Automatisierte Verkaufsprozesse für Marktplätze: Cloud-Lösung verbindet Online-Plattformen mit SAP

Von   Claudio Endres   |  Produktmanagement   |  FIS Informationssysteme und Consulting GmbH
24. Juni 2020

Schon heute nutzen mehr Kunden Online-Marktplätze für ihre Produktsuche als Suchmaschinen. Das Potenzial ist riesig und der steigende Erfolg stellt Handelsunternehmen vor die große Herausforderung eines schnellen, effizienten und zentral agierenden Verkaufsprozesses. Wie sich die Anbindung eines SAP-Systems über Standardprozesse realisieren lässt, zeigt ein On-Boarding-Projekt auf Fnac, einem großen Marktplatz in Frankreich.
Es steht außer Frage, dass Marktplätze viele Vorteile mit sich bringen. Große Reichweiten, Artikelauswahl, Werbemöglichkeiten, Service und Versandangebot sind nur einige Punkte, die diesen Vertriebsweg, sowohl im B2C als auch im B2B, interessant machen. Trotz vieler Vorteile birgt der Umfang des Verkaufsprozesses einige Herausforderungen, die mit Standardlösungen des SAP-Systems kaum mehr zu bewältigen sind.

Integrative Anbindung von Marktplätzen ergänzt SAP-Software

Zentrale Bereiche im E-Commerce lassen sich mit dem ERP-System von SAP gut abwickeln. Geht es jedoch an den Handel auf Marktplätzen, stoßen viele Aggregatoren an ihre Grenzen. „Die größte Herausforderung liegt vor allem darin, dass es bisher nicht möglich ist, Marktplätze über SAP-Standardprozesse direkt anzubinden.“ weiß Florian Kohler, Head of Data Analytics bei Re-In Retail International GmbH, einem großen Handelsunternehmen mit einem umfassenden Angebotssortiment auf rund 15 Marktplätzen.

Oft werden notwendige Schnittstellen in Eigenregie konzipiert, was natürlich enorme Entwicklungs- aber auch nachgelagerte Betreuungskapazitäten bindet. Die Folge ist, dass ab einer gewissen Anzahl an Anbindungen, der weitere Ausbau des bestehenden Marktplatzportfolios nicht mehr ohne weiteres möglich ist, ergo die Skalierbarkeit darunter leidet. Ohne Schnittstellen kann auch ein direkter Informationsfluss nicht gewährleistet werden. Wie wichtig jedoch ein dynamischer Echtzeit-Datenfluss ist, zeigt der Bereich der übertragenen Bestände: Laufen weitere Bestellungen bei bereits leeren Beständen ein, müssen diese wieder storniert werden, was negative Bewertungen nach sich zieht und für Unzufriedenheit beim Kunden sorgt.

Middleware als optimale Lösung

Viele Handelsunternehmen suchen derzeit nach digitalen Lösungen um Verkaufsprozesse, ohne zusätzliche Entwicklerressourcen, für weitere Marktplätze automatisiert abwickeln zu können.

In Kooperation mit einem großen Handelsunternehmen startete ein erstes Pilotprojekt, welche mit dem Einsatz einer innovativen Middleware den Marktplatz Fnac an das unternehmerische SAP-System anbindet. Auf Frankreichs bekanntem Marktplatz, welcher eine ähnliche Mechanik aufweist wie Amazon, listet das  Unternehmen weit über 45.000 Angebote, die Kunden bestellen, bezahlen aber auch retournieren und stornieren können.

Zuverlässige Übernahme aller Verkaufsprozesse

Wichtig für Verkäufer ist die durchgängige Anbindung der Marktplätze an das ERP-System von SAP. Alle Schritte im Verkaufsprozess müssen sich so automatisieren lassen und das ohne eigenen Entwicklungsaufwand, um der hohen Anzahl an Bestellungen gerecht zu werden und den Kunden weiterhin geringe Lieferzeiten zu garantieren. Nur mit einem direkten Informationsfluss und der wechselseitigen Kommunikation ist es heute möglich den Herausforderungen als Verkäufer auf einer Online-Handelsplattform zu begegnen. Die tiefe Integration der Marktplätze mit dem SAP-System sorgt für eine End-to-End Prozessabdeckung: Von der Artikelauswahl bis zur Zahlung und Retoure.

Informationen können direkt aus SAP gewonnen und diesem ebenso im Umkehrschluss zur Verfügung gestellt werden. Die wechselseitige Kommunikation läuft vollkommen automatisiert ohne Entwicklerkapazitäten binden zu müssen. So werden Aufträge direkt von den Marktplätzen abgeholt, in der Cloud abgekapselt gespeichert und das komplette Verwaltungsmanagement Richtung SAP-System übernommen. Das Starten von Jobs im herkömmlichen SAP-System entfällt damit gänzlich. So lassen sich problemlos mehrere tausend Bestellungen zuverlässig abwickeln.

Besonders smart ist die Integration einer Liefersperre, mit der im ersten Schritt ein Auftrag nach Abholung vom Marktplatz versehen wird. Erst wenn die Adresslieferung vom Marktplatz in die Cloud kommt, wird diese entfernt und es geht weiter in die Logistik.

Mit sogenannten „Worklists“ ist eine effiziente Zeitsteuerung der noch ausstehenden Aufgaben eines Auftrags möglich, sodass das System genau weiß, welche Informationen noch wohin übertragen werden müssen.

Voller Erfolg für das On-Boarding

Das Pilotenprojekt war ein voller Erfolg. Vor allem die automatisierten und tiefen Prozessintegrationen überzeugten.

Die anfänglichen Herausforderungen der Integration lagen vor allem in der einheitlichen Gestaltung der kompletten Abläufe, die zunächst marktplatzunabhängig betrachtet wurden. Es stellt sich die Frage: „Welche Prozesse müssen über den Marktplatz abgebildet werden und welche Konstellationen ergeben sich daraus?“. Von enormer Wichtigkeit war es daher, die Parameter von Beginn an so zu steuern, dass sich diese Fragen bei zukünftigen Marktplätzen bereits von selbst beantworten.

 

Claudio Endres ist studierter Wirtschaftsingenieur und als Produktmanager bei der FIS Informationssysteme und Consulting GmbH tätig. Dort ist er für die eigenentwickelten SAP-Optimierungen sowie die Produkte im Bereich Customer Experience zuständig.

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