Digitalisierung: Chance oder Herausforderung? Einstellungssache!

2. Juni 2020

Allzu oft ist, wenn es um Digitalisierung geht, von Herausforderungen und noch viel mehr von Risiken die Rede: Roboter nehmen uns die Arbeitsplätze weg, Datenschutz und Digitalisierung sind unvereinbar und vor allem: Das kostet alles viel zu viel Geld, ohne einen konkreten Nutzen oder gar ein unmittelbares Wirken auf den ROI zu haben. Siamac Rahnavard von der Agentur Echte Liebe hat da eine ganz andere Meinung: Ob die digitale Transformation für Unternehmen eher Stress und Mehraufwand oder neue (Wachstums-)Chancen bedeutet, ist vor allem eine Frage der Perspektive – daher sollten Unternehmen dem Thema mutiger und aufgeschlossener gegenüberstehen.

Viel Gerede, nichts dahinter – Digitalisierung muss für deutsche Unternehmen Priorität sein

Die digitale Transformation ist längst auch hierzulande ein Dauerthema und daher in jedem Unternehmen auf der Agenda – sollte man meinen. Tatsächlich aber gibt es zum Thema Digitalisierung mehr Gerede als tatsächliche Umsetzung: noch immer hinken deutsche Unternehmen den Konkurrenten, beispielsweise aus den USA oder China, deutlich hinterher. Dass deutsche Unternehmen bei der digitalen Transformation zu zögerlich sind, belegt auch eine Studie von etventure [1]: 42 Prozent und somit weniger als die Hälfte aller Konzerne geht laut der Erhebung beispielsweise davon aus, dass die Mitarbeiter für den digitalen Wandel qualifiziert sind. Auch andere Erhebungen, wie etwa vom Kaspersky Lab und Statista [2] zeigen, dass unter den Deutschen noch immer viel Skepsis herrscht. Aber woher kommt diese Unsicherheit bei der Digitalisierung? Was macht es für Unternehmen so schwer, sich auf die digitale Transformation einzulassen?

Die Deutschen gelten als Weltmeister der Bürokratie – gut möglich, dass dieser Hang zu einer gewissen Ordnung und vermeintlichen Absicherung, der Ursprung vieler Bedenken und Hemmungen im Hinblick auf den digitalen Wandel ist.  Zumindest sind laut einer Statista-Umfrage von 2015 [3] „Angst vor Anforderungen an die IT-Sicherheit“ und „Rechtliche Unsicherheiten“ die Top-Gründe für Hemmnisse bei der Digitalisierung. Das zeigt sich auch in der aktuellen Corona Krise, wo nach anfänglicher Euphorie nun wieder die Bedenken im Umgang mit technischen Hilfsmitteln in den Vordergrund gerückt werden. Weiter wurden „unzureichende Kompetenzen der Mitarbeiter“, „hohe Investitionskosten“, und „fehlende technische Standards“ angegeben. Angesichts dieser möglichen Schwierigkeiten geben Unternehmen schnell auf oder erledigen die Hausaufgaben der Digitalisierung nur schleppend. Aber halt nur in Deutschland, denn die Aufgaben rund um den technischen Wandel zu ignorieren, führt zu nichts: die digitale Transformation ist so oder so bereits in vollem Gange und wer jetzt nicht handelt, wird den Anschluss im internationalen Wettbewerb verlieren. Das wird sich im Rahmen der aktuellen Krise, welche keinerlei Raum für zögerliches Handeln lässt, sogar noch weiter verstärkt.

Nur keine Scheu: Angst vor der Digitalisierung steht dem Fortschritt im Wege und gefährdet wirklich Arbeitsplätze

Die Digitalisierung hat viele Vorteile – einige davon sind ganz offensichtlich. Das Internet und zahllose Apps ermöglichen einen besseren Zugang zu Wissen, Informationen sind schneller abrufbar und können effizienter verbreitet und immer wieder aktualisiert werden, die Produktion von Content verschiedenster Art wird günstiger und einfacher. Diese Vorteile betreffen natürlich jeden – hierbei dürften sich die meisten wahrscheinlich einig sein.

Wird jedoch der Fokus auf die negativen Aspekte gelegt, wird die Digitalisierung zu einer scheinbar unüberwindbaren Mammutaufgabe. Die Konzentration auf unmittelbare Kosten, unter Ausschluss etwaiger Opportunitätskosten, und mögliche Hindernisse verstellt den Blick auf die Vorteile der Digitalisierung. Unternehmen müssen daher den Fokus verstärkt auf die positiven Aspekte der digitalen Transformation lenken und Veränderungen aufgeschlossen gegenüberstehen. Eine Form von Growth Hacking könnte hier die Lösung sein: Schnell testen, Ergebnisse erfassen und vergleichen und erfolgreiche Ideen weiterverfolgen. Aber auch für die Umstellung ist Weitsicht gefragt: Wo es aktuell gut läuft, fehlt vielleicht noch der „Ansporn“, jetzt die Kosten und Mühen auf sich zu nehmen, die mit den Veränderungen verbunden sind. Das ist fatal, denn in der heutigen Zeit kann eine solche Einstellung ein Unternehmen schnell ins Aus befördern. Es gibt zahlreiche Beispiele von renommierten Unternehmen aus der Wirtschaft, welche äußerst stabil erscheinen und dann schon durch eine geringe Systembeanspruchung an das Limit geführt werden, wie uns die derzeitige Corona Situation deutlich vor Augen führt.

