Google for Jobs: Bedeutung für Bewerber und Unternehmen

Von   Demir Jasarevic   |  Teamleiter SEO & Webanalytics   |  Schalk&friends GmbH
10. Dezember 2019

Seit 2017 ist Google for Jobs in den USA vertreten. Am 22. Mai 2019 hat Google die Jobsuche auch in Deutschland ausgerollt. Welche Vorteile bietet Google for Jobs für Bewerber? Wie sehen Unternehmen die neue Suchfunktion?

Was ist Google for Jobs?

Im offiziellen Blogpost [1] von Google wird Google for Jobs wie folgt beschrieben:

„Deshalb freuen wir uns sehr, euch heute eine neue Funktion innerhalb der Google-Suche vorzustellen, die euch bei der Suche nach eurem Traumjob unterstützen wird.

Wenn ihr ab sofort nach „Jobs in meiner Nähe“, „Bäcker Stellenanzeige“, „Manager Job Berlin“ oder ähnlichen Begriffen sucht, erhaltet ihr innerhalb der Suchergebnisse eine Vorschau auf Job-Postings von zahlreichen Anbietern.“

Es handelt sich also um eine Suchfunktion für offene Stellen direkt in den Suchergebnissen. Die Stellenanzeigen werden nach der Eingabe von Job-Suchbegriffen im Suchschlitz in einer prominenten Box ausgespielt:

Eine weitere Jobbörse ist Google for Jobs jedoch nicht. Der Google-Algorithmus durchsucht alle Stellenanzeigen im Web. Dazu gehören Unternehmenswebsites, Jobbörsen und Job-Suchmaschinen. Als neue Meta-Suchmaschine präsentiert Google for Jobs den Nutzern die gefundenen Stellenanzeigen direkt auf der SERP (Search Engine Result Page, zu Deutsch „Suchergebnisseite“).

Was hat der Bewerber von Google for Jobs?

In der offiziellen Ankündigung [1] von Google heißt es zunächst:

„Mit Klick auf eine Stelle bekommt ihr Informationen und Erfahrungsberichte zum Unternehmen sowie Details zum Stellenangebot.“

Mit diversen Einstellungs- und Filtermöglichkeiten können Bewerber die Ergebnisse einschränken. Wer Google for Jobs im eingeloggten Zustand (mit einem Google-Konto) nutzt, kann weitere Vorteile genießen:

  • Stellenanzeigen können für einen späteren Aufruf gespeichert werden
  • Alerts können eingestellt werden, um bei neuen, passenden Stellenangeboten per E-Mail benachrichtigt zu werden
  • Ist im Google-Konto eine Adresse hinterlegt, kann die zeitliche Länge des Arbeitsweges über eine Google-Maps-Verknüpfung eingesehen werden

Google erklärt weiter:

„Auf dem Laufenden zu bleiben mit allen offenen Jobs, die täglich auf unterschiedlichsten Webseiten veröffentlicht werden, ist oftmals mühsam und zeitraubend.“

Aus Sicht von Google müssen die Nutzer für eine Job-Recherche nicht mehr unzählige Websites besuchen. Mit Google for Jobs sind die Stellenangebote an einem zentralen Ort auffindbar. Für eine Bewerbung gelangen die Bewerber über eine Verlinkung auf die Website des Unternehmens. Der initiale Website-Traffic passiert jedoch noch auf Googles Seite. Zu diesem Punkt existieren aus Unternehmenssicht unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen.

Google for Jobs aus Sicht der Unternehmenswebsites

Ein paar Tage nach der Einführung der neuen Job-Suche veröffentlichte der SEO-Tool-Anbieter „Sistrix“ eine erste Auswertung der organischen Sichtbarkeit von Google for Jobs [2]. Die neue Jobintegration innerhalb der Suchergebnisse wurde „über Nacht zum Marktführer“, heißt es im Beitrag. In 92,9 Prozent der Fälle, wo eine Google-Jobs-Box ausgespielt wird, besetzt diese die Position 1. Die Aufmerksamkeit der Nutzer gehört also in den meisten Fällen zunächst einmal Google for Jobs. Vor allem im mobilen Bereich: Sucht ein Nutzer nach Jobs, dominiert die Google-Jobs-Box den kompletten Bildschirm.

Viele Jobportale sehen sich dadurch als klare Verlierer, andere Websites kooperieren:

  • Stepstone klagt über Traffic-Rückgänge [3]. Schon vor der Einführung hatte Stepstone Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt. Mittlerweile haben sich insgesamt 23 Stellenbörsen an die EU-Kommissarin für Wettbewerb gewendet [4].
  • Laut einer Searchmetrics-Studie hat auch Indeed stark an Website-Zugriffen über SEO verloren [5] .
  • Unternehmen wie Xing oder Monster kooperieren mit Google for Jobs. Laut der Searchmetrics-Studie dominiert Xing innerhalb Google for Jobs mit den meisten Platzierungen [5].

