Raus aus dem IT-Engpass durch Reskilling von Talenten

Von   Philipp Leipold   |  0   |  0
21. August 2021

Kompetenzen im Bereich Technologie und IT sind 2021 gefragter denn je und werden auch zukünftig eine immer wichtigere Rolle spielen. Schätzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge, werden sich bis 2030 rund ein Drittel aller Arbeitsplätze weltweit durch digitale Technologien verändern. Dies zieht natürlich ein Gros an Umqualifizierungen mit sich, bietet aber auch vielen Berufstätigen die Möglichkeit, Einblicke in spannende, zukunftsträchtige Gebiete zu erhalten und neue berufliche Perspektiven einzuschlagen.

Im Zuge der Corona-Pandemie sind nahezu in allen Branchen Defizite bei der Digitalisierung zum Vorschein gekommen und haben einen regelrechten Digitalisierungsschub ausgelöst. Schon vor der Krise sahen sich viele Unternehmen vor der großen Herausforderung, ihr Business-Modell digitalisieren zu müssen, um auch zukünftig gegen die Konkurrenz bestehen zu können. Oftmals fehlte jedoch bereits zu dieser Zeit geeignetes IT-Fachpersonal. Mit der Covid-19-Pandemie hat sich die Nachfrage nach Spezialist:innen im IT-Bereich erneut verstärkt.

IT-Kapazitäten aufstocken: Talente finden und halten

Nicht nur 2021, sondern auch in den kommenden Jahren sind ITler:innen heiß begehrt. Da der Kandidaten:innen-Pool limitiert ist, müssen Unternehmen ihren zukünftigen Mitarbeiter:innen inzwischen viel bieten.

IT-Expert:inn können aber nicht nur aus dem bereits bestehenden Pool gewonnen werden, sondern auch über alternative Wege: Einerseits gibt es die Möglichkeit, Quereinsteiger:innen die Chance zu bieten, sich in einem IT-Bootcamp innerhalb kürzester Zeit umfassendes IT- Wissen anzueignen. Andererseits können bestehende Mitarbeiter:innen umgeschult werden und nach einem erfolgreich absolviertem Neuqualifizierungsprogramm in den IT-Bereich des Unternehmens wechseln. IT-Expert:innen können so aus den eigenen Reihen gewonnen werden. Das Beste daran: Unzufriedene Mitarbeiter:innen können sich auf diese Weise neu orientieren und gehalten werden und dem Unternehmen mit wertvollem Unternehmens- und Branchenwissen erhalten bleiben. Das ist keine schlechte Herangehensweise, wenn man bedenkt, dass jede:r vierte Berufstätige der DACH-Region unzufrieden mit seiner bzw. ihrer aktuellen Jobsituation zu sein scheint. Dies geht aus einer Ende 2020 erschienenen Studie des sozialen Netzwerks Xing hervor.

Am unzufriedensten sind dabei junge Menschen, die Gründe hierfür vielseitig. Neben dem Gehalt, der Arbeitsatmosphäre und der Unternehmenskultur beklagen viele Stillstand und Monotonie. Insbesondere Millennials und die Generation Z fühlen sich schnell gelangweilt. Sie sehnen sich beständig nach Veränderungen und neuen Herausforderungen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov, die im Auftrag des Dienstleistungsmarktplatzes Fiverr durchgeführt und Anfang 2020 veröffentlicht wurde. Mehr als zwei Drittel der Millennials und Generation Z wünschen sich demnach einen Wandel. Im direkten Vergleich dazu: 52 Prozent der Babyboomer möchten keine Veränderungen in ihrer Arbeitswelt und fühlen sich in ihrer Arbeitssituation wohl.

Zurückzuführen ist diese Diskrepanz auf Folgendes: Während die Babyboomer die meiste Zeit ihrer zu leistenden Arbeitsjahre bereits hinter sich haben und auf das Rentenalter zusteuern, liegt die Rente für die junge Generation noch in weiter Ferne. Dies versetzt Unternehmen in eine Zwickmühle: Langjährige Mitarbeiter:innen scheiden in den nächsten Jahren wegen des Renteneintritts aus der Arbeitswelt aus. Ambitionierte, junge Talente verlassen die Unternehmen zeitgleich aus Langeweile und einem Mangel an Herausforderungen. Unternehmen können diesen Talenten aber einen Grund zum Bleiben bieten, indem sie ihnen ermöglichen, sich neu zu orientieren und für einen anderen Unternehmensbereich zu qualifizieren.

