IoT Hands-on. Warum es wichtig ist, IoT zu erleben und wie Ihnen das gelingt.

Von   Stefan Rauch   |  Digital Innovation Officer   |  iteratec GmbH
  Lars Orta   |  Senior IT-Architekt   |  iteratec GmbH
11. Juli 2019

Um etwas tun zu können, muss man es verstehen. Um etwas zu verstehen, muss man es erleben. Genau darum geht es in diesem Artikel – wir möchten Sie inspirieren, das Internet der Dinge nicht mehr als abstrakten Begriff zu betrachten, sondern selber zu erleben. Je mehr Menschen aus möglichst vielen unterschiedlichen Bereichen in Ihrem Unternehmen mit IoT tatsächlich in Berührung kommen, desto höher sind Ihre Chance vom Internet der Dinge zu profitieren.
Mit den hier beschriebenen Beispielen und Anleitungen sollen Sie selber erleben, wie einfach es ist, Sensoren und Aktoren an einen Mikrocontroller anzuschließen und diesen zum Beispiel mit der Arduino IDE zu programmieren. Sie erfahren weiterhin, wie Sie unterschiedlichste Systeme und Schnittstellen über die Node-RED-Plattform integrieren können und wie einfach es ist, auch Ihr Smartphone einzubinden. Wir möchten Ihnen auf unterhaltsame und spielerische Weise einen Einblick in die IoT-Welt geben und Sie dafür begeistern, selber gleich loszulegen. Denn nur wenn Sie anfangen, viele eigene Ideen umzusetzen, werden Sie die richtigen Ideen für Ihr Unternehmen finden.

Es bedarf vieler tatsächlich erprobter Ideen, um eine gute Lösung für ein Problem zu finden oder eine wirkliche Innovation zu schaffen. Das sollte der Kern Ihrer Gedanken sein. Sie dürfen nicht resignieren, weil Sie nicht sofort die eine bahnbrechende Idee haben. Vielmehr sollten Sie sich zuerst das Handwerkszeug zulegen, um Ideen auf einfache Art und Weise prototypisch umzusetzen und dann loszulegen: Egal, ob Sie sich schon immer über etwas geärgert haben und es verbessern wollen, oder Sie eine coole, nette, lustige Idee haben, die sie schon immer mal ausprobieren wollten – machen Sie es einfach.

Motivierende Beispielgeschichte (skippen Sie zu „Wie kann ich Anfangen“, wenn sie direkt anfangen wollen)

Eines unserer Lieblingsbeispiele ist die Geschichte von Jim McKelvey (kennen sie vermutlich noch nicht) und Jack Dorsey (ist Ihnen ggf. ein Begriff, wenn Sie Twitter nutzen). Es geht hierbei um die Gründungsgeschichte von Square.

Der studierte Informatiker Jim McKelvey hat viele Talente. Eine Sache beherrscht er aber besonders gut: Glasblasen. Also die Kunst, Glas in bestimmte Formen zu bringen. Dafür hat er im mittleren Westen der USA in der Nähe von St. Louis ein eigenes Geschäft eröffnet. Einige Kunden sind aber nicht in der Lage, die Kunstwerke im Preis von 200-4000 US Dollar zu bezahlen, weil Jim McKelvey keine Kreditkarten akzeptiert. Dafür sind die Kreditkartenabrechnungssysteme im Jahr 2009 schlicht zu schlecht. Es würden zu hohe Kosten entstehen, würde er eines der etablierten Systeme nutzen, z.B. für die Abrechnungen von American-Express-Kreditkarten. Als er deswegen wieder einmal ein Geschäft im Wert von 2000 US Dollar verliert, ruft er seinen Freund Jack Dorsey an und sie beschließen, selber eine Lösung zu basteln. Sie haben die Idee, einen möglichst kleinen Magnetkartenleser zu bauen, diesen mit einem iPhone zu verbinden und über dieses die Abrechnung zu tätigen.

