Digitale Transformation von Unternehmen – Zur erfolgreichen digitalen Transformation gehört mehr als nur neue Technologie

Von   Milad Safar   |  Managing Partner   |  Weissenberg Group
2. September 2020

Da digitale Technologien die Wirtschaft weltweit dramatisch verändern, verfolgen immer mehr Unternehmen umfangreiche Transformationsstrategien, um die Vorteile dieses Trends zu nutzen und mit den Wettbewerbern Schritt zu halten. Aber nicht alle Bemühungen, mit einer organisatorischen Transformation die Leistung des Unternehmens zu verbessern, sind dabei von Erfolg gekrönt. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Berücksichtigung von Faktoren wie Führung, Aufbau von Fähigkeiten, Befähigung der Mitarbeiter, Aktualisierung der Tools und Kommunikation die Chancen auf eine erfolgreiche digitale Transformation verbessern.

Faktoren einer erfolgreichen Transformation

Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass digitale Transformationen [1] noch schwieriger als herkömmliche Veränderungsbemühungen sind. Die Erfolgsquoten variieren dabei je nach Unternehmensgröße. Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern tun sich dabei leichter als Unternehmen mit mehreren tausend Mitarbeitern. Eine wichtige Rolle im Rahmen der digitalen Transformation spielt die Einführung von neuen Technologien wie Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und fortschrittliche neuronale Techniken des maschinellen Lernens.

Der Einsatz von digitalen Technologien ist aber nur ein Teil der Geschichte. Die Art und Weise der Umsetzung ist etwas ganz anderes. Dabei gibt es eine Reihe von Faktoren, die die Erfolgsaussichten einer Transformation verbessern.

Zu den Faktoren zählen

  • digital versierte Führungskräfte,
  • der Aufbau von digitalen Skills in der Belegschaft,
  • die Vorbereitung der Mitarbeiter darauf, auf neue Weise zu arbeiten,
  • ein digitales Upgrade der alltäglichen Tools,
  • eine kontinuierliche Kommunikation über den Wert und die Möglichkeiten digitaler Methoden.

Versierte Führungskräfte und digitale Skills

Während einer digitalen Transformation finden Veränderungen auf allen Ebenen statt, insbesondere auch bei den Hard- und Softskills der Mitarbeiter. Speziell diese Veränderung zu begleiten bedarf es einer neuen Garde an Führungskräften, die mit digitalen Technologien vertraut sind. Der Erfolg einer digitalen Transformation steigt mit dem Grad des Engagements der Führungskräfte, die sich ganztägig den Veränderungsbemühungen widmen. Idealerweise installiert das Unternehmen einen Chief Digital Officer (CDO), der das Transformations-Projekt begleitet und vorantreibt.

Die Auswirkungen der Digitalisierung, Automatisierung und anderer technologischer Trends auf die Belegschaft sind erheblich und erfordern die Investition in neue, unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten. Unternehmen müssen sich dabei ständig kritisch damit auseinandersetzen, wie sich die Digitalisierung kurz- und langfristig auf ihr Unternehmen auswirken kann und welche Fähigkeiten sie benötigen, um Schritt zu halten. Im Rahmen einer klaren Personalstrategie geht es darum, die digitalen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu ermitteln, die zur Verfügung stehen müssen und die benötigt werden, um die zukünftigen Ziele zu erreichen.

Herkömmliche Rekrutierungskampagnen reichen nicht

Dazu müssen die Rollen und Verantwortlichkeiten, die sich an den Zielen der Transformationstrategie ausrichten, für die einzelnen Mitarbeiter neu definiert werden. Dabei müssen die Mitarbeiter vor allem über integrative Fähigkeiten verfügen, da sie übergangsweise die potenziellen Lücken zwischen dem traditionellen und dem bereits digitalisierten Teil des Geschäfts schließen müssen. Um die neuen digitalen Methoden und Prozesse in bestehende Arbeitsweisen übersetzen und integrieren zu können, benötigen sie technisches Verständnis und Prozess-Know-how. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass ein Unternehmen rechtzeitig in vielversprechende digitale Talente investiert und seine Personalplanung darauf ausrichtet.

Herkömmliche Rekrutierungstaktiken wie öffentliche Stellenausschreibungen und Empfehlungen von aktuellen Mitarbeitern sind hier wenig zielführend. Vielmehr müssen die Personalverantwortlichen verstärkt über innovative Rekrutierungskampagnen wie die Veranstaltung von Technologiekonferenzen oder Hackathons nachdenken.

