Statt langweilige Webinare oder klassisches eLearning: Mit Microlearning schneller mehr wissen.

Von   Hansjoerg Zimmermann   |  CEO und Gründer   |  WhatzLifeGmbH
5. Mai 2020

Kurze Lerneinheiten und ein neues dramaturgisches Konzept garantieren mehr Lust auf Lernen!

Kennen Sie die Kurve des Vergessens? Die hat ein gewisser Herr Dr. Ebbinghaus 1885 belegbar dokumentiert. Und sagt uns seit mehr als 130 Jahren, dass unser Gedächtnissystem eigentlich nicht für Standard-Seminare gemacht wurde. Die Ebbinghaussche Kurve sagt nämlich aus in welchem Zeitraum ein Mensch etwas neu Aufgenommenes behält und was er vergessen hat. So kann der Lernende nach 20 Minuten nur noch 60 % des aufgenommenen Textes abrufen. Nach 60 Minuten steigt die Vergessenskurve so stark an, dass die Abrufmenge bei 45 % liegt und nach 24 Stunden nur noch bei 34 %. Konstant bleiben nach dieser Forschung nur 15 % der erlernten Texte gespeichert. Ein echtes Dilemma. Und ist wirkt schon ausgesprochen merkwürdig, dass ausgerechnet Steve Jobs mit seinem iPhone und die Corona-Krise uns jetzt zwingen neu über Lernen und Gelerntes nachzudenken.

Die Zeit zu lernen, um sich weiterzubilden war noch nie so wertvoll wie heute. Und wird nach der Corona-Krise langfristig völlig anders aussehen als bisher. Deutschland wird auch in Sachen Bildung digitaler.

Höchst interessant, was der RWI-Chef Christoph M. Schmidt in einem aktuellen Spiegel-Interview formuliert hat:  „Wir sollten aus unserer Not eine Tugend machen und in qualitative Sprünge investieren – zum Beispiel beim E-Learning oder der technischen Ausstattung für mobiles Arbeiten. Die Produktivitätsschübe, die diese Investitionen auslösen, wirken weit über die gegenwärtige Krise hinaus.“ [10]

Schmidt ist Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Er war bis Februar 2020 auch Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Rat der fünf Wirtschaftsweisen“). Zudem ist der Professor für Wirtschaftspolitik und angewandte Ökonometrie an der Ruhr-Universität Bochum.

Wird das Smartphone vielleicht die beste Fernuni für Berufstätige?

Derzeit wird intensiv geforscht über Microlearning, Smart Microlearning und lernen mit dem Smartphone. Noch gibt es keine wissenschaftlich bestätigten Erkenntnisse, aber erste Ansätze der unterschiedlichen Forschungsmethoden deuten alle in eine Richtung:

Mit Microlearning können Lernende nicht nur schneller mehr wissen, sondern sie behalten auch mehr Wissen, das sie dann entsprechend anwenden können. Voraussetzung hierzu ist allerdings der Einsatz von Gamification Elementen. Didaktik-Forscher aus aller Welt sind sich sozusagen einig, dass die Zukunft des Lernens erheblich auf einem Smartphone passieren wird und wenn der Anteil des spielerischen Lernens durch swipen, Punkte oder Trophäen sammeln oder beispielsweise durch Quizduelle genügend hoch ist, sind die neuronalen Reize so positiv ausgeprägt, dass nicht nur die Lust auf Lernen steigt, sondern auch mehr Wissen „hängen“ bleibt. So ist die These, dass das Smartphone vielleicht die beste Fernuniversität der Zukunft ist gar nicht so weit hergeholt. In unserem Bildungssystem in Deutschland tun wir uns vielleicht (noch) ein wenig schwer mit dieser steilen These. Aber wenn wir Asiaten, Skandinavier oder die Baltischen Länder beobachten, müssen wir doch zugeben, dass wir mit dem tradierten Lernen nicht mehr Schritt halten können. Disruption wird es auch in der Welt der Bildung geben. Denn Wissen macht stolz!

Und was ist jetzt Microlearning genau?