Prototyp von Square. (Bild stammt von https://cnet3.cbsistatic.com/img/C566o15XPtXhUJjm2Kf7WvkGUN4=/2012/08/08/c00a396d-fdb8-11e2-8c7c-d4ae52e62bcc/square.jpg)

Mithilfe seines Vaters, dem Dekan für Maschinenbau an der Washington University in St. Louis (WUSTL), Jack Dorsey, einem weiteren Freund sowie Professor Bob Morley ebenfalls von der WUSTL gelingt es Jim McKelvey, in wenigen Monaten einen funktionierenden Prototypen zu bauen. Man zieht dabei die Kreditkarte durch das kleine Lesegerät, das in die Audiobuchse des iPhone gesteckt wird. Die Kreditkarte wird erkannt und über die iOS App kann die Abrechnung erfolgen.

Im Jahr 2010 geht der Service auch für andere an den Markt und entpuppt sich als absolutes Erfolgsmodell: Im November 2014 wird die 1.000.000.000 Zahlung über Square abgewickelt. Beim Börsengang im Jahr 2015 wird Square mit ca. vier Milliarden US Dollar bewertet. Das Geschäftsmodell von Square soll vor allem kleinen Unternehmen helfen und den teuren Mittelsmann (in diesem Fall die Kreditkartenabrechnungsysteme) eliminieren. Typisch für disruptive, digitale Technologie-Startups. Das konsequente Nutzen der vorhandenen Daten, die auch allen Beteiligten am Zahlungsprozess mehrwertig zur Verfügung gestellt werden, hat das Unternehmen – unabhängig von Hardware – erfolgreich gemacht. Mittlerweile wird der Kreditkarten-Reader in vielen Fällen nicht mehr benötigt, sondern direkt über das Handy bezahlt.

Square ist ein tolles Beispiel, wie aus der Lösung eines individuellen Problems durch das Verbinden von Hardware (Magnetstreifenleser) mit dem Internet (hier über das Smartphone) ein Nutzen geschaffen wurde. Sicher haben weder Jim McKelvey noch Jack Dorsey 2009 gedacht, dass diese Bastelei sie zu Milliardären macht. Entscheidend ist aber, dass sie angefangen haben. Und genau dazu möchten wir Sie auch inspirieren!

Wie kann ich anfangen?

Idealerweise gibt es in Ihrem Unternehmen bereits die Möglichkeit mit IoT einfach anzufangen. Wenn Sie eine der größeren IoT-Plattformen von Google, Amazon oder Microsoft in Ihrem Haus nutzen, dann gibt es beispielsweise die Möglichkeit mit SaaS-Lösungen wie dem Azure IoT Central sehr schnell prototypisch einen Usecase zusammenzuklicken und so Ihre Ideen zu validieren. Sie können dabei entscheiden, ob Sie ein Device (also eines dieser Dinge) nur simulieren oder tatsächlich anbinden wollen, ob Sie mit Stream Analytics direkt auf die Daten reagieren oder ob sie zusätzlich Zeitreihen visualisieren wollen. Auch verschiedene Ausleitungen der Daten für weitere Anwendungen oder tiefergehende Analysen sind mit wenig Aufwand erstellt. Das alles ist mittlerweile gut integriert als Software as a Service (SaaS) in diesen Plattformen vorhanden. Gut für Sie, wenn Ihr Unternehmen bereits eine der Plattformen einsetzt.

Das heißt nicht, dass Sie eine solche Plattform haben müssen beziehungsweise jeder Use Case über eine solche Plattform umgesetzt werden sollte, aber gerade der SaaS-Ansatz in der Cloud kann Ihnen helfen, schnell und kostengünstig eine Idee auszuprobieren und so eben auch schnell und kostengünstig zu lernen, dass genau diese Idee nicht funktioniert.

Auch wenn dies in vielen deutschen Unternehmen noch keine verbreitete Kultur ist, ist genau dieses schnelle und clevere Lernen aus Fehlern sehr wichtig für das Finden und Verfolgen der richtigen Ideen.

Ihr Unternehmen hat noch keine solche Plattform im Einsatz? Sie wissen nicht wie sie anfangen können, oder an wen Sie sich wenden müssen? Kein Problem. Genau dafür haben wir im Folgenden verschiedenen Einstiegspunkte für Ihr IoT-Szenario zusammengestellt.