Neuqualifizierungsprogramme: Option für neue berufliche Perspektiven

Innovative Umschulungsprogramme bieten Unternehmen, die auf der Suche nach qualifiziertem Fachpersonal sind, die Chance, genau die existenziell notwendigen IT- Kapazitäten aufzubauen und zu erhalten, die der erschöpfte IT-Arbeitnehmer:innenmarkt nicht hergibt. Der Vorteil: Sie kämpfen nicht mit anderen Unternehmen um die ohnehin schon knappen Kandidat:innen, sondern bieten Quereinsteiger:innen sowie bestehenden Mitarbeiter:innen neue berufliche Perspektiven. Das Angebot interner Umschulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten steigert darüber hinaus sogar nicht nur die interne Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen, sondern minimiert zugleich die Fluktuation im Unternehmen. Talente, die in ihrer momentanen Job-Position nicht mehr zufrieden sind, erhalten eine attraktive Entwicklungsmöglichkeit und können gehalten werden. Zudem lassen sich dadurch nicht nur nicht mehr benötigte Stellen kompensieren und ungewollte Kündigungen vermeiden, sondern auch Recruiting- und Abfindungskosten einsparen. Und auch für Mitarbeiter:innen bietet eine Umorientierung mehrere Vorteile: Sie entwickeln sich persönlich und beruflich weiter, ihr bestehendes Beschäftigungsverhältnis bleibt ihnen erhalten und sie gewinnen nachhaltig an Wert für ihr Unternehmen sowie den Arbeitsmarkt.

Lernkonzept Accelerated Learning: Zwölf Wochen Druckbetankung

Reskilling-Programme bieten für Teilnehmende ein große Chance, bergen aber auch Herausforderungen: Innerhalb kürzester Zeit müssen sich die Quereinsteiger:innen einen enormen Wissensschatz aneignen. Die IT-Bootcamps basieren auf der Methode des Accelerated Learnings. Die Besonderheit dieses Lernansatzes liegt dabei in der interaktiven und praxisorientierten Vermittlung komplexer Inhalte innerhalb kürzester Zeit, durch die eine sehr große Menge an Wissen gezielt im Gedächtnis verankert werden kann.

Bei der Auswahl passender Kandidat:innen spielen vor allem potenzialbasierte Kompetenzen wie Durchhaltevermögen, Lösungsorientierung oder logisches Denken eine wichtige Rolle. Denn nur hochmotivierten Teilnehmer:innen gelingt ein erfolgreicher Abschluss der Kompaktschulung. Fachkenntnisse oder bereits erworbene Berufsqualifikationen fallen beim Recruiting-Prozess weniger ins Gewicht. Der Vorteil: Thematische Vorkenntnisse werden nicht benötigt. Somit können nicht nur externe Quereinsteiger:innen, sondern auch interne Mitarbeiter:innen aus verschiedensten Bereichen eines Unternehmens an Neuqualifizierungsprogrammen teilnehmen.

Reskilling: Kampfansage gegen den Fachkräftemangel

Innovative Recruiting-Maßnahmen helfen Unternehmen dabei, dem IT-Engpass Einhalt zu gebieten. Dabei ist es besonders wichtig, zukünftig nicht mehr nur im bereits vorhandenen Bewerberpool nach potenziellen Kandidat:innen für zu besetzende IT-Positionen zu suchen, sondern den Blick auszuweiten. Denn neben dem viel zu oft unterschätzten Potenzial von Quereinsteiger:innen, ist die dringend benötigte Man- bzw. Woman-Power oftmals bereits im Unternehmen anzutreffen. Interne Umschulungen von bestehenden Mitarbeiter:innen sind ein effizientes Mittel gegen den Fachkräftemangel und nicht zuletzt eine Investition in die Zukunftsfähigkeit.

ist seit Januar 2018 Geschäftsführer der Academy Germany GmbH, einem international tätigen Dienstleister für Professional Training und Erwachsenenbildung. Er verantwortet Tätigkeiten in den Bereichen Unternehmensstrategie, Sales und Operations.

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