Einmal nach rechts wischen für mehr Umsatz: Wie Consumer-Technologien der Unternehmenssoftware ein neues Gesicht verleihen

Von   Dan Matthews   |  Chief Technology Officer   |  IFS DEUTSCHLAND GMBH & CO. KG
2. Mai 2018

Mobility, Sprachsteuerung, Personalisierung, Virtual Reality: Technologien aus dem Consumer-Umfeld schrauben die Erwartungen von Mitarbeitern an eine moderne Business-Software deutlich in die Höhe. Das setzt Unternehmen aber nicht nur unter Druck, sondern eröffnet ihnen auch große Chancen. Da diese Technologien die Anwenderfreundlichkeit der Software erhöhen, steigt die Produktivität der Mitarbeiter.
Unternehmen wird zunehmend bewusst, welche entscheidende Rolle die Anwenderfreundlichkeit von Software spielt. Ist sie hoch, steigt nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter, sondern die Software wird auch viel intensiver genutzt. Dadurch werden die Mitarbeiter produktiver und schöpfen die möglichen Zeit- und Kostenersparnisse voll aus. Eine anwenderfreundliche Lösung erhöht so auch mittelbar die Mitarbeiterbindung und unterstützt ein Unternehmen dabei, sich als moderner Arbeitgeber zu präsentieren und damit attraktiv für Nachwuchstalente zu sein. Alle diese Aspekte tragen zu einer höheren Profitabilität bei.

Maßgeblich für die Anwenderfreundlichkeit einer Business-Software sind heute vor allem Trends und Technologien aus dem Consumer-Bereich. Sie prägen die Erwartungen der Nutzer und führen am Ende auch zu effektiveren Zugängen zu den Unternehmensdaten.

Mobilität ist der neue Standard

Genauso selbstverständlich wie in ihrem Privatleben möchten Mitarbeiter heute auch im Berufsleben zahlreiche Aufgaben mit Mobilgeräten erledigen. Immer mehr Unternehmen implementieren deshalb responsive Oberflächen, die sich automatisch an verschiedene Bildschirmgrößen anpassen. Damit ermöglichen sie es den Mitarbeitern, auch auf Smartphones oder Tablets mit der Software zu interagieren. Natürlich wird in Unternehmen nach wie vor die meiste Arbeit an Desktop-PCs und Notebooks erledigt. Die Devise „Mobile first“ gilt hier nur für die einfachen und überschaubaren Tätigkeiten. Dennoch sollten aber sämtliche Prozesse als gleichwertige Möglichkeit auch mobil zur Verfügung stehen.

Der Mobility-Trend prägt die Erwartungen der Anwender an eine Unternehmenssoftware aber auch noch in einem anderen Sinn. Sie sind es gewohnt, mit wenigen Wischbewegungen durch ihre privaten mobilen Apps zu navigieren – gerade durch Chat-Apps wie WhatsApp oder Facebook Messenger wird diese schnelle und unkomplizierte Art der Interaktion auch im Berufsleben immer mehr zum Maßstab. Gefragt sind deshalb intuitive, aufgeräumte und visuell attraktive Oberflächen, mit denen sich Aufgaben schnell und ohne viele Zwischenschritte erledigen lassen.

Solche Chat- oder Messaging-Anwendungen eröffnen so auch eine interessante Möglichkeit zur einfacheren Nutzung einer Business-Software. So hat es beispielsweise IFS Unternehmen in China ermöglicht, direkt von der dort äußerst populären Messaging-Plattform WeChat aus auf Funktionen der ERP-Software IFS Applications zuzugreifen.

Die Nutzer einer Unternehmenssoftware erwarten heute personalisierte Darstellungen und mobile Verfügbarkeit (Quelle: IFS)

Personalisierung ist essentiell

Auf Webseiten und in digitalen Diensten erfolgt die Ansprache der Nutzer immer individueller. In Online-Shops oder von Streamingdiensten etwa werden ihnen zunehmend nur noch Angebote angezeigt, die genau auf ihre persönlichen Interessen zugeschnitten sind. Ähnliches erwarten die User deshalb heute auch von einer Business-Software. Sie möchten die für sie relevanten Informationen nicht mühsam suchen müssen, sondern sie idealerweise gleich auf ihren Startbildschirmen erhalten und auf einen Blick erfassen können – der Geschäftsführer etwa seine Schlüsselkennzahlen, der Produktionsleiter die Auslastung der Fertigungsstraßen und der Servicetechniker den aktuellen Status der Anlagen, für die er verantwortlich ist.

Diese Anforderung lässt sich heute bereits mit Rollen-basierten Anwenderoberflächen erfüllen. Durch Machine Learning werden diese künftig aber noch stärker personalisierbar sein. Diese Technologie wird es ermöglichen, aus den Aktionen der User zu lernen und daraus automatisch ihre persönlichen Präferenzen und somit individuelle Oberflächen abzuleiten.

