Schlüsselfaktor Agilität: Erfolge mit Digitalisierung schaffen.

Von   Edgar Ehlers   |  Interim CDO, Inhaber und Geschäftsführer | ee factor agile consulting GmbH   |  ee factor agile consulting GmbH
25. Juli 2019

Märkte unterliegen heutzutage rasanten Veränderungen. Die Mehrheit der Unternehmen organisiert sich hierarchisch und nach wie vor traditionell prozess- und projektorientiert. Auf Digitalisierung und Co. reagieren klassisch strukturierte Unternehmen tendenziell zu langsam. Das geht oft mit Gewinneinbußen einher. „Agilität“ steht in diesem Zusammenhang bei Digitalexperten hoch im Kurs. Wenn digitaler Wandel die Norm bestimmt, sollen Teams wieder Verantwortung für ihr eigenes Tun bekommen.
Agile Unternehmen reagieren in komplexer werdenden Welten schneller auf Umbrüche und den digitalen Wandel. Agilität steht somit für eine erhöhte Anpassungsfähigkeit. Sie stellt Hierarchien auf den Kopf und ermächtigt, selbstorganisiert zu handeln. Dabei setzen veränderte Strukturen Vertrauen und Kommunikation voraus. Doch was bedeutet der Begriff genau?

Das Agile Manifest

Den agilen Anfang machten siebzehn Software-Spezialisten im Jahr 2001, als sie im Agilen Manifest Grundsätze festlegten um die Software-Entwicklung zu revolutionieren. Die Grundsätze bezeichnen Ansätze im Softwareentwicklungsprozess, die die Transparenz und Flexibilität erhöhen und zu einem schnelleren Einsatz der entwickelten Systeme führen sollen, um so Risiken im Entwicklungsprozess zu minimieren. Schnell merkten Außenstehende, dass ein agiles Vorgehen Vorteile für die generelle Arbeitswelt bereithält. Die Gedanken und Methoden übertrugen sich nach und nach auf andere Branchen. Gerade auch in Bezug auf die rasanten Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, bewähren sich agile Werte.

Um Agilität fachgerecht zu implementieren, schulen Unternehmen eigene Mitarbeiter zu Coaches oder holen sich Hilfe von außerhalb. Abteilungsexterne Coaches vermitteln Alteingesessenen unvoreingenommen neue Werte. Im Fokus stehen dabei Flexibilität, Schnelligkeit, Anpassung, Vernetzung, Dynamik, Selbstorganisation und Vertrauen.

Agiles Mindsetting

Das agile Mindset hilft, schnell auf Neuerungen zu reagieren sowie Produkte und Services mit einer schnellen Änderbarkeit zu implementieren. Flexibles Verhalten unterstützt vor allem im Personalbereich: Gut ausgebildete und vielfältig einsetzbare IT-Mitarbeiter haben weniger Probleme, auf unvorhersehbaren Wandel und Marktsituationen zu reagieren, als Arbeitskräfte, die starren Rahmenbedingungen unterworfen sind. Die kontinuierliche Verbesserung und Flexibilität, die agile Methoden bereithalten, sind die Grundlage für diese ausgeprägte Anpassungsfähigkeit. Um Kommunikation der Individuen untereinander zu unterstützen, stellt auch die Vernetzung einen wichtigen Faktor dar. Eigenschaften wie Flexibilität und Vertrauen bauen auf guten Beziehungen untereinander auf. Flache Hierarchien und autonome Arbeitsgruppen mit kurzen Entscheidungswegen etablieren Agile Coaches ebenso wie ein klares Klima der Selbstorganisation.

Agilität in digitalisierten Unternehmen definiert sich über Individuen und Interaktionen statt über Prozesse und Werkzeuge. Funktionierende Software steht über umfassender Dokumentation durch Mitarbeiter, weiterführende Zusammenarbeit und ehrliches Verständnis für Kunden booten lange Vertragsverhandlungen aus. Das Reagieren auf Veränderungen verdrängt die strikte Verfolgung starrer Pläne. Agile Unternehmen liefern das, was Kunden konkret brauchen.

Agilität als Schlüssel zum Erfolg

Agile Organisationskulturen bestimmen Transparenz, kontinuierlicher Dialog, eine Haltung des Vertrauens und kurzfristige Feedbackmechanismen. Es ist nicht nur entscheidend, das richtige kulturelle Mindset zu haben, sondern auch, es zu leben.

Die Digitalisierung bringt Unternehmen tiefgreifende Veränderungen. Agilität stellt einen Schlüsselfaktor zur erfolgreichen Bewältigung dieser Transformation dar. Sie durchbricht Hierarchien und fördert die Selbstorganisation der Mitarbeiter. Damit agile Strukturen erfolgreich sind, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen und ständig miteinander kommunizieren. Nur dann erhöht sich die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und die Agilität bereitet den Weg für eine gelungene Digitalstrategie.

