DIE STEUERUNG VON BAUPROZESSEN NEU ERFINDEN: Warum digitale Innovation in der Prozessmessung und -steuerung der Schlüssel zur Zukunft des Bauwesens ist

Von   Roy Danon   |  CEO und Gründer des   |  Fullstop PR
17. September 2021

Die Produktivitätslücke im Baugewerbe ist allgemein bekannt und war Thema vieler Diskussionen in der Branche. Bislang gab es nur sehr wenige praktische Ansätze, um diese Lücke zu schließen.
Einige mögen argumentieren, dass das Baugewerbe vor einzigartigen Herausforderungen steht. Andere sehen Parallelen zur verarbeitenden Industrie, die bereits mit Produktivitätssteigerung durch Automatisierung, digitaler Prozesssteuerung und anderen Verbesserungen glänzte. Bestimmte Ideen, wie Lean Manufacturing, wurden für das Bauwesen adaptiert, allerdings nur mit bedingtem Erfolg.

Die Modernisierung des Bauwesens wird anders verlaufen. Die Fertigungsprozesse finden an festen Standorten mit sich wiederholenden Aufgaben statt, die sich stark auf anorganische Maschinen stützen. Das Bauwesen ist dynamisch und die Arbeit verteilt sich oft auf verschiedene Standorte, die sich mit jedem Projekt ändern. Es besteht daher eine hohe Abhängigkeit von menschlichen Arbeitskräften und jedes Projekt bringt seine eigenen Probleme mit sich. Aufgrund dieser Faktoren sind die bestehenden Prozesssteuerungsmethoden und Plattformen, die für die Fertigung entwickelt wurden, meist irrelevant, obwohl es Lektionen gibt, aus denen man lernen kann.

Die Covid-19-Pandemie als Motor der Digitalisierung

Die digitale Transformation ist entscheidend, wenn die Industrie die notwendigen Verbesserungen vorantreiben kann. Sie hat im Vergleich zu anderen Sektoren relativ wenig Technologie im Einsatz. Die Covid-19-Pandemie hatte einen massiven Effekt auf die Entwicklung von digitalen Lösungen in sämtlichen Branchen: Cloud, Mobile und kollaborative Bürotechnologie wurden in kürzester Zeit entwickelt, aber die Auswirkungen des digitalen Wandels auf Kernprozesse im Bauwesen blieben nur minimal. Den heutigen Führungskräften im Baugewerbe fehlt es oft an der Transparenz und Einblicken, die sie benötigen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können, sei es für den Baubetrieb oder für das Unternehmen insgesamt.

Entscheidungen, die auf gute Ergebnisse abzielen, sollten auf genauen, aktuellen und objektiven Daten beruhen. Heutzutage werden Entscheidungen immer häufiger auf der Grundlage von Daten getroffen, die von Menschen gesammelt und zusammengestellt wurden, statt auf digitale Aufzeichnungen zu setzen. Ohne diese setzen Unternehmen nicht nur ihr Vertrauen auf das fehlbare menschliche Gedächtnis, sondern akzeptieren auch dessen begrenzte Fähigkeit, kritische Informationen effizient an Hunderte von Menschen, die am Bauprozess beteiligt sind, weiterzuleiten.

Die richtige Richtung des Baumanagements: BIM

Der anhaltende Wettlauf der Branche um die Einführung von Building Information Modelling (BIM) ist ein erster und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es schafft schließlich einen übereinstimmenden und allgemein zugänglichen Ansatz für das Endproduktdesign und den Spezifikationsansatz, mithilfe dessen Informationen von Mitwirkenden zur Umsetzung eines Konzepts einer Struktur verwirklicht werden kann. Es ist schwer vorstellbar, dass jemand ein Auto ohne koordinierte Pläne herstellt, oder sich darauf verlässt, dass sich das Team in jeder Phase des Prozesses darüber einig ist, wie die verschiedenen Motor- und Karosserieteile zusammengefügt werden. Effiziente Prozesskontrollen wären unmöglich. Das Baugewerbe kann jetzt das Potenzial von BIM für eine solche Prozesssteuerung nutzen.