Unternehmensanwendungen per Sprache steuern

Digitale Assistenten wie Siri, Cortana und Alexa haben im Privatbereich für eine rasante Verbreitung der Sprachsteuerung von Software gesorgt. Die Vorteile, die diese Technologie auch einer Unternehmenssoftware bieten kann, liegen auf der Hand. Gelegenheitsnutzer haben die Möglichkeit, schnell und unkompliziert an die benötigten Informationen zu gelangen. Autofahrten oder Wartezeiten im Stau können produktiv genutzt werden, wenn sich die Software über die Freisprechanlage bedienen lässt. Servicetechniker oder Ingenieure können damit bereits direkt an einer Anlage auf die Schnelle technische Daten abfragen oder ausgeführte Arbeiten ganz einfach verbal rückmelden.

Mixed Reality ermöglicht Servicetechnikern, Daten aus der Unternehmenssoftware direkt in ihrer Schutzbrille einzublenden (Quelle: IFS)

Virtuelle Realitäten unterstützen Servicetechniker

Auch die wachsende Verbreitung von Virtual und Augmented Reality schlägt sich in Unternehmenssoftware nieder. Augmented Reality (AR) hat dabei bereits einen schnellen Reifungsprozess durchlaufen. So bieten Unternehmen wie XMReality bereits heute Remote-Guidance-Lösungen auf Basis von AR. Instandhaltungstechniker können damit von Serviceexperten, die nicht vor Ort sind, durch die Aufgaben geleitet werden, als wären diese Experten physisch anwesend. Derartige Technologien haben den Weg von den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen zu einsatzfähigen Lösungen sehr schnell zurückgelegt und werden schon sehr bald weite Verbreitung finden.
Interessante Einsatzgebiete verspricht auch die Mixed Reality (MR), bei der mit Hilfe von Brillen wie Microsoft HoloLens Virtual Reality und Augmented Reality kombiniert werden. Dank MR werden schon bald Servicetechniker die Daten zu Anlagen aus der Business-Software direkt in ihre Schutzbrille einblenden können. Dadurch wird es möglich sein, mit beiden Händen an der Anlage zu arbeiten und die Anleitungen dazu direkt vor Augen zu haben.

Usability kontinuierlich messen

Manche der genannten Technologien sind in Unternehmensanwendungen bereits heute im Einsatz, bei anderen steckt dieser Einsatz noch in der Erprobungsphase. Früher oder später werden sie aber alle die Anwenderfreundlichkeit von Business-Software weiter erhöhen. Damit Unternehmen ihren Mitarbeitern eine Software bieten können, die kontinuierlich „state of the art“ ist, sollte ihr Anbieter permanent testen und prüfen, wie sich neue Consumer-Technologien oder innovative Lösungen in seiner Software nutzbringend einsetzen lassen. Das ist nur sichergestellt, wenn der Anbieter eine dedizierte Innovationsabteilung aufweist, die über ausreichende Investitionen verfügt und die Freiheit hat, auch unkonventionelle Strategien zu verfolgen.

Angesichts der großen Bedeutung der Anwenderfreundlichkeit sollten Unternehmen sie genauso messen, wie sie es mit der Kundenzufriedenheit oder anderen wichtigen Indikatoren bereits gewohnt sind. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Sie können Nutzer die Features der Software mit Hilfe eines Usability-Index bewerten lassen; sie können tracken, wann und wie die Features der Software genutzt werden; oder einfach in regelmäßigen Abständen Feedbackmeetings durchführen. So oder so ist es entscheidend, die Usability nicht nur bei der Implementierung einer Business-Software zu beachten, sondern sie als Bestandteil der generellen betrieblichen Erfolgsmessung kontinuierlich zu überwachen.

Dan Matthews verantwortet bei IFS als Chief Technology Officer (CTO) die Entwicklung, Konzeption und Kommunikation der Technologiestrategie für das IFS-Produktportfolio. Er leitet den Bereich Research & Strategy, zu dem auch die IFS Labs gehören. Außerdem ist er für die Technologie-Partnerschaften von IFS mit Microsoft, Oracle und anderen Anbietern zuständig und ein gefragter Referent auf IFS- und Branchenveranstaltungen. Dan Matthews kam 1996 als Software-Ingenieur zu IFS und hatte seitdem verschiedene Positionen im Unternehmen inne. Während seiner Karriere bei IFS war er eine treibende Kraft hinter großen Projekten wie der innovativen Anwenderoberfläche IFS Enterprise Explorer, dem Gang von IFS in die Cloud, der Integration von IoT-Funktionen in die gesamte IFS-Suite und der jüngsten Fokussierung auf Künstliche Intelligenz. Dan Matthews ist Absolvent des Linköping Institute of Technology, wo er Computer Software und Software Engineering studierte. Neben der Arbeit widmet er sich vor allem seinen beiden Kindern und versucht, Zeit für sein Hobby Tischlerei zu finden.

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