Am Ende gewinnt immer der Kunde…

Von   Christian Haas   |  CEO   |  Data Engineers GmbH
6. Februar 2018

Als Johannes Gutenberg 1460 den Buchdruck erfand ahnte er vermutlich nicht, was dies auslösen würde. Bereits 100 Jahre später gab es in Europa zahlreiche Zeitungen, ja sogar Romane, die sich mit dem Leben einfacher Leute auseinandersetzten. Das Wissen um die Welt, dass bis dahin ausschließlich den Schriftgelehrten und Klöstern vorbehalten war, wurde durch Zeitungen und Bücher zum Wissen für jedermann.
In der Digitalisierung stehen wir vor einer ähnlichen Revolution wie beim Buchdruck: Intelligenz ist nicht mehr nur dem Menschen vorbehalten, sondern „Dinge“ werden durch Daten und Algorithmen so intelligent, daß sie den Menschen in vielen Bereichen ersetzen können. An vielen Rezeptionen und Arztpraxen werden wir in Zukunft mit „Alexa & Co.“ kommunizieren, wenn wir Termine haben wollen, Rezepte brauchen oder einen Behördenantrag stellen müssen.

Es ist extremst schwer heutzutage die Geburtsstunde der „Digitalisierung“ festzuhalten, aber in meinen Augen war es der „Browser-Krieg“ zwischen Microsoft und Netscape ab 1995. Am Ende hat zwar der ungeliebte „Monopolist“ mit seinem Browser gesiegt, aber Netscape hinterliess seinen Quellcode des Communicators an die Internetgemeinde und initierte damals indirekt die „Open source“-Bewegung. In der heutigen Zeit ist open source nicht mehr wegzudenken und dominiert zahlreiche Entwicklungen der Digitalisierungen, leistungstarke Betriebssysteme auf Servern und PC’s sind open source, R und Python sind open source – Programme mit einer weltweit besseren community an Helfern und freiwilligen Service-Mitarbeitern als die meisten teuren Analytic-Tools. Und sie tragen zu dem bei, was wir heute erleben – Digitalisierung ist nicht mehr eine neue Version von MS DOS oder Windows, sondern eine breite Bewegung von zahlreichen Unternehmen, deren Wettbewerbsvorteil nicht mehr nur schiere Größe, sondern Kundenvorteil ist. Deutschland hat auf diesen Trend erstmal „typisch“ deutsch reagiert. Als Antwort auf die Dominanz von Google und Co. Im Consumer-Bereich erfand man Industrie 4.0, statt dem Internet der Kunden, also erstmal das Internet der Dinge!

Gott sei Dank erweist sich auch diese Bewegung als ein Segen und ein Innovator, denn nunmehr können Dinge uns mitteilen, wie es Ihnen geht, was sie so tun, wer sie benutzt und wann sie müde sind und einen Service-Mitarbeiter brauchen. Zahlreiche Hersteller vermarkten IoT-Plattformen, die man zum Datensammeln nutzen kann und zahlreiche Unternehmen und Startups stürzen sich auf die Auswertung der Daten und schaffen neue Services für Industriekunden. Dabei übersehen manche Industrie-Kapitäne und Hardware-Hersteller mit promillehaften Software-Umsätzen, wozu dieser Trend (weiter) führen wird: zu einer noch stärkeren Commoditisierung der Hardware und einer Beschleunigung der Innovation auf der Software-Seite. Auf der CES 2018 in Las Vegas stellte das Schweizer Startup Rinspeed mit dem Konzeptfahrzeug snap seine Vision der Mobilität der Zukunft vor. Das Fahrwerk als „Skateboard“ um von A nach B zu kommen und der Aufbau mit zahlreichen Möglichkeiten für innovative „user experience“. Ähnliche Wege geht auch Siemens Healthineers mit ausgewählten bildgebenden Geräten wie MR oder Computertomographie – durch den Austausch alter Komponenten und neuer Software können „Altgeräte“ deutlich modernisiert werden.

Wenn nunmehr immer mehr Maschinen- und Anlagen Ihre Zustände funken und Energie-Netze Ihre Auslastung über IoT steuern erfüllen Sie erstmal einen Zweck, den man früher mit industrieller Ersatzbeschaffung umschrieben hat: wenn eine Maschine (wirtschaftlich) abgeschrieben war, hat man sich die nächste Generation angeschafft.

Das IoT wird diese Investitionen deutlich zurückdrängen, denn Algorithmen, die Beschaffungsinvestitionen verlängern, werden eher gekauft werden, als neue Hardware und damit werden „Plattformen“ zum Gewinner im industriellen Geschäftsmodell. Damit sind nicht die heutigen IoT-clouds gemeint sondern die Analytics-Dienste und Geschäftsmodelle, die IoT-Daten nutzen und auswerten. Was aber braucht es um diese Daten auswerten intelligent zu können? Müssen diese Unternehmen viele Millionen in Fabriken und Anlagen investieren um sich dafür zu qualifizieren? Auf der untersten Ebene braucht es lediglich einen intelligenten Analysten mit einer Open-Source Software und einem „gemieteten“ Cloud-Zugang und diese Person wäre – vorausgesetzt er kennt die Geschäftsprozesse und die Sensorik der Geräte – in der Lage millionenschwere Ersatzinvestitionen zu beeinflussen. Hier müssten eigentlich die Alarmglocken in den Vorstandsetagen der deutschen Industrie und vor allem im Mittelstand läuten!

Den IoT-clouds droht daher das gleiche Schicksal der Telekommuniktionsbetreiber: Ihre Dienste werden zur reinen „Datencommodity“ und extrem margenschwach sein, während sich das Geld mit AI-Algorithmen verdient wird.
Und der gute alte Dieselmotor? Wird vom commodity Elektromotor verdrängt. Und die gute alte Steckdose als nimmersatter Verbrauchskanal der Grosskraftwerke? Werden von mobilen Akkus und intelligenten Ladevorgängen verdrängt.

Ich durfte 1995 zu den Hochzeiten des Browser-Krieges auf ein Seminar der Motorola-University. Einer der vortragenden Strategie-Professoren damals hatte sich viel mit dem Untergang von Geschäftmodellen beschäftigt. Er hatte schon damals viele Beispiele parat, von Unternehmen, die es heute nicht mehr gibt, weil Sie „Trends“ verschlafen haben. Gefragt, ob es denn in seiner Erfahrung eine „Erfolgsformel“ für das Überleben von Unternehmen gibt, antwortete er nur: „At the end, the endcustomer always wins…“

Christian Haas ist CEO von Data Engineers, einem Unternehmen, daß sich auf Analytics-Anwendungen und Künstliche Intelligenz für Industrie-Unternehmen spezialisiert hat. Weitere blogs von ihm sind in seinem linkedIn-Profil (www.linkedin.com/in/christian-haas-972280/) oder unter www.data-engineers.de zu lesen.

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