Embedded-Welt

Im IoT-Bereich haben wir den Vorteil, dass wir Dinge im wahrsten Sinne des Wortes anfassbar machen können. Googeln Sie bitte einmal nach IoT und klicken Sie auf die Bildersuche. So etwas meinen wir hier nicht. Wir möchten es einfach halten.

Wir sind davon überzeugt, dass Sie sich leichter tun, neue Ideen und Lösungen für Probleme zu finden, wenn Sie einmal selbst mit echten Sensoren und Aktoren gearbeitet haben. Wir versprechen Ihnen, dass es Spaß macht und tatsächlich sehr einfach geht – Sie müssen das aber nicht tun und können direkt zu „Embedded allein reicht nicht – wie bringe ich es ins Web?“ springen.

Sie benötigen für einen einfachen IoT Use Case drei Dinge:

  • Einen Sensor, der Daten produziert
  • Einen Nachrichtenbroker, der Daten verteilt
  • Einen Aktor, der mit den Daten etwas macht

Sie müssen nun noch festlegen, wie Sensor und Aktor mit dem Internet verbunden werden und welches Nachrichtenprotokoll Sie nutzen wollen.

Wir empfehlen zum Start:

  • Nutzen Sie MQTT als Protokoll und einen MQ Broker als Nachrichtenbroker. Die Vorteile von MQTT liegen in der enormen Verbreitung (es gibt für viele Umgebungen sehr gute Open Source Libraries), der leicht zu implementierenden Security, der Strukturierung über topics, der Tatsache, dass sich neue Clients dynamisch zur Laufzeit zum Senden und Empfangen anmelden können sowie der breiten Verfügbarkeit von freien Message Brokern sowie Anleitungen im Netz (siehe z.B. https://www.hivemq.com/blog/MQTT-essentials/ [1] .
  • Sie können zum Beispiel einen günstigen ESP-8266 Microcontroller für die Programmierung, Internet-Verbindung sowie Anbindung von Sensor und Aktor einsetzen. Dieser besitzt bereits ein WLAN-Modul und ist sehr einfach mit der Arduino IDE programmierbar (C-basiert).
  • Sie können außerdem unser vorbereitetes Raspberry PI Image nutzen, um den Raspberry inkl. des vorinstallierten Mosquitto MQ Brokers als Server zuhause einzusetzen. Sie finden das Image unter https://www.iteratec.de/iot-hands-on-tutorial [2] .

Suchen Sie sich einen möglichst simplen Use Case aus, um anzufangen. Zum Beispiel den Folgenden:

  • Sie nutzen einen Button als Sensor – jedes Mal, wenn der Button gedrückt wird, wird eine Nachricht gesendet. Die Nachricht wird in unserem Beispiel auf das topic iot/button
  • Nutzen Sie einen LED RGB Stripe als Aktor. Dieser LED RGB Stripe wird ebenfalls physisch mit einem ESP-8266 Microcontroller verbunden und kann so unabhängig vom Button programmiert werden. Subscriben Sie mit dem LED RGB Stripe auf das topic iot/button. Jedes Mal, wenn der Button gedrückt wird, wechseln Sie die Farbe oder schalten Sie den Stripe an und aus. Fertig.
  • Im Idealfall hat Sie das weniger als 60 Minuten Zeit gekostet und Sie haben den ersten IoT Use Case selber umgesetzt.

Mit exakt dem gleichen Setup nur einem anderen Sensor können Sie sehr schnell sinnvolle Use Cases zuhause oder in Ihrem Büro umsetzen:

