Blockchain – Der Turbo für die Stammdaten aus der Cloud

Von   Tobias Reisberger   |  Chief Digital Officer   |  Nexinto
22. August 2017

In Form der Kryptowährung Bitcoin rüttelte die Blockchain die Finanzwelt durch. In jüngster Zeit ist sie zu einem Hype avanciert, der als Schlüsseltechnologie die IT grundlegend verändern wird. Vor nicht allzu langer Zeit hatte noch die Cloud diesen Status inne. Was also bedeutet das Aufkommen der Blockchain für die Wolkentechnologie?
 Als die Cloud vor einigen Jahren das Parkett der ITK-Branche betrat, läutete sie den Beginn einer neuen Ära ein: aktuelle Konzepte und Verfahren wie Künstliche Intelligenz, Autonomes Fahren oder Industrie 4.0 wären ohne sie kaum zu realisieren. In rasantem Tempo hat sich die disruptive Technologie der Cloud heute zur flächendeckenden Basistechnologie entwickelt. Zwei Drittel der deutschen Unternehmen nutzen, laut Cloud Monitor 2017 des Branchenverbandes Bitkom, Services aus der Wolke. Und der nächste Hype-Nachfolger steht bereits vor der Tür: die Blockchain. Die große Bühne weltweiter Aufmerksamkeit betrat sie in Form der Kryptowährung Bitcoin, für das sie die Grundlage bildet. Die Blockchain – auch als Distributed-Ledger-Technologie bezeichnet (DLT) – ist im Grunde eine dezentrale Peer-to-Peer-Datenbank und dient der kryptografischen Verkettung einzelner Blöcke. Diese Blockketten sind auf permanent miteinander vernetzten Rechnern gespeichert. Die Teilnehmer dieses Netzwerkes prüfen die Datenblöcke auf ihren Wahrheitsgehalt. Der wesentliche Vorteil: mit Blockchain verschlüsselte Daten sind nahezu fälschungssicher und hochverfügbar. Daher erschütterte der Bitcoin vor allem die Finanzbranche: Die Blockchain übernimmt Aufgaben zur Überprüfung und Legitimierung von finanziellen Transaktionen – eine zentrale Aufgabe der Banken. Mittlerweile prüfen Unternehmen verschiedenster Branchen, wie sie die Blockchain für sich einsetzen können. Noch ist das Verfahren nicht gänzlich ausgereift. Experten sind sich aber einig, dass sich die Technologie in den nächsten Jahren etablieren und bestehende Konzepte auf den Kopf stellen wird. Natürlich bleibt die Cloud bei dieser Entwicklung nicht außen vor.

Daten für verteilte Infrastrukturen

Die Cloud-Nutzung ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen und hat sich in ihrer Art ausdifferenziert. 2011 nutzten gerade einmal sechs Prozent der Unternehmen die Public Cloud, wenige Jahre später beziffert der aktuelle Cloud Monitor ihren Anteil bereits auf knapp 30 Prozent. Neben der reinen Private und Public Cloud, gehören heute hybride und Multi-Cloud-Szenarien zum Alltag: Verteilte und miteinander verknüpfte und interagierende Clouds sind wesentliche Träger der Vernetzung des Internet of Things. Dedizierte Infrastrukturen weisen in der Regel eine dedizierte Datenhaltung auf. Doch mit den zunehmend hybriden Public-Cloud-Ansätzen muss diese mit möglichst geringer Latenz zentral einheitlich steuerbar sein. Die Blockchain ist in der Lage, die Datenhaltung zu Kunden, Produkten oder Assets vollständig verteilt zu ermöglichen – und gleichzeitig die Datenintegrität über verschiedene Cloud-Plattformen hinweg revisionssicher zu gewährleisten. Die Blockchain ermöglicht es, in einem Datenpaket das Rechtemanagement Code-basiert zu steuern, etwa über die Veränderungshoheit über Preise. Es bietet sich für global agierende Unternehmen an, den latenzfreien und sicheren Zugriff sowie auf die Veränderungshoheit auf die Blockchain zu nutzen, um die Performance ihrer Cloud-Architektur zu steigern. Dies kann Blockchain dadurch ermöglichen, dass es eine dezentrale, aber gut koordinierbare Struktur aufweist, möglich. Bei Datentransaktionen behalten Unternehmen die vollständige Kontrolle. Die mittels Blockchain verschlüsselten Daten sind nicht veränderbar und damit vor allem nicht manipulierbar. Durch die steigende Digitalisierung von Informationen etwa Wartungshistorien von Industrieanlagen oder Fahrzeugen, sind diese somit fälschungssicher. Mit Blockchain wird das „globally locally“ der Cloud-basierenden Infrastrukturebene auf den Bereich der Daten ausgedehnt. Diese werden damit den Anforderungen an vernetzte und verteilte Märkte stärker gerecht. Damit avanciert die Blockchain zu einem Treiber der Cloud, die sich stärker dezentralisiert aufstellt.

Wer überwacht die Wächter?

Für viele Unternehmen wird die Blockchain derzeit noch ein zu abstraktes Konzept sein – ähnlich zu den Anfängen der Cloud. Fakt ist: Blockchain bietet viele Ansatzpunkte, um verteilte Szenarien sowie die Sicherheit von Daten zu erhöhen. Dennoch steht die Technologie in den meisten Branchen noch ganz am Anfang. Für den endgültigen Durchbruch gibt es neben dem Evaluieren von Anwendungsfällen noch andere Fragen zu klären. Wie sind etwa verteilt gespeicherte Daten mit gesetzlichen und unternehmenseigenen Vorschriften zum Datenschutz vereinbar? So basiert das Konzept der Blockchain darauf, die Datenpakete durch eine möglichst hohe Zahl verschiedener Teilnehmer prüfen zu lassen. Doch wer prüft da eigentlich? Sollten etwa Konkurrenzunternehmen nachvollziehen können, wann Änderungen an Daten vorgenommen wurden? Hier hat sich bereits die Blockchain an die Bedürfnisse der Wirtschaft angepasst. So ist es ein gangbarer Weg, neben öffentlichen Blockchains, dessen Netzwerk für Teilnehmer offen zugänglich ist, auch private Blockchains zu erstellen. In diesen Netzwerken sind nur bestimmte Teilnehmer zugelassen.

Um die Blockchain wird es in den nächsten Monaten und Jahren spannend bleiben. Sicherheit spielt sie in der Digitalisierung der Wirtschaft eine weiterhin große Rolle. Blockchain in Kombination mit der Cloud bietet einen neuen Lösungsansatz, die Kontrolle über Daten zu behalten und deren Integrität zu garantieren.

Tobias Reisberger verantwortet als Chief Digital Officer den Bereich Operations und das Innovationmanagement von Nexinto. Vor seinem Start bei Nexinto hat er mehrere erfolgreiche Startups gegründet, war als Managementberater und als COO bei einem FinTech-Unternehmen tätig. Zuvor hat er leitende Positionen beim Online-Gameanbieter Bigpoint inne.Tobias Reisberger ist Diplom-Kaufmann. Er hat an der European Business School in Oestrich-Winkel, Hong-Kong und den USA studiert.

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