Die Blockchain ist kein Selbstläufer

Von   Lars Goebel   |  Leiter Strategie & Innovation   |  DARZ GmbH
8. August 2017

Der Blockchain und den dazugehörigen Technologieaspekten werden in der aktuellen Diskussion viel Potenzial und beinahe heilende Kräfte zugewiesen. Entsprechend hoch gerankt wird das Konzept in allen Formen von Hypecycles, Übersichten und Top-Listen. Vor allem im Hinblick auf die Verhütung von Manipulation und Ausfallsicherheit soll sich ein neues Level an Qualität für Datenbanktechnologien auftun. Der Ansatz beruht darauf, dass kleine, abgeschlossene Elemente, die sogenannten Transaktionen, zusammengefügt, in Blöcken gebündelt, verifiziert, validiert, codiert und schließlich geteilt werden. Damit trägt die Blockchain den Anforderungen der Digitalen Transformation Rechnung, nicht nur permanent mehr Leistung und Effizienz zur Verfügung zu stellen, sondern die in diesem Zusammenhang genutzten Daten auch entsprechend revisionssicher zu strukturieren und permanent verfügbar zu halten.

Eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten

Die Blockchain verspricht also für Organisationen aus unterschiedlichen Branchen Mehrwerte. Vorreiter in der Ideenfindung war die Finanzwirtschaft. Für das Buzzword und Hype-Thema der Krypto-Wärung Bitcoin bildet Blockchain das technische Rückgrat. Transaktionen können mit ihrer Hilfe verschlüsselt und gleichzeitig transparent abgewickelt werden. In diesem Kontext ist Bitcoin auf der einen Seite Experimentierfeld und gleichzeitig Vorbild für andere Formen von Transaktionen. Die Blockchain Technologie könnte in der Zukunft für zahlreiche Automatisierungsmaßnahmen genutzt werden. Ein denkbares Einsatzgebiet sind Smart Homes. Wenn beispielsweise Sensoren im Haus anschlagen, weil ein Wasserrohr kaputt ist, und aus diesem Grund automatisiert Prozesse ausgelöst werden. Dies kann unter anderem eine digitale Zahlung an den Handwerker umfassen, der direkt vorbeikommt und entsprechende Reparaturen vornimmt. Schäden können auf diese Weise so repariert werden, bevor der Hausbesitzer den Fall selbst überhaupt wahrnimmt. Auch die Musikindustrie könnte durch die Blockchain Technologie stark verändert werden. Künstler und Rechtsinhaber könnten Musiktitel registrieren und ihre Rechtsansprüche in der Blockchain vermerken. Zahlungen würden automatisiert und unmittelbar mit Unterstützung der sogenannten Smart Contract Technologie vorgenommen werden. Zudem könnten die Musiker selbst Richtlinien festlegen, auf welche Art und Weise ihre Werke genutzt werden dürfen.

Komplexer Ansatz, komplexe Umsetzung

Dies sind nur zwei Beispiele für die Vielfalt an Möglichkeiten, die die Blockchain bietet. Es stellt sich jedoch die Frage, wie einzelne Unternehmen vorgehen müssen, um davon zu profitieren. Hier geht es um die technische Etablierung, die aktuell noch einige spannende Herausforderungen formuliert. Hier einige davon:

  1. Die Blockchain ist komplex

Um eine revisionssichere Speicherung von Daten zu gewährleisten, setzt die Blockchain auf Dezentralisierung. So sind sehr viele Kopien der Datenbank im Netzwerk verteilt, sodass mehr als die Hälfte der verfügbaren Elemente gefälscht werden müsste, um einen Datenbankeintrag wirklich zu verändern. Dies bedeutet für den Manipulator, dass eine exorbitant hohe Summe aufgewendet werden muss, um die Manipulation überhaupt herbeiführen zu können. Das lohnt sich für den Angreifer nicht. Nichtsdestotrotz muss auch bei der Blockchaintechnologie auf eine Umgebung gesetzt werden, die eine dauerhafte Speicherung der Informationen an unterschiedlichen Orten vorsieht. In diesem Fall ist das Thema Dezentralisierung nur über die Einbindung von Partnern zu erreichen, die die Nutzung unterschiedlicher Standorte weltweit garantieren, die auch entsprechend performant sind.

  1. Die Sicherheit hängt von der Umgebung ab

Dezentralisierung sorgt für Ausfallsicherheit. Die Sicherheit der Daten per se resultiert auch und vor allem aus der Umgebung. Hier müssen potenzielle Anwender darauf Acht geben, in den einzelnen Standorten sowohl für physische als auch auf logische Sicherheit zu sorgen. Das bedeutet letztendlich, dass die genutzte IT eben nicht mehr im Keller betrieben werden kann, sondern dass die Nutzung von Hochsicherheitsrechenzentren notwendig wird, um den Datenzugriff nur für autorisiertes Personal zu ermöglichen.

  1. Blockchain ist Vertrauenssache

Es zeichnet sich ab, dass die Etablierung der Blockchain für einzelne Unternehmen ein kompliziertes Unterfangen ist. Hier hilft nur die Einbindung von qualifizierten Partnern wie Full IT Service Providern. Hier ist es wiederum notwendig, konsequent auf Zertifizierungen zu achten wie ISO 27001. Auch die Einhaltung der Vorgaben nach der EU Datenschutzgrundverordnung (DSGVO / GDPR) durch den Partner sind essenziell, um wirklich sicher und effizient zusammenarbeiten zu können.

  1. Blockchain betrifft multiple Geschäftsbereiche

Genauso wie unterschiedliche Branchen von der Nutzung der Blockchain profitieren können gilt dies natürlich auch für verschiedene Geschäftsbereiche im Unternehmen. Hier ergeben sich durch die Anwendung von Shared-Ansätzen nicht nur Kostensparpotenziale, sondern auch die Möglichkeit, die Lösung gemeinsam weiterzuentwickeln und Innovationen hervorzubringen. Auch dies bedingt jedoch das Consulting von Partnern aus den unterschiedlichsten Bereichen wie IT Security, Distribution etc. und die Führung durch einen zentralen Partner.

Das Angebot von Blockchain-as-a-Service setzt die Zusammenführung von Services aus den Bereichen Colocation, Managed Services sowie Infrstructure-as-a-Service (IaaS). Organisationen, die sich für die Etablierung einer eigenen Blockchain interessieren, sollten auf entsprechend zertifizierte Partner setzen.

Lars Goebel, Leiter Strategie & Innovation bei DARZ, befasst sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit IT-Services und dem Thema Cloud Computing. Zuständig für den Aufbau des modularen Produktportfolios von DARZ und dessen strategischer Weiterentwicklung kommt sein Fokus von Qualität und Sicherheit im Sinne der Firmenstrategie zum Tragen. Aufgrund seiner breitgefächerten Erfahrung im IT-Bereich unterstützt Lars Goebel heute Valesco Ventures, eine Venture Capital-Unternehmen aus dem Silicon Valley bei der Evaluierung von Geschäftsmodellen und nimmt einen Lehrauftrag an der FH Bingen wahr.

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