Schicken wir unseren Teamspirit nicht in die Isolation – Wie wir uns trotz dieser jähen New Work-Revolution nicht aus dem Blick verlieren

Von   Roman Klinke   |  0   |  0
14. April 2020

Die Welt scheint sich aktuell etwas langsamer zu drehen. Vieles, was gestern noch laut war, ist heute gespenstig still. Viele Arbeitsplätze – in der Automobilindustrie wie auch an anderen Produktionsstraßen, in Reisebüros, Betreuungsstätten, Restaurants oder Cafés – sind für den Zutritt der Mitarbeitenden gesperrt. Glücklich diejenigen von uns, die ihre Arbeit vom Homeoffice aus erledigen können. Auch die von Zuhause aus Arbeitenden müssen sich mit der neuen Situation umgehend arrangieren. Selbst Online- und Videokonferenz-versierte IT-Firmen kämpfen mit der neuen Situation und müssen die einzelnen Mitarbeiter gut für die Arbeit fernab vom Büro aufstellen. Ganz zu schweigen von den vielen Unternehmen, die technologisch nicht in der Lage sind, flexibel auf diese Herausforderung zu reagieren.

Freies versus abhängiges Arbeiten

Die Realität der Arbeit hat sich auf einen Schlag geändert, doch sie muss nahtlos weitergehen, damit unsere Gesellschaft und auch wir selbst nicht in Stillstand geraten. Mit der einst romantischen Vorstellung von Homeoffice und „New Work“ hat diese Krisensituation allerdings wenig gemein. Zwar haben wir die Flexibilität, neben der Arbeit auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen, mit denen wir einen Haushalt teilen. Dennoch müssen Mitarbeiter produktiv bleiben, wie im Büro muss konzentriert auf Lösungen und Ergebnisse hingearbeitet werden. Eine Herausforderung dabei ist, dass im plötzlichen Homeoffice nicht dieselbe Infrastruktur und kein dezidierter Arbeitsplatz zur Verfügung stehen – ganz abgesehen von all den ungewohnten häuslichen Ablenkungen. Wer aktiv wählt, ins Homeoffice zu gehen, kann sein Umfeld entsprechend gestalten und alles auf eine fokussierte Arbeit hin ausrichten. Doch in der aktuellen Krise ist das Homeoffice erzwungen und unser alltäglicher Kontakt zu Firma, Vorgesetzten und Arbeitskollegen – also unser soziales Arbeitsumfeld – fehlt.

Kommunikation ist immer die Lösung

Unsicherheit und Sorge bestimmen gerade unseren Alltag – privat ebenso wie im heimischen Büro. Und so wie das Darüber-Reden in der Familie Ängste lindern und Sicherheit erzeugen kann, so ist es auch in puncto Arbeit von größter Wichtigkeit, die Kommunikation innerhalb des Unternehmens aufrecht zu erhalten. Die Sprache – ob geschrieben oder gesprochen – ist dabei zwar der wichtigste Informationsträger. Gerade in Zeiten der Krise ist aber auch der nonverbale Aspekt unserer Kommunikation von besonderer Bedeutung, denn er ist der Träger der sozialen Komponente [1] unseres Informationsaustauschs! Und diese Empathie-schaffende Komponente ist gerade in Zeiten von Isolation und Trennung ein elementarer gesellschaftlicher Kitt. Eine Studie zu Emojis [2] hat bereits vor Jahren gezeigt, dass Menschen Beiträge und Mitteilungen ohne diesen Mimik-Ersatz als neutraler oder sogar negativer wahrnehmen, als solche, die Emojis enthalten. Unsere Möglichkeiten sollten sich allerdings nicht auf bunte Symbole in E-Mails begrenzen. Wo Telefonate punkten, da sie die Stimme und damit mehr Intention und Kontext transportieren, geht die Videotelefonie noch einen gewaltigen Schritt weiter. Wir sehen unser Gegenüber und sein oder ihr Umfeld, und wir nehmen aus der Körpersprache, der Mimik und der Gestik beim Gespräch viel mehr über die Befindlichkeit des Gesprächspartners wahr – und das ganz ohne, dass dies eine zusätzliche kognitive Leistung von uns erfordert. Wir müssen bei einem schnellen Briefing nicht lange um den heißen Brei reden, um zu erfahren, wie es um unsere Kollegen oder Angestellten bestellt ist. Daher ist eine schnelle Videokonferenz nicht nur zweckmäßig, um unsere Botschaft auf den Punkt zu bringen, sondern hat auch eine zutiefst menschliche Komponente. Nur weil wir die Zeit jetzt in Isolation verbringen, müssen wir dank moderner Technologie nicht auf unsere sozialen Kontakte verzichten! Und es ist wissenschaftlich erwiesen [3], dass der Kontakt vis-á-vis im Gegensatz zu Telefonaten und Textaustausch auf lange Sicht vor Depressionen schützt.