  • Setzen Sie eine Wägezelle in Ihren Briefkasten. Wenn sich das Gewicht ändert, senden Sie das aktuelle Gewicht z.B. auf iot/briefgewicht. Sie subscriben mit Ihrem LED RGB Stripe auf iot/briefgewicht und abhängig vom gesendeten Wert signalisieren Sie, ob Sie Post im Briefkasten haben.
  • Sie legen einen Temperatursensor mit ESP-8266 auf Ihre Fensterbank / Ihren Balkon / in Ihren Garten und senden alle zehn Minuten den aktuellen Wert auf dem topic iot/outsidetemperature. Sie subscriben mit Ihrem LED RGB Stripe auf iot/outsidetemperature und überlegen sich eine Farbskala zum Anzeigen der Außentemperatur.
  • Sie installieren einen Anwesenheitssensor in einem nicht buchbaren Meetingraum und bringen den LED RGB Stripe außen an der Tür an. Senden Sie die Anwesenheitswerte im 10-Sekunden-Takt auf iot/anwesenheit/raumbezeichner. Subscriben Sie mit Ihrem LED RGB Stripe auf iot/anwesenheit/raumbezeichner und signalisieren Sie die Raumbelegung mit einer entsprechenden Farbgebung.
  • Zur weiteren Anbindung von Sensoren / Aktoren finden Sie unter dem Stichwort Arduino vielfach Beispielprojekte im Internet. Diese können Sie dann als Ausgangspunkt für eigene Erweiterungen / Ideen nutzen.

Natürlich haben Sie mit den obigen Beispielen noch keinen Business Wert geschaffen und wir haben auch das Thema Security außen vorgelassen. Uns ist wichtig, dass wir Sie dazu befähigen, tatsächlich anzufangen. Es ist wahrscheinlich nicht die erste Idee bzw. der erste Prototyp, der zur richtigen Business-Idee wird.

Wichtig ist, dass Sie Ihre Sensoren und Aktoren aus dem Embedded-Bereich schnell und einfach ausprobieren können, daher die Empfehlung ESP 8266 zu nehmen, auch wenn diese sicher nicht die sicherste Variante sind.

Um ihrem Usecase mehr Wert zu geben, benötigen Sie die Möglichkeit weitere Schnittstellen und Elementen aus dem Internet verbinden zu können. Mehr dazu im folgenden Absatz.

Embedded allein reicht nicht – wie bringe ich es ins Web?

Nach unserer Einschätzung ist es wichtig im Embedded-Bereich eigene Hands-on-Erfahrungen gemacht zu haben, um die Prinzipien und Möglichkeiten des Internet of Things zu verstehen. Wenn Sie Ihre Prototypen allerdings auf den Embedded-Bereich beschränken, dann sind Sie einerseits limitiert, was die Möglichkeiten der Anbindung weiterer Schnittstellen, der Visualisierung und der Verbreitung Ihrer Daten und Anwendungsfälle angeht. Andererseits sind Sie dadurch auch oft nicht schnell genug, um eine Idee einfach mal auszuprobieren.

Wenn Ihr Unternehmen nicht schon eine eigene Umgebung zum Ausprobieren hat, empfehlen wir Ihnen ausnahmsweise ein grafisches Entwicklungswerkzeug. Für viele Softwareentwickler sind grafische Benutzeroberflächen mit WYSIWIG-Editor zurecht eine unbefriedigende Lösung, aber für den speziellen Fall des Prototypings im IoT-Bereich halten wir Node RED für ein sehr gut geeignetes Werkzeug.

Ursprünglich unter dem Namen IBM Node RED hat IBM ein Open-Source-Werkzeug zur Verfügung gestellt, das sehr einfach und intuitiv zu bedienen ist. Außerdem können Sie damit sehr schnell Hardware-Geräte, APIs und Online-Dienste als Teil des Internet der Dinge miteinander verbinden.

Node RED bietet einen browserbasierten Flow-Editor mit dem JavaScript-basierte Funktionen erstellt werden können. Die Funktionen werden dabei als Knoten (Nodes) in den Flow gezogen, ggf. konfiguriert und/oder programmiert (Javascript) und können per Maus miteinander verbunden werden. Es gibt eine Vielzahl vordefinierter Knoten, die es dem Benutzer erlauben, Funktionen tatsächlich per Drag and Drop zu seinem Use Case hinzuzufügen. Die Laufzeitumgebung von Node RED ist auf NodeJS aufgebaut. Somit können Sie verschiedenste Knoten quasi als Libraries über NodeJS in Ihre Node RED Instanz einspielen. Jeder Flow kann exportiert und in einer anderen Instanz über die Weboberfläche wieder eingespielt werden. Unter https://nodered.org/ [3] finden Sie viele Beispiele und Anleitungen.

