Technologie-Trends: IoT-Projekte erfolgreich umsetzen

Von   Klaus Löckel   |  Managing Director EuroCentral   |  Dassault Systèmes
12. September 2018

2018 könnte das Jahr des IoT-Durchbruchs in Deutschland werden. Laut der neuen IDC-Studie „Internet of Things in Deutschland 2018“[1] planen 72 Prozent der befragten Unternehmen, in diesem Jahr mindestens ein neues IoT-Projekt umzusetzen. Bereits eingeplante Budgets machten dies auch finanziell möglich. Besonders im Versicherungs- und Finanzwesen (85 Prozent) sowie bei den Anlagen- und Maschinenbauern (78 Prozent) gibt es große Ambitionen. Über alle Branchen hinweg geht es bei den IoT-Initiativen vor allem um die Optimierung von internen Prozessen und Abläufen. Effizienz, Kosten und Qualität sollen stetig verbessert werden. Der nächste Schritt wäre, das IoT auch in Produkte und Services zu integrieren. Doch, um jegliche IoT-Projekte Realität werden zu lassen, bedarf es eines durchdachten Technologieplans.
Hier empfiehlt es sich, auf die Unterstützung eines erfahrenen IoT-Dienstleisters zu setzen, insbesondere auch im Hinblick auf das Thema Sicherheit. Im nächsten Schritt sollten Unternehmen ein Geschäftsmodell entwickeln, das verschiedene Aspekte berücksichtigt, wie bspw. „Welche Prozesse sind Teil des Projekts?“, „Mit welchen Technologien wird der IoT-Datenfluss verwaltet?“ oder auch „Welche Technologie ist für Kunden und Mitarbeiter einfach zu erlernen und anzuwenden?“. Fakt ist: Ohne den Menschen geht es nicht. Dabei sind Führungskräfte gefragt, die sicherstellen, dass bei der digitalen Transformation alle mitgenommen werden. Es gilt, Ängste zu nehmen und Potenziale zu entdecken und auszubauen. Denn erst die Kombination von menschlichem Know-how und maschineller Intelligenz führt IoT-Projekte zum Erfolg. Der schnelle Wurf gelingt dabei den wenigsten Unternehmen. Es sind die kleinen Schritte, die zum Erfolg führen.

Fünf Empfehlungen, um auch ambitionierte Pläne zu verwirklichen:

  1. Sorgfältige Auswahl der Plattform

Als Schnittstelle zwischen den vernetzten IoT-Geräten und den Systemen, in denen IoT-Daten gespeichert werden, muss eine Plattform verschiedene Anforderungen erfüllen. Auch die zukünftigen Use Cases sollen deshalb mitgedacht werden. Reicht es aus, dass die Plattform vernetzte Objekte und Konnektivität managt? Oder sollte sie auch Applikationen sowie Verarbeitung und Reporting der Daten steuern können? Sollen zusätzlich noch Advanced-Analytics-Funktionen wie Cluster-Analysen oder Machine Learning darstellbar sein? Der IDC-Studie zufolge hat bereits jedes fünfte Unternehmen eine Plattform im Einsatz. Für das Jahr 2018 planen 51 Prozent der Befragten ebenfalls, eine zu implementieren. Dabei schätzen sie vor allem Sicherheitsfunktionen (47 Prozent), die einfache Integration anderer Systeme (39 Prozent), die Datenaufnahme und regelbasierte Weiterleitung (38 Prozent), die Überwachung und Diagnose von IoT-Geräten (37 Prozent) und die einfache Visualisierung für Daten (36 Prozent).

Die Auswahl des Anbieters sollte also äußerst sorgfältig erfolgen. Die Plattform muss alle Prozessbeteiligten miteinander verbinden und ihnen Zugriff auf den gleichen, stets aktuellen Datenbestand ermöglichen. Nur so können beispielsweise Erfahrungen aus der Fertigung zügig in die Produktentwicklung zurückgespielt oder Materialanforderungen automatisch an die Supply Chain weitergegeben werden. Denn, je mehr Daten gespeichert werden, desto besser werden Auswertungen und Prognosen werden. Dabei sollte die Software-Plattform, wie die 3DEXPERIENCE Plattform von Dassault Systèmes, einem holistischen Ansatz folgen, der alle Prozesse innerhalb eines Unternehmens betrifft.

  1. IoT-Labs für innovative Use Cases

Die Innovationskultur im eigenen Unternehmen kann über IoT-Labs besonders gefördert werden. Sie bieten aus Sicht der IDC eine gute Chance, gemeinsam mit Anbietern an Prototypen und Use Cases zu arbeiten. In dieser geschützten, firmeninternen Umgebung fühlen sich Mitarbeiter sicher und können einen Blick über den Tellerrand hinauswagen. Durch dieses Experimentieren lässt sich leichter ein Konzept für den Rollout entwickeln. Das sehen auch die Unternehmen so: 38 Prozent der Befragten wollen im Laufe des Jahres ein IoT-Lab eines Anbieters nutzen.

  1. Nicht ausruhen nach einer IoT-Initiative

Zunächst kann es für Unternehmen sinnvoll sein, Know-how in IoT-Projekten zu sammeln, die sich auf interner Ebene befinden – etwa zur Effizienzsteigerung oder Prozessoptimierung. Werden hier Erfolge verbucht, sollten sich Unternehmen nicht darauf ausruhen, sondern diese weiter betreiben, beispielsweise zur Entwicklung neuen Geschäftsmodelle. IDC empfiehlt, hier die vielfältigen Möglichkeiten wie Vernetzung bestehender Produkte, Entwicklung neuer Produkte mit IoT-Funktionen oder datenbasierten Services auf Basis von IoT-Daten zu nutzen. Denn in einer Zeit, in der die Menschen immer mehr erleben wollen, sollte das Augenmerk auch auf der Customer Journey liegen. Mittels IoT lässt sich auch eine personalisierte Kundenansprache verwirklichen.