Hier gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Definitionen, die aber sämtlich in eine Richtung deuten. Kurz zusammengefasst: Microlearning ist im Prinzip eine relativ kleine, sehr fokussierte Lerneinheit, die aus komprimierten Lernaktivitäten (idealerweise von 5 bis 20 Minuten) besteht. Das Verwenden von Microlearning in mobilen Anwendungen dient zur Steigerung der Wissenserhaltung und Arbeitsleistung. Zumindest scheinen die führenden Didaktikforscher sich an dieser Stelle einig, dass die berühmte Ebbinghaus-Vergessenskurve nun wirklich Schnee von gestern ist.

Und das sind die Argumente, die nach neuester Forschung für Microlearning sprechen:

  1. Microlearning fördert schnelle Erfolgserlebnisse und motiviert Lernziele schneller zu erreichen
  2. Microlearning ist eine pädagogische Lehrmethode, mit der Benutzer auf mehreren Plattformen gleichzeitig geschult werden
  3. Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis erfahren besser verdauliche Reize. Dadurch eingesetzt erhöht sich die Bindung der Lernenden
  4. Der Microlearning Prozess beschleunigt auch den Lernprozess insgesamt, da die Schüler das Phänomen der geistigen Müdigkeit vermeiden
  5. Geistige Müdigkeit führt zu einem ernsthaften kognitiven Rückgang der individuellen Leistung – das macht Microlearning so wertvoll.
  6. Durch das Aufteilen komplexer Kurse in überschaubare kleinere Lektionen zum Beispiel in 12 Minuten-Lektionen erhält das Microlearning die richtige Kaskade für eine konstante Leistung
  7. Durch die Verwendung mobiler Geräte können die Teilnehmer ihr Lernen problemlos unterbrechen und an jedem Ort und jederzeit fortsetzen
  8. Die mobile Anwendung bietet ihnen auch die Möglichkeit, ihre eigene Leistung in Echtzeit kontinuierlich zu überprüfen und ihr Lernen entsprechend anzupassen
  9. Microlearning auf Mobilgeräten fördert auch das Engagement, da verschiedene Medien verwendet werden, um die Teilnehmer zu begeistern und bei der Stange zu halten
  10. Kurze Lerneinheiten, sogenannten Learning-Nuggets halten die Spannung hoch und machen mehr Lust auf Lernen und: #schnellermehrwissen

 

Quellen:

  1. Squire LR: Memory systems of the brain: a brief history and current perspective. Neurobiol Learn Mem. 2004,
  2. Squire LR, Zola-Morgan S: The medial temporal lobe memory system. Science. 1991,
  3. Vuilleumier P: How brains beware: neural mechanisms of emotional attention. Trends Cogn Sci. 2005
  4. Tyng CM, Amin HU, Saad MNM, Malik AS: The influences of emotion on learning and memory. Front Physiol. 2017
  5. Mayer RE, Moreno R, Boire M, Vagge S: Maximizing constructivist learning from multimedia communications by minimizing cognitive load. J Educ Psychol. 1999, 91:638-643.
  6. Hug T: Micro learning and narration: exploring possibilities of utilization of narrations and storytelling for the designing of “micro units” and didactical micro-learning arrangements. Proceedings of Media in Transition. MIT, Cambridge, MA; 2005.
  7. Educational dimensions of microLearning – towards a taxonomy for microlearning. (2013). https://pdfs.semanticscholar.org/836b/52598a2f1aca8a068c1a392a53e0b4ea55f5.pdf.
  8. Göschlberger B: A platform for social microlearning. Adaptive and Adaptable Learning-EC-TEL. Verbert K, Sharples M, Klobučar T (ed): Springer, Dublin, Ireland;
  9. Internetquelle abgerufen am 10.4.2020: https://www.neuronation.de/gedaechtnistraining/vergessenskurve
  10. https://www.spiegel.de/wirtschaft/corona-krise-so-wollen-oekonomen-deutschland-wieder-hochfahren-a-caa0cd83-87fb-4f9f-b89b-e11d68d61a15

 

Hansjoerg Zimmermann studierte BWL mit Schwerpunkt Marketing. Danach studierte er Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte an der LMU. 1996 Gründung die argonauten Professor im Masterstudiengang Medienautoren an der HdM. Seit 2007 Professor an der Hochschule Macromedia. Gründung der WhatzLife GmbH (2018) und der WhatzLearn GmbH.

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