Agil werden – und nun?

Um die agile Transformation erfolgreich zu meistern, genügt es nicht, agile Methoden einzuführen und einfach Strukturen zu verändern. Eine agile Haltung lässt sich nicht per Aushang anordnen. Vielmehr handelt es sich um einen Veränderungsprozess, bei dem Führungskräfte und Mitarbeiter aktive Unterstützung brauchen. Haben Unternehmen erkannt, dass sie Hilfe in Sachen Digitalisierung benötigen, folgt der nächste Schritt: Sie wählen einen Agile Coach aus. So kommt es oft vor, dass beispielsweise Organisationsentwickler, Projektmanager oder auch firmeninterne Scrum-Master, die mit dem Thema Digitalisierung bereits vertraut sind, zum Agile Coach ernannt werden. Alternativ engagieren Führungskräfte häufig externe Coaches. Deren Vorteil: Sie haben einen unvoreingenommenen Blick auf die gesamte Teamstruktur.

Agile Ausbildungen

Da die Berufsbezeichnung Agile Coach noch nicht lange auf dem Arbeitsmarkt existiert, ist noch nicht klar definiert, wer sich unter welchen Voraussetzungen so nennen darf und welche Qualifikationen der berufliche Digitalisierungshelfer mitbringen muss. Im Coachingbereich findet sich eine Vielzahl verschiedener Weiterbildungsangebote; mit NLP oder gewaltfreier Kommunikation erhalten auch interdisziplinäre Praktiken Einzug in die agile Ausbildungswelt. Agiles Coaching lässt sich mittlerweile sogar studieren, und diverse Institute und Verbände erlauben es auch Anwärtern ohne große Vorkenntnisse, sich zum agilen Coach auszubilden. Bei der Wahl des Coaches ist deshalb zaghafte Vorsicht geboten: So toll sich manche Weiterbildung und Zertifizierung auch anhören mögen, Verantwortliche sollten sich immer genügend Zeit nehmen, sie zu hinterfragen. Eine weitere wichtige Rolle spielt der persönliche Eindruck. Da der Coach permanent mit den Mitarbeitern auf persönlicher Ebene arbeitet, ist es wichtig, dass auch das Zwischenmenschliche stimmt.

Agile Haltung

Angehende Agile Coaches, die den Wunsch haben, Firmen und Mitarbeitern die Digitalisierung näherzubringen, sollten sich ihrerseits ebenfalls intensiv mit ihrem zukünftigen Beruf auseinandersetzen. Denn es genügt bei weitem nicht, theoretische Grundlagen auswendig zu lernen. Natürlich stellen agile Methoden den Grundstock für eine erfolgreiche Implementierung dar. Als zweiter Faktor agiert das stimmige Mindset: Coaches müssen die gelernte Theorie ohne Probleme in die Tat umsetzen können. Wichtig ist dafür, dass auch die persönliche Einstellung passt. Wenn Agile Coaches agile Werte und Methodiken zwar kennen, aber nicht vorleben können, führt der Implementierungsversuch in Unternehmen nicht zu messbarem Erfolg. Ein guter Coach lebt sowohl für seinen Beruf als auch für die Menschen, mit denen er arbeitet. Dafür braucht er Einfühlungsvermögen, Networking und Durchsetzungsfähigkeit genauso wie Empathie, Flexibilität und Demut.

Edgar Ehlers ist Gründer der strategischen Unternehmensberatung ee factor agile consulting GmbH. Der Agilist unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung von agilen sowie schlanken Arbeitsweisen und legt besonderen Wert darauf, dass Transformation auf allen Ebenen stattfindet. Kooperative Zusammenarbeit, die von Klarheit und Respekt geprägt ist – so lautet seine Maxime. Einen weiteren Schwerpunkt von Edgar bildet die Sanierung von agilen Konzernen. In dieser Funktion unterstützt er hauptsächlich namhafte Firmen in der Automobil- und Telekommunikationsbranche und bekleidet dort wichtige Positionen – zuletzt als Vizepräsident des Agile Chapters bei einem führenden Telekommunikationsunternehmen in Deutschland. Edgar hat seine Expertise durch rund 200 Aus- und Weiterbildungen in der systemischen Beratung, New Work, agiler Kompetenz, Strategie, Finanzen und KI-Management erlangt. In seiner Beratung setzt der Interims-CDO auf eine selbst entwickelte 4-Phasen-Methode. Neben Transparenz, Messbarkeit und Urteilsvermögen sind ihm die Ermächtigung der Mitarbeitenden und die Skalierbarkeit der Lösungsansätze wichtige Anliegen.

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