Der Begriff des digitalen Zwillings hat sich bereits eingebürgert, wenn auch mit unterschiedlichen Interpretationen. Die Rolle von BIM bei der Erstellung der „digital twins“ wird weitgehend akzeptiert, mit Einstimmigkeit darüber, dass dies zumindest die Grundlage für die Entwicklung des digitalen Zwillings sein muss durch die Bauphase, die Dokumentation und die Handhabung der verschiedenen Variationen. Bisher gab es jedoch noch keine Lösung, um die kontinuierliche Aktualisierungsschleife zwischen den beiden zu schaffen.

Die Dynamik von Bauprojekten schien ein Hindernis zu sein, aber jetzt tauchen Technologieanbieter auf, die helfen, diese Herausforderung zu überwinden. Innovative Unternehmen der Bautechnologie bringen digitale Technologien und Daten auf neue Weise zusammen. Sie wenden sie auf die realen Herausforderungen des Bauwesens an, um kostspielige und zeitraubende Prozesse zu automatisieren, zu rationalisieren und Einblicke in Echtzeit zu gewinnen, die bisher unmöglich waren. Informationen können schneller empfangen und Entscheidungen zügiger gefällt werden.

Die Zukunft der Prozessmessung und -steuerung

Die Branche blickt möglicherweise einer schwierigen wirtschaftlichen Periode entgegen, in der das Wachstum geschwächt sein könnte. Daher ist es umso wichtiger, des Sektors hartnäckigste Effizienz- und Produktivitätsprobleme anzugehen. Die Bauunternehmen sind mit zu vielen unvorhergesehenen Risiken und Projektmisserfolgen geplagt und die Gewinnspannen sind bereits sehr gering.

Das Ergreifen aller Möglichkeiten zur Rationalisierung, Automatisierung und Kernprozessoptimierung steht einem sehr realen Problem gegenüber, nämlich dem demografischen Wandel innerhalb der Belegschaft und der Schwierigkeit, junge Talente zu rekrutieren. Es bleibt noch sehr viel zu tun – aber die Aussichten sind enorm. Das McKinsey Global Institute hat berechnet, dass die digitale Transformation des Sektors 14 bis 15 Prozent Produktivitätssteigerung, vier bis sechs Prozent Kostensenkungen und eine Steigerung der Wertschöpfung um 1,6 Mrd.[1] Dollar weltweit bewirken könnte. Ein Teil davon kann durch die Einführung neuer Liefermodelle, wie Offsite-Fertigung und Vorfertigung, Integration der Lieferkette oder die Verwendung neuer Materialien erreicht werden.

Die digitale Transformation bietet dem Bauwesen die Möglichkeit, den Bauprozess und damit auch die Zukunft zu kontrollieren. Wenn Bauunternehmen den digitalen Wandel überleben, daran wachsen und die Rolle als Motor des Aufschwungs nutzen wollen, dürfen sie nicht länger zögern.

„For a digital transformation to be successful, executives and managers must start with a clear definition of how digital will create value for the business. During the transformation, they must spend as much time, if not more, on operational change as they spend on technology. – McKinsey“[2]

Quellen und Referenzen:

[1] https://www.mckinsey.com/business-functions/operations/our-insights/reinventing-construction-through-a-productivity-revolution#

[2] https://www.mckinsey.com/business-functions/operations/our-insights/decoding-digital-transformation-in-construction

 

ist der CEO und Mitgründer des Start-Ups Buildots, das 2018 in Israel gegründet wurde. Es zielt darauf ab, das Baumanagement mit Hilfe von künstlicher Intelligenz so zu vereinfachen, dass Verantwortliche auf Basis von aktuellsten Daten Entscheidungen treffen und Prozesse optimieren können.

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