Natürlich braucht es für die Implementierung digitaler Arbeitsprozesse und Strategien mitunter auch Mut zum Risiko und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Und selbstverständlich bedeutet die Digitalisierung der Geschäftsprozesse, diese zunächst einmal auf den Prüfstand zu stellen, sie zu durchdenken und neu aufzustellen. Keiner hat gesagt, dass es einfach ist. Mit der Fokussierung auf die schwierigen Aspekte der notwendigen Digitalisierung wird die Aufgabe jedoch nicht kleiner, sondern wachsen die Ängste und Hemmungen.

Schnellere Prozesse, verbesserte Arbeitsabläufe, aber ganzheitlich – Digitalisierung steigert die Unternehmenseffizienz

Online-Formulare, Kommunikations- und Organisationstools vereinfachen jetzt schon viele Abläufe wie etwa die Rechnungsverarbeitung in Unternehmen, digitale Speicherplätze ersetzen längst staubige Aktenschränke und Zusammenarbeit in Echtzeit von überall gelingt mit Online-Dokumenten. So weit, so gut. Der digitale Wandel bringt aber noch viel mehr. Neue Arbeitsmodelle sowie Gestaltungs- und Innovationsmöglichkeiten sind nur zwei Beispiele für den positiven Einfluss der Digitalisierung auf nahezu alle Unternehmen:

Künstliche Intelligenz bietet ein enormes Potenzial für viele Branchen. Schon heute wird KI im Recruiting oder für die automatische Texterstellung eingesetzt und wirkt dabei enorm ressourcensparend. Außerdem ist KI unerlässlich für Personalisierung – und die ist nicht nur im Marketing wichtig, sondern gewinnt für Unternehmen jeglicher Art an Relevanz.

Und dann ist da noch „New Work“ – schon jetzt als gerne als leeres Buzzword abgetan, dabei steckt hinter dem Begriff viel Wertvolles. Bessere Arbeitsbedingungen und flexibleres Arbeiten durch digitale Tools und globale Vernetzung, mehr Raum für Kreativität, weil Routineaufgaben wegfallen – all das kommt Angestellten und Unternehmen zu Gute. Die insgesamt durch das Internet sowie digitale Tools wesentlich beschleunigte Kommunikation spart Zeit, Ressourcen und damit auch Kosten. Dementsprechend hat die Digitalisierung nicht nur auf die Teamkollaboration, sondern auch auf die Lebensqualität während der Arbeit einen positiven Einfluss.

Gerade in Zeiten von Krisen wie etwa aktuell in der Corona-Situation zeigt sich zudem, dass speziell Unternehmen, welche bereits Erfahrungen mit Remote Work und Home Office haben, deutlich flexibler reagieren können und somit etwaige Umsatzeinbußen ausbleiben. Wenn alle Mitarbeiter plötzlich von zuhause arbeiten müssen, sind diejenigen Firmen im Vorteil, die sich nicht jetzt erst zwangsweise um Laptops, Kollaborationstools oder Remote-Zugängen für die Firmendokumente kümmern müssen. Die Implementierung von agilen und digitalen Arbeitsmethoden, aber auch die technische Grundlage für die Anwendung wird dadurch zum Grundstein, um erfolgreich auch unvorhergesehene Situationen überstehen zu können.

Fazit: Fokus aufs Positive! Nur wer die Chancen der Digitalisierung sieht, kann sie auch nutzen

Die Digitalisierung bietet viele Chancen, sie schafft Raum für Kreativität und Innovationen und sorgt für ein Mehr an Effizienz. Unternehmen, die diese Möglichkeiten nutzen, können sich einen deutlichen Wettbewerbsvorteil erarbeiten, da sie in der Lage sind, flexibler den individuellen Kundenwünschen nachzugehen und dadurch einiges an Kosten einzusparen. Um all dies möglich zu machen, braucht es jedoch Zuversicht und eine positive Grundeinstellung – die berühmte „German Angst“ ist somit reines Gift für Innovationen.

 

Quellen und Referenzen:

[1]https://www.etventure.de/blog/etventure-studie-digitale-transformation-2017-die-deutschen-unternehmen-sind-zu-langsam-und-zu-unflexibel/
[2]https://digital-magazin.de/digitale-zukunft-deutschen-haben-gemischte-gefuehle/
[3]https://de.statista.com/statistik/daten/studie/479125/umfrage/hemmungen-von-unternehmen-sich-auf-die-digitalisierung-einzustellen-in-deutschland/

 

Siamac Rahnavard ist Gründer und Managing Partner der Programmatic-Marketing-Agentur Echte Liebe. Mit einem strategischen, datengetriebenen Ansatz stellt er den Dialog zwischen Unternehmen und ihren Kunden her.

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