Mittel- bis langfristig wird Google for Jobs eine wichtige Anlaufstelle für Bewerber sein. Für Unternehmen wird die zukünftige Bedeutung für Recruiting trotz Klagen und Beschwerden steigen. Am Ende des Bewerbungsprozesses muss der Nutzer aktuell das Google-Universum verlassen, um sich auf der Unternehmenswebsite letztendlich zu bewerben. Um von einem Listing innerhalb der Google-Job-Suchfunktion zu profitieren, können Website-Betreiber die richtigen Maßnahmen einleiten.

Wie wird man in Google for Jobs ausgespielt?

Damit die Stellenausschreibungen in den Suchergebnissen dargestellt werden können, müssen verschiedene Richtlinien eingehalten werden [6]:

  • Technische Richtlinien
  • Inhaltliche Richtlinien
  • Qualitätsrichtlinien für die angereicherte Suche
  • Richtlinien für Webmaster
  • Allgemeine Richtlinien für strukturierte Daten

Aus technischer Sicht muss der Googlebot auf die Stellenanzeigen zugreifen können. Die URLs der Jobs dürfen der Suchmaschine nicht versperrt werden. Außerdem müssen die Stellenbeschreibungen mit strukturierten Daten versehen werden (Property „JobPosting“ [7]). Das stellt die wichtigste Basis dar. Dabei werden Inhalte im Quellcode so ausgezeichnet, dass sie auch von einer Suchmaschine interpretiert werden können. Folgende Angaben und Eigenschaften sind bei einer Stellenanzeige Pflicht:

  • Datum der Veröffentlichung
  • Die komplette Stellenbeschreibung im HTML-Format
  • Das Unternehmen, das den Job anbietet
  • Ort, an dem der Arbeitnehmer arbeiten wird
  • Aussagekräftiger Jobtitel
  • Das Ende der Bewerbungsfrist

Ohne diese Angaben kann die Stellenanzeige für Google for Jobs nicht berücksichtigt werden. Weiter empfiehlt Google folgende Angaben:

  • Standorte, wenn Mitarbeiter den Job per Telearbeit ausüben können
  • Grundgehalt für den Job
  • Die Art der Beschäftigung (z.B. Vollzeit oder Teilzeit)
  • Eindeutige Kennzeichnung des Unternehmens in Form einer ID
  • Angabe, wenn Mitarbeiter den Jobs zu 100 % per Telearbeit ausführen

Auch inhaltliche Richtlinien gibt es zu beachten. So müssen die Stellenausschreibungen gültig sein und die zu besetzenden Positionen korrekt beschreiben.

Hinzu kommen noch die Richtlinien für die angereicherte Suche [8] und strukturierten Daten [9]. Hier wird beschrieben wie die strukturierten Daten implementiert werden müssen. Die allgemeinen Webmaster-Richtlinien müssen ebenfalls eingehalten werden [10].

Ausblick für Google for Jobs

Die neue Jobsuche von Google setzt aktuell viele Jobportale unter Druck. Für Jobsuchende ist Google for Jobs jedoch ein Mehrwert, da offene Stellen von Jobportalen und Websites an einem Ort durchsucht werden können. Die Bedeutung wird in Zukunft weiterhin zunehmen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 nutzen ca. 73 Prozent der Bewerber Google für die Jobsuche [11]. Kein Wunder, dass Google den Weg gegangen ist eine eigene Suchfunktion für Jobs einzuführen. Für Unternehmen kann es vorteilhaft sein, sich jetzt schon mit den Recruiting-Möglichkeiten von Google auseinanderzusetzen und in die HR-Strategie miteinfließen zu lassen.

Quellen und Referenzen:

[1] https://germany.googleblog.com/2019/05/Google-Stellensuche-Funktion.html

[2] https://www.sistrix.de/news/google-jobs-in-deutschland-marktfuehrer-ueber-nacht/

[3] https://www.reuters.com/article/us-eu-google-antitrust-axel-sprngr/googles-german-jobs-product-anti-competitive-says-springer-unit-idUSKCN1T71R7

[4] https://t3n.de/news/23-jobboersen-legen-beschwerde-eu-1188266/

[5] https://blog.searchmetrics.com/de/google-jobs-gewinner-verlierer/

[6] https://developers.google.com/search/docs/data-types/job-posting?hl=de

[7] https://schema.org/JobPosting

[8] https://support.google.com/webmasters/answer/7407437?hl=de

[9] https://developers.google.com/search/docs/guides/sd-policies?hl=de

[10] https://support.google.com/webmasters/answer/35769?hl=de

[11] https://arbeitgeber.careerbuilder.de/news/careerbuilder-360-studie-recruiting-2014-73-prozent-der-bewerber-nutzen-google-f%C3%BCr-die-jobsuche

Demir Jasarevic ist SEO- und Webanalytics-Experte. Er ist Teamleiter für SEO und Webanalytics bei der Münchner Digitalagentur schalk&friends. In dieser Tätigkeit berät er Unternehmen bei der Umsetzung von SEO-Strategien und Webanalytics-Konzepten.

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