  1. Analyseort je nach Use Case definieren

Immer mehr Daten führen dazu, dass auch die Übertragung in ein entferntes Datacenter immer schwieriger wird. Kosten steigen und Entscheidungen werden zeitlich verzögert. Neben der Art der Verbindung muss deshalb vor allem überlegt werden, mit welchem Computing-Modell die Daten übertragen werden sollen. In der IDC-Studie wird zwischen Core, Egde und Endpoint unterschieden.

Core Computing beinhaltet alle Datenverarbeitungsprozesse, die in einem Datacenter stattfinden. Dieser zentralisierte Ansatz – egal, ob in der Cloud oder im eigenen Rechenzentrum – ist im Moment der weitverbreitetste, stößt aber aufgrund der steigenden Informationsmenge zunehmend an seine Grenzen.  Edge Computing ist die Ebene, die zwischen den IoT-Endgeräten und dem Datacenter liegt, hier aggregieren und analysieren Gateways oder Server in der Nähe des Entstehungsorts die Daten. Dieses Modell nutzen aktuell 14 Prozent der befragten Unternehmen, für 2018 planen weitere 32 Prozent den Einsatz.

Analysen können aber auch direkt in einem vernetzten Endpoint stattfinden.  IDC prognostiziert, dass 2019 40 Prozent der Daten in der Nähe des vernetzen Objekts verarbeitet werden. Dennoch muss jedes Unternehmen unter der Berücksichtigung von Faktoren wie Latenzzeit, Bandbreite und Standort der IoT-Geräte entscheiden, welches Modell das geeignete ist. „Es gilt: Je zeitkritischer die Analyse ist, desto näher sollte sie am vernetzten Objekt stattfinden“, heißt es in der Studie.

  1. Blockchain als mögliche Lösung für eine sichere IoT-Umgebung

Was die Sicherheit des IoT angeht, liegen Großunternehmen deutlich vorne. Sie sind nicht nur bei der Umsetzung weiter, sondern messen dem Thema IoT Security deutlich mehr Stellenwert bei. In der Studie empfiehlt IDC die Absicherung proaktiv anzugehen und nicht als Hemmnis für die Umsetzung zu sehen. Denn: „Das Risiko von der Konkurrenz mit innovativen und neuen Angeboten überholt zu werden, ist gerade im Mittelstand einfach zu groß.“ Zu den innovativen Konzepten, um die IoT-Sicherheit zu verbessern, zählt auch die Blockchain. Dabei handelt es sich um eine dezentrale Datenbank aus Transaktionsdatensätzen. Diese Liste wird chronologisch linear um solche Datensätze erweitert, woher auch der bildhafte Name stammt. Entwickelt und bekannt wurde dieses webbasierte Buchhaltungssystem im Rahmen der Kryptowährung Bitcoin.

Nur 9 Prozent der Befragten haben von Blockchain noch nichts gehört – generell besteht großes Interesse an den neuen Möglichkeiten. Überzeugt von den Vorteilen wollen 38 Prozent der befragten Unternehmen die Blockchain-Technologie im Laufe des Jahres 2018 in ihre IoT-Initiativen einbinden. Aus Sicht von IDC sollte die Entscheidung über den Einsatz aber nicht aus Gründen eines aktuellen Hypes getroffen werden. Vielmehr sollten Unternehmen zusammen mit ihrem Anbieter prüfen, ob Blockchain-Lösungen sinnvoll sind, um Daten zu sichern und Kontrollketten einfacher zu überprüfen. „Evaluieren Sie jedoch genau, ob beispielsweise der erhöhte Ressourcenbedarf an Rechen- und Speicherleistung durch Blockchain wirklich gerechtfertigt ist. Der Einsatz von Blockchain ist nicht für jeden Use Case sinnvoll“, gibt IDC in der Studie zu bedenken.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass es gerade für deutsche Unternehmen wichtig ist, ihre IoT-Pläne endlich in die Tat umzusetzen. Schließlich geht es schon lange nicht mehr nur um Visionen, sondern darum, die digitale Transformation erfolgreich zu meistern. Dabei ist es entscheidend, aktuelle Trends fest im Blick zu haben und deren möglichen Einsatz im eigenen Unternehmen genau zu prüfen. Unterstützung liefern Anbieter starker Tools mit ihrem Know-how.

Quellen und Verweise:

[1] *IDC Studie „Internet of Things 2018“, Januar 2018
IDC hat 444 IT- und Fachverantwortliche aus Unternehmen der acht Fokusbranchen mit mehr als 100 Mitarbeitern in Deutschland befragt. 53 Prozent der Unternehmen haben zwischen 100 und 1.000 Mitarbeitern und 47 Prozent mehr als 1.000 Beschäftigte.

 

Klaus Löckel ist seit 2013 bei Dassault Systèmes tätig. Er war zunächst als Sales Director Industry Transportation & Mobility für den globalen Markterfolg dieser Branche verantwortlich. Seit dem 30.3.2018 arbeitet er als Managing Director und verantwortet die Märkte in Zentraleuropa, bestehend aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien, Polen Ungarn und der Slowakei.

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