Selbstbestimmt, selbstverantwortlich, selbstbewusst – New Work Freiheit ohne Grenzen

Von   Manuel Pistner   |  CEO   |  Bright Solutions GmbH
18. Juli 2019

Unternehmen verbrachten Jahrzehnte damit, die Taktung am Fließband weiter zu optimieren, die Arbeiten noch kleinteiliger zu gestalten und die Menschen als Arbeitskraft zu sehen. Auch wenn sich die Arbeitsbedingungen heute vielerorts geändert haben, die Angst nach Kontrollverlust beherrscht auch heute noch viele Manager. Doch die New Work-Welle rollt, unaufhaltsam bahnt sie sich den Weg durch die Arbeitswelt. Die Ziele:

  • Eine Arbeitskultur, die Selbstbestimmtheit unterstützt und den Menschen frei macht von organisatorischen Grenzen und starren Strukturen.
  • Kunden, Unternehmen und Mitarbeiter, deren Interessen sich im Einklang befinden.
  • Flexible, leistungsfähige Unternehmen, die Herausforderungen wie Digitalisierung und Globalisierung gelassen annehmen.

Klingt nach einer Utopie, oder?

Warum New Work mehr ist als nur ein Hype

Sehen wir uns den Arbeitsalltag vieler Menschen heute an. Die Staus werden immer länger, die Zahl ergebnisloser, aber langer Meetings wächst ins uferlose und der persönliche Stress des Einzelnen nimmt immer mehr zu, da es längst keine sicheren Arbeitsplätze mehr gibt. Wir leben in einer VUKA-Welt. Eine Welt, die volatil, ungewiss, komplex und ambivalent ist. Innovationszyklen werden immer schneller. Wissen veraltet in Rekordzeit. Die Digitalisierung bringt einiges ins Rutschen und ermöglicht vieles.

Trotzdem verharren viele Unternehmen noch in alten Mustern, selbst der Europäische Gerichtshof macht die Rolle rückwärts und verlangt von Unternehmen eine nachprüfbare Zeiterfassung für die Mitarbeiter. Glaubt wirklich jemand, dass es heute das passende Arbeitsmodell ist, jeden Tag zu einem zentralen Gebäude zu reisen, an der „Stechuhr stempelt“, dann im ungünstigsten Falls eine vorher vereinbarte Zahl von Stunden lediglich „absitzt“ und vor dem nach Hause fahren noch den Gummibaum auf der Fensterbank gießt? Die Klimakatastrophe werden wir damit sicher nicht verhindern und unsere persönliche Zufriedenheit wird durch permanente Kontrolle und Bevormundung nicht steigen. Und die Unternehmen? Auch sie werden den Herausforderungen der Zukunft mit diesen Strukturen nicht gewachsen sein.

Unternehmen und Mitarbeiter müssen agil bleiben, sich anpassen können. Neues lernen und Altes vergessen. New Work Ansätze verfolgen das Ziel, Menschen von starren Managementstrukturen zu befreien und Agilität und Flexibilität zu fördern.

Arbeit neu denken

„Eigenverantwortung? Wer will das denn?“, „Zusammenarbeit in virtuellen Teams? Das klappt nie!“ – die Einwände hören wir immer wieder. Lassen Sie mich eines vorwegnehmen: Viele wollen und können eigenverantwortlich arbeiten. Dabei geht es nicht einfach nur darum, die vorgegebene Arbeit an einem eigenen Schreibtisch im Homeoffice zu erledigen. Es geht um eine gänzlich neue Einstellung zur Zusammenarbeit mit zentralen Eckpunkten wie:

  • Innovation durch Partizipation: Nicht die Position des Einzelnen entscheidet über seine Möglichkeiten, sondern seine Fähigkeiten.
  • Zusammenarbeit mit Transparenz: Herrschaftswissen und Geheimniskrämerei werden durch moderne Hilfsmittel und geteiltes Wissen und Transparenz ersetzt.
  • Zufriedenheit dank höherer Lebensqualität: Leben und Arbeiten lassen sich in Einklang bringen

Warum ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt für New Work? Wir haben mittlerweile die technischen Möglichkeiten, uns frei zu machen von räumlichen Zwängen und Teams radikal neu und dynamisch zu organisieren.

Flash Organizations

Diese Idee verfolgen zahlreiche Studien unter dem Stichwort „Flash Organizations“ – das dynamische Bilden von Teams, die für jedes Projekt neu und individuell zusammengestellt werden. Weltweit gibt es zahlreiche Experten, die das New Work-Konzept für sich schon entdeckt haben. Profis, die als Freelancer eventuell in einem ganz anderen Teil der Erde arbeiten, aber in ihrem eigenen Interesse ihren Job erfolgreich erledigen. Sie fragen sich jetzt bestimmt: Findet man diese Experten wirklich und arbeiten sie dann in großen Projekten wirklich so effizient zusammen, dass keine wertvolle Zeit verloren geht?

Nehmen wir eine klassische Digitalagentur mit Experten für Drupal und mobile Apps, die mit allen zuvor geschilderten Herausforderungen konfrontiert war: Abhängigkeit von einzelnen Mitarbeitern; Full-Service nicht wirklich leistbar, aber von Kunden erwartet; neue qualifizierte Mitarbeiter zu finden sehr schwer; Skalierung nur schwer möglich.

