ohne Ausfallzeiten und Produktivitätsverluste zu riskieren. Um diese Überbrückung zu gewährleisten, eignet sich Daten-Streaming. Zentralisierte Messaging- und Speichersysteme ermöglichen es, komplexe Datenströme zu verarbeiten, zu analysieren, als Datendrehscheibe zu verschiedenen Methoden zu transportieren und bei Bedarf zwischenzuspeichern. Eine Daten-Streaming-Plattform zum Beispiel hält Daten persistent vor, wodurch diese auch nachträglich konsumiert werden können. Das bedeutet, dass Legacy-Systeme ihre Daten wie gewohnt senden und moderne Systeme sie in Echtzeit abrufen können, wodurch unnötige Verzögerungen vermieden werden.
Daten-Streaming als Brücke zwischen Cloud und On-premise
Daten-Streaming fungiert als End-to-End-Link oder sogenannte „Middleware“ zwischen allen Bereichen des Unternehmens und ermöglicht einen nahtlosen (Echtzeit-) Datenfluss in hybriden Cloud-Architekturen. Die Technologie ermöglicht eine flexible, hybride Architektur, in der der Datenaustausch dort stattfindet, wo er aus technischer und geschäftlicher Sicht am sinnvollsten ist. Anstatt die angeforderten Daten direkt zwischen zwei Anwendungen über eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung zu senden, werden sie in einem sogenannten System of Record gesammelt, auf das jeder Computer in Echtzeit zugreifen kann. Um auf das Telefonbeispiel von oben zurückzugreifen: Angenommen, Person A hat Informationen, die sie mit mehreren anderen teilen möchte. Person A muss dank Daten-Streaming die Personen B und C nicht einzeln anrufen, sondern kann die Informationen über einen Live-Stream mit möglichst vielen Empfängern teilen. Auf diese Weise können viele Personen dieselben Daten zur gleichen Zeit nutzen und bei Bedarf später darauf zugreifen. Neben der effizienten Verarbeitung und Bereitstellung von sich ständig ändernden Daten, minimiert Daten-Streaming die für die Datenübertragung erforderliche Bandbreite und Komplexität.
Eine offene Daten-Streaming-Plattform kann im Rechenzentrum des Unternehmens, am Rande des Netzwerks und in der Cloud eingesetzt werden. Diese integriert Daten aus dem gesamten Unternehmen – unabhängig davon, wo sie sich befinden. Von Daten, die in Rechenzentren oder Mainframe-Systemen gespeichert sind, bis hin zu Daten in Cloud-Anwendungen: Daten-Streaming fungiert als direkte Verbindung zwischen allen Bereichen eines Unternehmens. Es ermöglicht die Echtzeitverarbeitung und den nahtlosen und sicheren Austausch großer Datenmengen in hybriden Cloud-Umgebungen und trägt damit erheblich zur Lösung der Systemkomplexität bei.
Fazit
Hybride Cloud-Umgebungen können in den meisten Unternehmen eine gute Lösung für die Modernisierung der Legacy-Infrastruktur sein, da sie effizienter und flexibler sind als herkömmliche Speichersysteme. Wenn im Kern dieser Architektur auf Daten-Streaming gesetzt wird, kann eine moderne und Cloud-native Infrastruktur mit On-Premise-, Cloud- und Edge-Workloads geschaffen werden, die Unternehmen einen echten Wettbewerbsvorteil verschafft. Bestehende Daten aus allen Bereichen des Unternehmens in Echtzeit und jederzeit verfügbar zu machen, diese immer wieder in neuen Geschäftsanwendungen zu analysieren und Daten aus Neuanwendungen problemlos zu integrieren, sollte die Zielsetzung einer jeden Modernisierungsinitiative sein. Eine hybride Cloud-Architektur kann bestehende Infrastrukturen erhalten, integrieren und auf intelligente Weise ersetzen. Obwohl einige Unternehmen glauben, dass es von Vorteil ist, so schnell wie möglich in die Cloud zu wechseln, raten Experten zu einem schrittweisen Übergang. Um dies zu erreichen, implementiert Daten-Streaming erfolgreich Datenflüsse, Echtzeitverarbeitung und Datenintegration und bietet damit die beste Grundlage für einen reibungslosen und schrittweisen Datenaustausch zwischen Systemen.
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