Anhand der im Embedded-Bereich begonnenen Use-Case-Beispiele möchten wir Ihnen zeigen, wie Node RED Ihnen hilft, Ihre Ideen zu erweitern und schnell auszuprobieren. Dafür haben wir in unserem Raspberry PI Image auch eine Instanz von Node RED installiert. Sie erreichen diese über den Webbrowser Ihrer Wahl unter http://IP_des_Raspberry:1880/ [4] . Einige Beispiel-Flows haben wir ebenfalls auf unserer Landingpage Iot-Hands-On-Tutorial [2] zur Verfügung gestellt.

Wenn Sie keinen eigenen Raspberry verwenden wollen, dann können Sie auch eine Standardinstallation von Node RED auf Ihrem Laptop verwenden und als MQ Broker den öffentlich verfügbaren https://shiftr.io/ [5] nutzen. Das verhilft Ihnen zusätzlich zu einer tollen Visualisierung ihrer Devices und Nachrichten.

Sie können direkt mit dem ersten Beispiel anfangen. Wir haben bewusst einen Button gewählt, da es sehr einfach ist, diesen zu stecken und zu implementieren. Dennoch können Sie für exakt das Beispiel Button -> RGB Stripe den Button auch in Node RED simulieren. Dafür fügen Sie auf Ihrem Flow zwei Dinge hinzu:

  • Einen Inject Node
  • Einen MQTT out Node

Den Inject Node verbinden sie mit dem MQTT out Node.

Beim Inject Node ändern Sie per Doppelklick die Eigenschaften wie folgt: Als Payload wird nicht timestamp, sondern String versendet. Sie kopieren eine Nachricht des Embedded-Buttons und fügen diese genau hier ein. Als Name geben Sie „Button Simulator“ ein. Mit einem Klick auf Done sind Sie fertig und der Inject Node sendet exakt diese Nachricht, jedes Mal, wenn Sie im Flow auf die kleine Schaltfläche vor dem „Button Simulator“ klicken.

Den MQTT out node verbinden Sie über die Eigenschaften mit dem mosquitto Broker von Ihrem Rapberry Image (oder ihrer Instanz von https://shiftr.io/ [5] ). Da wir bereits einige Beispiel-Flows hinterlegt haben, ist der mosquitto Broker in der Eingabemaske hinter dem Feld Server bereits voreingestellt. Setzen Sie nun noch das richtige Topic: iot/button und klicken Sie auf Done.

Ihr Flow ist nun fertig und Sie haben Ihren Embedded-Button in Node RED simuliert. Ihre Änderungen werden wirksam, wenn Sie per Deploy (oben rechts) Ihren Flow nun veröffentlichen. Bei jedem Klick auf den Button Simulator wird Ihr RGB LED Stripe nun die Farbe wechseln.

Node RED bringt von Haus aus eine Vielzahl von Oberflächenelementen mit, die Sie nutzen können, um prototypisch eine Webseite zu gestalten. Node RED generiert dabei die Webseite dynamisch auf Grundlage der verwendeten UI-Knoten. Für alle oben genannten Beispiele bietet eine Webseite mit Informationen abhängig von den Daten des Sensors ggf. einen Mehrwert. Um dies auszuprobieren, müssen Sie Folgendes tun:

  • Fügen Sie einen MQTT in Node zu Ihrem Flow hinzu und subscriben Sie auf das topic Ihres Beispiels (iot/briefgewicht oder iot/outsidetemperature oder iot/anwesenheit/raumbezeichner)
  • Fügen Sie einen text Node zu Ihrem Flow hinzu und verbinden Sie den MQTT in Node mit dem text Node. Ändern sie die Eigenschaften des text Nodes: Group -> Default. Name -> Name ihrer Wahl. Done.
  • Veröffentlichen Sie die Änderungen per Deploy und öffnen Sie die Webseite über http://IP_des_Raspberry:1880/ui/ [6]

