Mittelstand plant die Blockchain-Revolution

Von   Stefan Zimprich   |  Partner und Anwalt   |  Fieldfisher
5. Juli 2017

Fälschungssichere Transaktionen und Verträge, die sich ganz ohne menschliches Eingreifen erfüllen: Die Blockchain erreicht den Mittelstand als eine der wichtigsten technischen Plattformen für digitale Innovationen.
Die Blockchain steht für dezentrale Datenbanken jeder Art, die Informationen sicher speichern und managen – auch über Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum hinaus. Das könnte in den nächsten 10 Jahren die deutsche Wirtschaft grundlegend verändern, denkt jeder dritte Mittelständler (32 Prozent) in Deutschland laut einer aktuellen Umfrage des eco – Verbands der Internetwirtschaft e. V. und des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov. 266 Entscheider des oberen und mittleren Managements in Unternehmen mit 50 bis 499 Mitarbeitern hatten die Marktforscher befragt. Dabei zeigt sich: Zwei Drittel der Mittelständler kennen die Blockchain noch gar nicht. Um eine große Chance nicht zu verschlafen, ist für sie jetzt die Zeit gekommen, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Transparente Verträge ohne zentrale Instanz

In einer Blockchain festschreiben lassen sich beispielsweise Computeralgorithmen die festlegen, welche Bedingungen zu welcher Handlung führen. Es entstehen sogenannte Smart Contracts – intelligente Verträge, die sich automatisiert erfüllen. Ganz ohne Juristen oder Anwälte überwachen Algorithmen die Verträge in Echtzeit und setzen die Rechte der Vertragspartner automatisch durch. Der Mensch als Fehlerquelle entfällt.

Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von Internet of Things (IoT) und Finanzwirtschaft bis in die Branchen E-Commerce und E-Government – beispielsweise fürs Lizenz- oder ID-Management oder in der Logistik. Um Transaktionen lückenlos, fälschungs- und revisionssicher zu erfassen, braucht es damit keiner großen Investitionen in IT und Infrastruktur. Das Blockchain-Netzwerk validiert transparent ohne zentrale Instanz. Die Einträge sind an vielen Orten gleichzeitig manipulationssicher gespeichert.

Grundlagen für Blockchain-Geschäftsmodelle entstehen

Aufgrund der vielfältigen Anwendungsfälle planen neun Prozent der Mittelständler bereits konkret den Einsatz einer Blockchain. 17 Prozent der Befragten denken laut eco-Umfrage immerhin über den Einsatz in ihrem Unternehmen nach. Gemeinsam mit Wissenschaftlern arbeiten sie zurzeit intensiver denn je an Standards, Schnittstellen und Protokollen für die Entwicklung entsprechender Geschäftskonzepte. Diese Entwicklungen machen es sehr wahrscheinlich, dass sich die Blockchain für bestimmte Anwendungsfälle und Branchen in der Breite durchsetzen wird – diese Annahme teilen laut Umfrage 44 Prozent der Mittelständler.

Unternehmen auf der Basis von Algorithmen

Möglich werden auch komplexere Anwendungsfälle ohne menschliches Eingreifen: Decentralized autonomous organizations (DAO) sind auf der Blockchain basierende, autonom handelnde und völlig digitale Unternehmen. Aktionen werden dabei auch ganz ohne menschliches Urteilsvermögen, rein aufgrund von Algorithmen überwacht und durchgeführt. Solche Anwendungen lassen sich beispielsweise mit der Plattform Ethereum entwerfen. Diese Blockchain mit integrierter Programmiersprache stellt Entwicklern ein Werkzeug zur Verfügung, um selbst intelligente Verträge zu entwickeln und in einer Blockchain zu verwenden – sozusagen die „Blockchain 2.0″.

Stefan Zimprich, Leiter der Kompetenzgruppe (KG) Blockchain im Verband der Internetwirtschaft e. V., ist Partner im Hamburger Büro von Fieldfisher und dort Anwalt im IP & Medien-Team. Er berät Mandanten vom Start-Up bis zum globalen Marktführer – vor allem in den Bereichen Urheberrecht, Medien- und Rundfunkregulierung sowie Datenschutz. Stefan Zimprich machte zunächst eine Ausbildung an der Henri-Nannen-Journalistenschule und war danach Redakteur der „Financial Times Deutschland“.

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