Strukturelle Veränderungen für ein kollaboratives Arbeiten

Um die Mitarbeiter zu befähigen, auf neue Weise zu arbeiten, bedarf es kultureller Verhaltensänderungen, einer verstärkten Zusammenarbeit untereinander und einer wesentlich ausgeprägteren Kundenorientierung. Die strukturellen Veränderungen der Organisation müssen die interaktiven, kollaborativen Möglichkeiten der Mitarbeiter untereinander und den jederzeitigen Zugriff auf alle erforderlichen Informationen und Daten verbessern, um eine datenbasierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Die digitale Transformation erfordert aber nicht nur veränderte, neue Arbeitsweisen und eine neue Unternehmenskultur, die die Mitarbeiter in die Lage versetzt, anders zu arbeiten als bisher und mit dem schnelleren Arbeitstempo Schritt zu halten. Begleitet werden muss diese Veränderung durch die Implementierung digitaler Tools und die Automatisierung von Prozessen.

Neue Verhaltens- und Arbeitsweisen müssen durch formale Maßnahmen wie kontinuierliches Lernen und eine offene Arbeitsumgebung verstärkt werden, die die organisatorischen Veränderungen unterstützen. Dazu gehört natürlich auch eine ausgeprägte Change-Kommunikation. Wenn Mitarbeiter eine Vorstellung davon haben, wo die Digitalisierung eingeführt werden könnte und sollte, und wenn Mitarbeiter daraufhin ihre eigenen Vorstellungen darüber entwickeln, wo und wie die Digitalisierung das Unternehmen unterstützen könnte, steigen die Erfolgsaussichten der digitalen Transformation.

Informierte Mitarbeiter sind motivierte Mitarbeiter

Eine klare Kommunikation während der digitalen Transformation hilft den Mitarbeitern zu verstehen, wohin die Reise geht, warum sich ihre Organisation ändert und warum diese Veränderungen wichtig sind. Denn Mitarbeiter, die wissen, dass sie eine maßgebliche Rolle bei der Realisierung des Wandels spielen, sind hochmotiviert und offen dafür, auch mit anderen Teams zusammenzuarbeiten. Diese Mitarbeiter sind auch leichter zu ermutigen, aus ihren Fehlern zu lernen und mit neuen Ideen zu experimentieren – beispielsweise durch Rapid Prototyping.

Gute interne Kommunikation war schon immer ein entscheidender Erfolgsfaktor bei traditionellen Veränderungsprozessen und erfährt bei der digitalen Transformation noch einmal einen Bedeutungszuwachs. In diesem digitalen Kontext müssen Unternehmen bei der Nutzung ihrer Kommunikationskanäle kreativer werden, um schnell Einstellungs- und Verhaltensänderungen zu ermöglichen, die eine digitale Transformation erfordert.

Eine transparente Kommunikation der Ziele für die wichtigsten Leistungsindikatoren der Organisationen und des Zeitplans der Transformation haben einen großen Einfluss auf den Erfolg. Es hat sich dabei herausgestellt, dass der Einsatz von Remote- und digitaler Kommunikation zur Vermittlung der Vision der Transformation den Erfolg viel besser unterstützt als persönliche oder traditionelle Kanäle.

Da nicht alle Führungskräfte die Erfahrung und die Skills haben, derartige Veränderungen zu unterstützen oder umzusetzen, müssen die Unternehmen spezielle Programme zur Führungskräfte- und Mitarbeiterentwicklung entwickeln, um die notwendigen Änderungen in deren Einstellungen und Verhaltensweisen vorzunehmen.

Fazit

Die digitale Transformation ist ein langfristiger Veränderungsprozess, von dem das gesamte Unternehmen betroffen ist. Es geht dabei nicht um die Digitalisierung einzelner Prozesse. Es geht vielmehr um eine nachhaltige Veränderung von Geschäftsmodellen im unternehmerischen Kontext. Die angesprochenen Faktoren haben maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg der digitalen Transformation und sollten daher in jeder Transformationsstrategie berücksichtigt werden. Nur dann wird aus der digitalen Transformation eine Erfolgsgeschichte mit den besten Zukunftsperspektiven.

 

Quellen und Referenzen:

[1] https://weissenberg-solutions.de/digitale-transformation-von-unternehmen-definition-beispiele/

 

ist Managing Partner der Weissenberg Group. Er entwickelte für namhafte Konzerne Lösungen zur Prozessoptimierung. Schwerpunktmäßig beschäftigt sich er sich mit den Themen Digitalisierung, Robotic und Künstliche Intelligenz, zu denen er auch regelmäßig Vorträge hält.

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