Mehr noch als im Büro ist es im ungewohnten Homeoffice der Arbeit aller Beteiligten förderlich, wenn der Tag mit einem gemeinsamen Zusammentreffen gestartet wird – mit einem nun eben virtuellen runden Tisch. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichten kurz und knackig, wie es ihnen geht, welche Aufgaben sie angehen werden oder wo sie möglicherweise Unterstützung brauchen. Ist dieser Termin einmal fest in den Arbeitsalltag integriert, so hilft die Routine allen Angestellten, sich trotz individueller Heimarbeit weiterhin als Team zu fühlen, das an einem gemeinsamen Strang zieht und in dem niemand allein gelassen wird. Etablieren Sie Ihre eigenen Rituale und Routinen bzw. führen Sie bestehende im virtuellen Raum fort – genau das gibt den Mitarbeitenden in dieser kritischen Zeit eine Struktur zur Orientierung, und die zwischenmenschliche Kommunikation von Angesicht zu Angesicht vermittelt soziale Sicherheit.

Menschen in Führungspositionen stehen dieser Tage vor überraschenden und ungeplanten Herausforderungen. Und diese stellen sich zusätzlich zum normalen, prallgefüllten Terminkalender. Nicht nur die Organisation des Betriebs ist durch die Isolation eine große Mehraufgabe, Lieferengpässe, beginnende Cash-Flow Probleme und eine drohende Rezession beherrschen die Gedanken vieler. Hinzu kommen die ganz persönlichen Themen – Sorge um Eltern und Freunde, Organisation der Kinderbetreuung, die Sicherheit des nächsten Gehalts und generell die eigene berufliche Zukunft.

Wichtiger denn je ist jetzt emphatische Führung! In Zeiten großer Unsicherheit müssen informierte und gefasste Führungskräfte irrationale Ängste nehmen, wo dies nötig ist und gleichzeitig für Struktur und Motivation in plötzlich verteilten Teams sorgen. Dies funktioniert nur dort, wo auch ein authentisches Interesse an der Verfassung des einzelnen Mitarbeiters gelebt wird.

Meine Homeoffice Tipps:

  • Wählen Sie ihren Arbeitsplatz überlegt aus und richten Sie ihn optimal ein. Ziehen Sie, wenn möglich, Bildschirme, Headset etc. aus dem Büro um.
  • Gutes Licht ist essentiell – gemütliches „Warm-Weiß“ ist keine ideale Beleuchtung für ermüdungsfreies Arbeiten. Kaufen Sie LED-Birnen mit 4000K Farbtemperatur und 10 oder mehr Watt Leistung.
  • Vereinbaren Sie klare Homeoffice-Regeln mit Partner und Kindern.
  • Planen Sie Ruhepausen und nutzen Sie sie aktiv – fern vom Bildschirm! Halten Sie einen festen „Feierabend“ ein.
  • Planen Sie regelmäßige Kommunikation mit den Kollegen – Flur- und Kaffeeküchen-Gespräche sollten unbedingt auch virtuell beibehalten werden!

Uns und die Zukunft im Blick

Ob wir uns in dieser Zeit des erzwungenen Homeoffice mit Kollegen besprechen, Kunden virtuell treffen oder ein verteiltes Team führen müssen – Kommunikation ist der Schlüssel – verbal und non-verbal. Dabei vermitteln ausschließlich Videokonferenzen die komplette Bandbreite menschlicher Kommunikation. Sie sind der derzeit beste Ersatz für den direkten, zwischenmenschlichen Kontakt in Zeiten der sozialen Isolation. Denn trotz unsicherer Lage und räumlicher Trennung dürfen wir uns – privat wie beruflich – nicht aus dem Blick verlieren. Solange wir unsere Kommunikation aufrechterhalten, empathisch und menschlich sind und unseren Teamspirit nicht in die Isolation schicken, können wir als Gemeinschaft die aktuellen Herausforderungen bewältigen!

Quellen und Referenzen:

[1]https://www.utb-studi-e-book.de/grundbegriffe-der-kommunikationswissenschaft.html?msg=Sie+haben+keine+Zugriffsrechte+f%C3%BCr+diesen+Titel.&isbn=9783838542980

[2]https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0144296

[3]https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26437566

Roman Klinke ist seit über 15 Jahren CEO der eLink Distribution AG, dem führenden Distributor für visuelle Kommunikationslösungen und innovative Netzwerklösungen in der DACH Region mit Sitz in Hamburg. Neben dem Beruf reist er gerne, ist begeisterter Papa und mag Menschen mit Meinung.

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