Kampf um die Talente – Warum so viele Unternehmen keine passenden Mitarbeiter finden

Von   Berthold Glass   |  Personal Trainer für CEOs   |  selbstständig
25. Juni 2018

Berthold Glass gibt exklusiv für DIGITALE WELT Tipps zur modernen Unternehmensführung
„Digitalisierung ist kein IT-Projekt, sondern eine Veränderung, die das ganze Unternehmen umkrempeln und dessen ganze Wertschöpfungskette verändern kann.“ Sie beeinflusst aber nicht nur die Wertschöpfungskette. Auch die internen Strukturen und vor allem die Ansprüche der Mitarbeiter verändern sich stark durch den Prozess, der durch die Digitalisierung vorangebracht wird. Es ist nicht ein Thema unter vielen, sondern das Thema, das ganz oben auf die Tagesordnung eines jeden Unternehmens gehört. Verpasst der Betrieb den Anschluss an das digitale Zeitalter, bleiben so auch geeignete Mitarbeiter fern, die in einem Konzern arbeiten möchten, der voranschreitet und mit der Zeit geht. Nur so bekommen Bewerber die Möglichkeit, selbst etwas zu bewegen und zu verändern. Smarte Strukturen beispielsweise, ziehen kluge Mitdenker automatisch an. Ein Nine-to-Five-Job mit Zeiterfassung durch die Stempelkarte ist weder zeitgemäß noch attraktiv für nachfolgende Generationen.

Die Ansprüche der Menschen können nicht verändert werden, deshalb ist es besonders wichtig, sich als Unternehmen auf diese Veränderungen einzustellen und innovativ voranzuschreiten. Dabei muss die Digitalisierung zur Chefsache gemacht und nicht lediglich in den Bereich der IT verortet werden. Denn Digitalisierung betrifft nicht nur das ganze Unternehmen, es betrifft auch die Philosophie hinter dem Unternehmen. Fragen in Bezug auf die Vision des Betriebs können dabei helfen den neuen Weg zu ebnen: Wie sieht meine Vision aus? Habe ich neue, digitale Mitbewerber auf dem Radar? Bleibt der Betrieb in alten, starren Konzepten hängen, können schnell innovativere Start-Ups die Marktführung übernehmen und zu mangelnder Konkurrenzfähigkeit führen. Hierzu zählt somit auch die Frage nach der Unternehmenskultur: Ist das Unternehmen für die schnelle, digitale Welt gut aufgestellt? Wird eine Kultur gepflegt, die Fortschritt und eine positive Fehlerkultur zulässt?

Die Planung sollte agil und flexibel ausgelegt werden, sodass alte Strukturen und 5-Jahrespläne nicht mehr an der Tagesordnung sind und Fortschritt verhindern. Nur so kann gewährleistet werden, dass spontan auf Veränderungen am Markt und in der Technologie reagiert werden kann. Dazu gehört auch, die eigenen Strukturen im Unternehmen zu hinterfragen und zu überlegen, ob die Teams bereits digital orientiert arbeiten. Wenn sie „Digital Natives“ in ihrem Betrieb benötigen, dann müssen sie sich darauf ausrichten, einen attraktiven Arbeitsplatz zu ermöglichen und ein spannendes Arbeitsumfeld zu bieten. Neue Blickwinkel der Mitarbeiter ermöglichen auch eine Weiterentwicklung und ein Hinterfragen der eigenen Produkte. Ist das Produkt überhaupt noch zeitgemäß und passt sich Veränderungen wie neuen Plattformen an? Beispiele wie die Umstrukturierung der Musikindustrie durch das Streamingangebot, oder die Veränderung hin zu einer Sharing Economy, in der das eigene Auto fast nicht mehr zeitgemäß ist, können hier Paradebeispiele bieten.

Die Kunden von morgen hinterfragen ihr Produkt genauso, wieso sollten sie es also nicht auch tun? Kundenwünsche verändern sich mit der Zeit und der fortschreitenden Digitalisierung. Unternehmen, die nicht digital aufgestellt sind, werden schneller hinterfragt. Durch Möglichkeiten des direkten Feedback via Social Media, können sie aber in einen Dialog mit den Kunden treten und so flexibler auf zukünftige Wünsche und Veränderungen reagieren. Kunden, die am Veränderungsprozess beteiligt waren und ernstgenommen werden, bleiben einem Unternehmen, das sich zum Wohl des Kunden verändern möchte, treu.

Der Weg hin zur Digitalisierung basiert somit vor allem auf dem Hinterfragen der unterschiedlichen Unternehmensbereiche wie dem Umgang mit Kunden, dem eigenen Produkt aber auch der Unternehmensvision und -kultur. Diese Veränderungen im Betrieb bestehen aus kleinen Schritten, bei denen auch Fehler zugelassen werden müssen, um aus diesen lernen zu können. Dadurch kann mehr Vertrauen und Kreativität entstehen, aber vor allem wird Ehrlichkeit und Transparenz innerhalb des Betriebes gefördert. Der Blick vom perfekten Endergebnis sollte hin zu einem Blick hinter die Kulissen gerichtet werden, um alle Stakeholder an dem Prozess der Weiterentwicklung zu beteiligen. Denn Lügen haben in der digitalen Welt von heute sowieso keine Chance mehr.

Berthold Glass ist Keynote-Speaker und Beststeller-Autor. Als Strategieberater in Sachen Digitalisierung hilft er Unternehmen dabei, den Prozess der Veränderung voranzubringen und für den eigenen Erfolg zu nutzen. Seine Glass-Methode, bei der sieben Bereiche des Unternehmens in Hinblick auf Digitalisierung analysiert werden, ist einzigartig im deutschsprachigen Top-Management. Seit über 20 Jahren ist Glass selbstständig und mittlerweile zum Personal Trainer für CEOs geworden.

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