Plattformen gegen den Klimawandel – Nachhaltige Lieferketten in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Es war noch nie so schwierig wie heute, das richtige Produkt zur richtigen Zeit im Regal zu haben. Doch die Erwartungen von Verbrauchern steigen nicht nur bezüglich der Bequemlichkeit und niedriger Preise – auch das Thema Nachhaltigkeit wird ihnen immer wichtiger. Marktanteile zu gewinnen, Umsatz zu steigern und Kosten zu senken reicht nicht mehr aus: Von Lebensmittel- und Getränkeherstellern wird zunehmend erwartet, ethisch korrekt zu wirtschaften, Rücksicht auf den Planeten zu nehmen und verantwortungsvoll zu handeln. Für die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten bedeutet dies, dass die Tätigkeiten und Auswirkungen aller Zulieferer und Partner in allen Bereichen – seien es vorgelagerte Lieferanten, nachgelagerte Vertriebswege, Logistikanbieter oder globale Handelspartner – berücksichtigt werden müssen. End-to-End-Plattformen helfen dabei, Störungen in der Lieferkette vorherzusehen, Abfälle zu reduzieren und somit nachhaltiger zu wirtschaften.
Von   Johannes Hangl   |  Senior Director Customer Solutions   |  e2open
4. April 2023

Herausforderungen bei der Ermittlung von Emissionen

ESG-Ziele gewinnen für Lebensmittel- und Getränkehersteller zunehmend an Bedeutung, unter anderem aufgrund steigender CO2-Preise sowie der generellen Befürchtung, dass Emissionen weitere Kosten mit sich bringen könnten. Die Folge: Unternehmen müssen immer transparenter werden, um Kunden, Stakeholder und Investoren zufriedenzustellen – auch in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Aus diesem Grund werden ESG-Faktoren – insbesondere CO2-Emissionen – auch von den Behörden reguliert.

Unternehmen können ihre Emissionen dabei in unterschiedlichen Kategorien messen:

Sogenannte direkte Emissionen (Scope 1) sind solche, die aus Quellen stammen, die direkt vom Unternehmen verantwortet oder kontrolliert werden. Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie zählen zu Scope 2 und sind ebenfalls in der Regel einfach zu ermitteln.

Anders sieht es bei Scope 3-Emissionen aus, obwohl diese den größten Anteil der Emissionen eines Unternehmens ausmachen können. Diese Kategorie umfasst dabei alle Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette anfallen. Bei vielen Unternehmen entsteht mehr als 90 Prozent des ESG-Fußabdrucks in der Lieferkette. Dementsprechend liegt der Großteil der Auswirkungen von Beschaffung, Verarbeitung, Transport und Vertrieb meist außerhalb der direkten Kontrolle von Lebensmittel- und Getränkeherstellern. End-to-End-Plattformen ermöglichen eine vereinheitlichte und durchgängige Betrachtung aller Bereiche in der Lieferkette und erleichtern die Nachverfolgung von Scope-3-Emissionen.

End-to-End-Plattformen: Hilfe für ganzheitliche Betrachtung 

Eine ganzheitliche Betrachtung der Lieferkette wird immer wichtiger. Im besten Fall können Anbieter von Transportmanagementsystemen (TMS), die nachträgliche Emissionsberechnungen oder sogar eine proaktive Transparenz von Emissionen bieten, dazu beitragen, die Emissionen innerhalb eines Transportsilos zu verbessern. Ein isolierter Ansatz verschlimmert jedoch nur die Auswirkungen von Unterbrechungen in der Lieferkette – Unternehmen bemühen sich folglich immer mehr um einen ganzheitlichen Ansatz. Die Optimierung eines bestimmten Ergebnisses aus der Perspektive eines Silos bedeutet oft, dass der Rest der Lieferkette aus dem Gleichgewicht gerät und möglicherweise einen Nettoanstieg der Emissionen verursacht, zusätzlich zu anderen Kosten und Risiken.

Solch eine ganzheitliche Betrachtung der Lieferkette bietet unter anderem eine End-to-End-Plattform. Hersteller erhalten hierbei eine genaue und frühzeitige Prognose ihrer Produktnachfrage. So können sie die Versorgung sicherstellen, effizient produzieren, alle Bestandteile und Endprodukte zuverlässig auf den Markt bringen, und das alles auf eine nachvollziehbare, zeitnahe und CO2-effiziente Weise. Frühzeitige und genaue Nachfrageprognosen, die in die Transportprognosen einfließen, verschaffen zusätzliche Zeit, um Kapazitäten bei bevorzugten, CO2-armen Frachtführern zu sichern. Diese gewonnene zusätzliche Zeit kann wiederum die Auswirkungen möglicher Verspätungen abmildern, die beispielsweise durch Verzögerungen während der Schiffsreise oder im Hafen verursacht werden.

Minimierung von ESG-Risiken in der gesamten Lieferkette

Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie steht bei der Minimierung von ESG-Risiken in der gesamten Lieferkette an vorderster Front. Grundsätzlich wirken sich Entscheidungen zur Verringerung von ESG-Risiken positiv auf die Bilanz aus. Eine spürbare Wirkung bieten End-to-End-Plattformen: Sie erlauben Beziehungen und Daten über alle Lieferanten, Kunden und Partner hinweg. Praktisch umsetzbare Entscheidungen erleichtern es, günstige Gelegenheiten zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Um die ESG-Ziele zu erfüllen, sollten die ESG-Auswirkungen anhand relevanter Daten auf jeder Ebene der Beschaffung, der Herstellung, des Transports und des Vertriebs nachverfolgt werden können. Ebenso sind eine zuverlässige Auswahl der Partner, die Einhaltung von Vorschriften durch die Überprüfung aller Kunden und Lieferanten sowie emissionsbezogene Entscheidungen zum Zeitpunkt der Buchung für eine optimale Transportart und -route entscheidend.

Für Lebensmittel- und Getränkehersteller wie auch ihre Geschäftspartner wird es zunehmend lohnender, End-to-Plattformen zu nutzen, die alle Teilnehmer der Wertschöpfungskette über ein einziges Netzwerk miteinander verbindet. Denn die Verfolgung aller Auswirkungen von transportbezogenen Faktoren – einschließlich der Emissionen – auf die gesamte Lieferkette ist grundlegend, um den eigenen Fußabdruck genau einschätzen, kluge Abwägungen zur Reduzierung eingehen und die Geschäftskontinuität sicherstellen zu können.

Johannes Hangl ist seit über zehn Jahren in verschiedenen Positionen und Unternehmen im Supply Chain Business tätig und arbeitet seit knapp vier Jahren für e2open.

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