Sie haben nun eine Webseite gestaltet, die in einem Textfeld den Payload der jeweiligen Nachricht Ihres Sensors anzeigt. Dafür haben Sie vermutlich weniger als fünf Minuten gebraucht. Der Payload in einem Textfeld ist natürlich nur ein allererster Prototyp einer sinnvollen Webseite. Mithilfe weiterer Nodes und ein klein wenig Javscript- und JSON-Know-how können Sie aber sehr schnell eine sinnvolle Webseite erstellen:

  • Eine Webseite, die die aktuelle Temperatur in Ihrem Garten / Balkon anzeigt, den Verlauf über die letzten fünf Tage in einem Diagramm visualisiert sowie den Zustand Ihres Briefkastens mit einem farblichen Element anzeigt
  • Eine Webseite, die den Belegungszustand sämtlicher nicht buchbarer Räume in Ihrem Büro zum aktuellen Zeitpunkt anzeigt

Sie finden vorgefertigte Flows für diese Webseiten ebenfalls auf unserer oben genannten Landingpage.

Node RED kann allerdings nicht nur Ihren Sensor simulieren und hilft Ihnen, schnell eine Webseite zu erstellen. Node RED ermöglich Ihnen ebenfalls Use Cases zu erweitern, indem Sie eine beliebige API ansprechen und integrieren. Bereits in der Standardinstallation von Node RED haben Sie so die Möglichkeit, mit wenigen Klicks die wichtigsten technischen Kommunikationsprotokolle zu nutzen: MQTT, http / https (damit natürlich auch alles REST Services), TCP, Websockets sowie eine Vielzahl von Adaptern zu bestehenden Systemen (z.B. Twitter, E-Mail, etc.).

Für das Beispiel mit der Außentemperatur haben wir auf der Webseite beispielsweise Vergleichswerte von accuweather integriert, da es hier eine sehr einfache API gibt.

Für Ihre Meetingräume können Sie natürlich auch Ihren Exchange-Server ansprechen und so auch anzeigen, ob die Meetingräume frei, besetzt, frei werdend usw. sind. Anhand dieser Informationen können Sie mit einem RGB LED Stripe zum Beispiel auch im Raum visualisieren, wenn das Meeting bald zu Ende sein sollte (z.B. ein gelbes Blinken 15 Minuten vor Ende).

Wenn Sie Node RED ausprobieren, werden Sie schnell merken, mit welcher Entwicklungsgeschwindigkeit Sie erste Ideen umsetzen und Sensoren und Aktoren sinnvoll mit weiteren APIs integrieren können. Das leichtgewichtige Erstellen von einfachen Weboberflächen hilft enorm, die Prototypen auch für andere erlebbar zu machen. Und gerade das ist wichtig: Sie selber sind schnell begeistert von Ihrer eigenen Idee – aber mit Node RED können Sie testen, ob auch andere die Idee gut finden und nutzen wollen. Das ist ein entscheidender Faktor auf dem Weg vom Prototyping zu Business-Idee: Testen Sie Ihre Prototypen so früh wie möglich mit echten Nutzern und verbessern Sie anhand des Feedbacks.

Wenn ich jetzt noch mein Smartphone nutzen könnte…

Eine Internet-of-Things-Anleitung kann heutzutage nicht ohne den Einsatz eines Smartphones geschrieben werden. Und natürlich sollte man darüber nachdenken, in welcher Form das Smartphone als Aktor oder auch selber als Sensor integriert werden kann.

In den obigen Beispielen kann das Smartphone per Notification den Benutzer darauf hinweisen, dass neue Post im Briefkasten ist oder ein bestimmter Raum gerade frei geworden ist. Genauso kann anstelle eines Anwesenheitssensors in den nicht buchbaren Räumen mit einem Bluetooth-Scanner erkannt werden, ob ein Smartphone im Raum ist – und es somit indirekt als Sensor nutzen.