Der erste Lösungsversuch:  Near-Shoring, leider ohne Erfolg, dann folgte ein Off-Shoring, ebenfalls ein desaströser Versuch. Die Lösung: Flash Teams. In einem Jahr wurde das Unternehmen mit rasanter Geschwindigkeit „virtualisiert“.

Der Erfolg spricht für sich:

  • Projekte starten mit Flash Teams 80% schneller,
  • liefern 40% schneller Erfolge
  • und lassen sich im Durchschnitt 20% preiswerter umsetzen.

Menschen und Technologien

Wie lassen sich solche Erfolge realisieren? Im Kern geht es in jedem Projekt darum, dass die Aufgaben schnell und erfolgreich erledigt werden. Wann und wo die Teammitglieder die Zeit dafür aufbringen, ist dabei zweitrangig, sie müssen aber synchron als Team funktionieren. Dafür braucht es Vertrauen in die Menschen, nicht umsonst wird Vertrauen häufig als die „Währung der New Economy“ bezeichnet. Autorin und gefragte Speakerin Rachel Botsman erklärte kürzlich in einem TED-Talk, dass Systeme wie AirBnB durch Vertrauen und Technologie überhaupt erst möglich werden. Diese Gedanken sind zwar nicht unbedingt neu – ein Hauptvorteil von Vertrauen war schon immer, dass es die Transaktionskosten senkt – aber Rachel zeigt auf, dass remote Teams und Vertrauen einfach zusammengehören. Dabei geht es nicht um blindes Vertrauen in die Aussagen auf Freelancer-Portalen oder Webseiten. Die Experten sollten selbstverständlich vor Projektbeginn durch Videointerviews und Assessments sorgsam ausgewählt werden. Sind die Experten gefunden, vertraut man darauf, dass sie ihre Arbeitsleistung optimal in das Projekt einbringen.

Eine Grundvoraussetzung dafür sind natürlich die entsprechenden Tools. Als Flash Team an einem Projekt zu arbeiten, erfordert Systeme, die Transparenz und strukturiertes Arbeiten erst möglich machen. So müssen die zu erledigenden Aufgaben definiert und in einem Projektmanagement-System hinterlegt werden. Die Bewertung der Experten und deren Bezahlung muss durch die entsprechende Software einfach und schnell gewährleistet sein. Je strukturierter und etablierter die Prozesse und Tools sind, desto effizienter können die Flash Teams miteinander arbeiten. Idealerweise basieren sie auf kollaborativen Cloud-Technologien und Open-Source-Softwarelösungen.

Effiziente Unternehmen der Zukunft

Wie sehen sie denn also aus, die Unternehmen der Zukunft? Lassen Sie uns das am Agenturbeispiel von oben betrachten: Die lokal aufgestellte Agentur mit ehemals 40 Mitarbeitern schrumpfte auf ein lokales Team mit 20 Mitarbeitern. Parallel nutzte man 2018 aktiv einen Pool aus 150 weltweiten Experten, ihre Aufgaben erstrecken sich über alle Funktionen wie:

  • Softwareentwicklung für alle gängigen Technologien
  • Konzeption und Design
  • HR
  • Marketing
  • Operations und DevOps
  • Sales
  • Support und Service
  • virtuelle Assistenten für Mitarbeiter
  • Financial Planning and Controlling

Auch die lokal verankerten Mitarbeiter arbeiten heute nach einem völlig neuen Konzept. Sie definieren ihre Ziele und entscheiden selbst darüber, wie diese realisiert werden. Und auch hier gilt völlige Transparenz im Team von Arbeitszeit bis Einkommen. Jeder bringt sich mit seinen Fähigkeiten ein.

Ungekannte Freiheitsgrade

Wer das New Work-Konzept verinnerlicht und mit den richtigen Tools danach arbeiten kann, erkennt die neuen Freiheitsgrade. Auch hier: Es geht nicht darum, als fester Mitarbeiter in die Selbstständigkeit „ausgelagert“ zu werden. Es geht darum, wirklich selbstbestimmt und selbstbewusst eigene Entscheidungen treffen zu können: Einfach mal aus einem anderen Land arbeiten – warum nicht? Die Aufgabenstellung in diesem Projekt war zu einseitig – das nächste Mal sucht man in anderen Bereichen. Statt täglich im Stau zu stehen, genießt man die Morgenstunden beim Joggen. Für Menschen in entlegenen Regionen heißt das, sie können in ihrer Heimat bleiben, statt als Arbeitsnomaden in Megastädte ziehen zu müssen. Es braucht keinen großen Konzern als „sichere Bank“, um Ansehen zu genießen. Wer sein New Work-Leben lebt und somit die volle Verantwortung für sein Arbeiten übernimmt, profitiert von einer zukunftsweisenden und selbstbestimmten Agilität im Berufsleben.

 

 

Manuel Pistner (35), CEO von Bright Solutions und Gründer von flashhub.io, setzt seit 2012 auf Remote-Mitarbeiter und seit 2018 konsequent auf den Einsatz von virtuellen Teams. In weniger als 6 Monaten „virtualisierte“ er sein gesamtes Unternehmen und ließ alle lokalen Engpässe hinter sich.

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