Das Smartphone hat einige Sensoren, die bereits heute in vielen echten Anwendungsfällen genutzt werden (GPS, Bewegungssensor etc.) und bietet – ähnlich wie Node RED – die sehr einfache Integration komplexer APIs. Sie können alle Funktionen des Smartphones nutzen, die Sie auch bei der bisherigen App-Entwicklung eingesetzt haben. Die Anbindung an die IoT-Welt erfolgt über das Senden und Empfangen von MQTT-Nachrichten mit einer der gängigen Libraries (z.B. https://www.eclipse.org/paho/clients/android/ [7])

Wir haben auf unserer genannten Landingpage eine kleine Demo-Applikation zur Verfügung gestellt, die aufzeigt, wie man ein Android Smartphone an den mosquitto Broker des Raspberry Images anbindet und auf iot/briefgewicht per Notification reagiert, wenn der Inhalt der Nachricht suggeriert, dass neue Post im Briefkasten ist. Des Weiteren haben wir ein Beispiel hinterlegt, wie einfach es ist, den LED RGB Stripe per Sprachsteuerung auf eine bestimmte Farbe zu setzen.

Warum machen wir das alles?

Wir sind überzeugt, dass im Zeitalter der digitalen Transformation, die Fähigkeit mit disruptiven Technologien umzugehen, ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Die Technologien selber Hands-on erlebt zu haben, verschafft ein ganz anderes Verständnis für mögliche Einsatzzwecke. Egal, ob Sie in der IT arbeiten oder in einer anderen Funktion tätig sind: Sie sollten sich mit IoT, Machine Learning, Blockchain oder Augmented Reality befassen.

Wir wollen mit diesem Artikel animieren und inspirieren. Das Setup ist bewusst darauf ausgelegt, sehr schnell erste Prototypen entwickeln zu können, um Ihre Ideen schnell testen zu können. Vom Prototypen zur Business-Idee gibt es unserer Meinung nach keinen direkten Weg, auch wenn das Einige so versprechen. Selbst eine noch so gute Business-Idee scheitert schnell, wenn Sie keine Möglichkeit finden, diese mit einem Prototypen zu validieren.

Wie eingangs erwähnt, hoffen wir, dass in Ihrem Unternehmen bereits eine Kultur etabliert ist, die es erlaubt, viele Ideen möglichst leichtgewichtig zu validieren und auch zu verstehen, dass nicht aus jeder Idee etwas werden kann. Idealerweise finden Sie in Ihrem Unternehmen bereits Möglichkeiten, mit kleinen interdisziplinären Teams Ihre Ideen schnell und einfach in erste Prototypen umzusetzen und so den Nutzen validieren oder zu lernen wie Ihre Idee besser umgesetzt werden kann.

Das Verständnis der Technologien zusammen mit dem Verständnis Ihres Business und einem Vorgehen, das frühes Lernen selbstverständlich macht, erhöht Ihre Chancen irgendwann die richtige Business-Idee auch passend umzusetzen.

Wir hoffen, dazu ein bisschen beigetragen zu haben und wünschen Ihnen viel Spaß mit dem Internet der Dinge!

Quellen und Referenzen:

[1] https://www.hivemq.com/blog/mqtt-essentials/

[2] https://www.iteratec.de/iot-hands-on-tutorial

[3] https://nodered.org/

[4] http://127.0.0.1:1880/ui/

[5] https://shiftr.io/

[6] http://IP_des_Raspberry:1880/ui/

[7] https://www.eclipse.org/paho/clients/android/

 

Stefan Rauch arbeitet seit mehr als 20 Jahren in der IT-Branche. Bis vor kurzem war er der verantwortliche Projektmanager für alle iteratec Aktivitäten im BMW CarSharing Kontext, dabei hat er insbesondere die Transformation von DriveNow vom Startup zum international etablierten CarSharing-Anbieter begleitet. Stefan Rauch ist seit jeher sehr an Technologien mit hohen Business Impact und allen möglichen Innovationsprozessen interessiert. Daher ist er auch einer der treibenden Köpfe für den Innovation Frei-Day und weitere Digitalisierungsthemen bei iteratec.

Um einen Kommentar zu hinterlassen müssen sie Autor sein, oder mit Ihrem LinkedIn Account eingeloggt sein.

20859

share

Artikel teilen

Top Artikel

Ähnliche Artikel